Polizeistation Tostedt
Abschied von Hans-Jürgen Scholz

Sieben Jahre lang leitete Hans-Jürgen Scholz (vorn), den seine Kollegen liebevoll "Scholle" nennen, die Polizeistation in Tostedt. Zum Abschied standen sie ihm zu Ehren Spalier - und rührten ihn zu Tränen
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bim. Tostedt. "Ich habe mit Sicherheit einen der spannendsten und abwechslungsreichsten Berufe ergriffen, den unser Land zu bieten hat", erklärt Hans-Jürgen Scholz (62). Nach sieben Jahren als Leiter der Polizeistation Tostedt wurde er jetzt von Kollegen, Vertretern der Samtgemeinde, der Feuerwehren und der Schulen in den Ruhestand verabschiedet.
Hans-Jürgen Scholz erlernte in den 1970er Jahren in Zeven die beruflichen Grundlagen. Zu dieser Zeit gab es eine strikte Aufgabentrennung zwischen Einsatz- und Verkehrsaufgaben sowie der Kriminalitätsbekämpfung.
Wechsel zur
Kriminalpolizei

Mit dem Wechsel zur „Kripo“ erweiterte sich sein Aufgabenspektrum: Aufnahme des Tatortes unter Beachtung des Spurenbefundes, das Analysieren einer Tat nach kriminalistischen und kriminologischen Gesichtspunkten und der Einsatz strafprozessualer Maßnahmen zur weiteren Beweissicherung gehörten dazu. "Beim Kriminalkommissariat in Buchholz sammelte ich die ersten Erfahrungen in der Bekämpfung der Kfz-Kriminalität und später in der Bearbeitung besonderer Firmeneinbrüche und Raubdelikte. Eine Herausforderung war auch die Arbeit in Sonder- und Mordkommissionen", erinnert sich Scholz.
2001 kam er nach dem Studium an der Polizeiakademie als frisch gebackener Kommissar zurück. Das Polizeikommissariat Seevetal wurde in den nächsten zehn Jahren seine neue dienstliche Heimat, in dem er die frei gewordene Stelle des Leiters des Kriminal- und Ermittlungsdienstes übernahm. In das Ressort fiel die Bekämpfung der mittleren Kriminalitätsformen in der kompletten Bandbreite. "Mein Mitwirken in dem 'Vorzeigepräventionsrat' Seevetal sollte meinen weiteren Weg prägen."
2012 kam Hans-Jürgen Scholz zur Polizeistation Tostedt. Sein Vorgänger Karl-Heinz Langner hatte den Weg für das neue Dienstgebäude geebnet und übergab ihm nach einer Einarbeitung die Leitung. 2014 wurde das neue Dienstgebäude am Rathaus eingeweiht und bezogen. Die zentrale Lage im Ort biete eine hervorragende Erreichbarkeit und auch für die Einsatzfahrzeuge eine bestmögliche Interventionsmöglichkeit bei Einsatzlagen.
"Die zurückliegenden Jahre waren gekennzeichnet durch die Flüchtlingskrise mit der Schaffung von Flüchtlingsunterkünften, die teilweise nicht leicht zu führenden Informationsveranstaltungen mit einigen Anwohnern und die Verdeutlichung unserer Normen für manche Flüchtlinge", berichtet Hans-Jürgen Scholz.
In der Gesellschaft
angekommen

"Bis heute kann aber konstatiert werden, dass nur ein überschaubarer Anteil der Asylbewerber mit dem Gesetz in Konflikt geriet, zumeist wegen Bagatelldelikten oder im internen Streit. Fünf Jahre später sind viele Flüchtlinge angekommen in unserer Gesellschaft und wirken als Arbeitnehmer am Bruttosozialprodukt mit. Und einen ganz großen Verdienst rechne ich den zahlreichen Ehrenamtlichen zu, die sich unermüdlich um die Heimatlosen kümmern, sie bei Behördengängen begleiten, sie betreuen und unsere Sprache, Werte und Normen vermitteln."
Vom Ausland
gesteuerte Banden

2016 sei das Bundesgebiet von vorwiegend aus dem Ausland gesteuerten Einbrecherbanden überlaufen worden, was sich auch auf dem Lande bemerkbar machte: "In jenem Jahr mussten in unserem Zuständigkeitsbereich 256 Wohnungseinbrüche aufgenommen werden", so Scholz. Die Polizeiinspektion Harburg habe bei der Bekämpfung eng mit der Hamburger "Soko Castle" zusammengearbeitet und Erfolge erzielt. "Viele Tätergruppen, die oft von Hamburg aus das Umland 'abgrasten', wurden aufgespürt und Festnahmen getätigt. Das und hohe Haftstrafen hatten abschreckende Wirkung. 2017 verzeichneten wir in der Statistik noch 82 Taten; 2018 nur noch 54." Zudem sei die Bevölkerung durch Informationsveranstaltungen sensibilisiert worden.
Die Polizei habe mit der Strafverfolgung und der Gefahrenabwehr eine doppelfunktionale Zuständigkeit in vielen Bereichen. "Die größte Wirkung entfalten wir aber erst in dem Zusammenwirken mit der benachbarten Verwaltung, dem Amtsgericht, den Schulen, den Verantwortlichen der Jugendpflege und natürlich unseren Partnern im Rettungswesen sowie der Feuerwehr", erklärt Hans-Jürgen Scholz. Diese Zusammenarbeit sei von gegenseitigem Respekt, Offenheit und Vertrauen geprägt, wofür er sich bei allen Verantwortlichen bedankt.
"Nach sieben Jahren Tostedt gilt mein besonderer Dank natürlich meinen Kollegen im Stationsdienst, die bei aller Arbeitsbelastung eine großartige Arbeit für die Bürger leisten", sagt Hans-Jürgen Scholz. Er hat die Leitung der Dienststelle an seine bisherige Vertreterin Sarah Bohnsack (34) übergeben. "Ich werde die Arbeit im kommenden halben Jahr im Sinne von Hans-Jürgen Scholz weiterführen", sagt sie. Voraussichtlich zum Herbst soll es eine neue Dienststellenleitung geben.
Hans-Jürgen Scholz wird es indes nicht langweilig werden. Seine Frau Angela muss "zwar noch ein bisschen arbeiten", wie er sagt. Die beiden haben ein altes landwirtschaftliches Anwesen im Bereich Sittensen erworben. "Da ist noch einiges zu tun," sagt "Scholle". Das sei positiver Stress. "Aber Hobbylandwirt werde ich nicht."

Dienstliche Stationen

1974 Dienstantritt bei der Polizei Niedersachsen
1977 bis 1987 Streifenbeamter im Polizeirevier Zeven
1988 Wechsel zur Kriminalpolizei; Sachbearbeiter im Kriminalkommissariat Buchholz
2001 Dienstabteilungsleiter beim Polizeikommissariat Seevetal
2002 bis 2012 Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes beim PK Seevetal
Ab 2012 Vertreter und ab 2013 Leiter der Polizeistation Tostedt

Sieben Jahre lang leitete Hans-Jürgen Scholz (vorn), den seine Kollegen liebevoll "Scholle" nennen, die Polizeistation in Tostedt. Zum Abschied standen sie ihm zu Ehren Spalier - und rührten ihn zu Tränen
Hans-Jürgen Scholz überreichte den symbolischen Schlüssel für die Tostedter Dienststelle an Sarah Bohnsack
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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