"Cool bleiben" lautet die Devise bei der heißen Brandgewöhnung
bim. Tostedt. Die Gelegenheit, unter realen Bedingungen - also bei Hitze, Dunkelheit, Enge und unter großer körperlicher Anstrengung - den Brandbekämpfungseinsatz zu üben, hatten kürzlich rund 50 Atemschutzgeräteträger aller zwölf Feuerwehren der Samtgemeinde Tostedt in der mobilen, gasbefeuerten Brandgewöhnungsanlage, die auf dem Gelände der Feuerwehr Tostedt Station machte.
Von außen sieht der Lkw mit dem Aufsatz, in dem eine nachgebildete Wohnung mit Möbeln, Türen und Treppenaufgang untergebracht ist, aus wie ein Schaustellerwagen, in dem viele unterschiedliche Brandszenarien nachgestellt werden können.
Wie im Einsatz steigen die Feuerwehrleute jeweils zu zweit mit einem Trainer in voller Montur unter Atemschutz, damit knapp 15 Kilo schwerer, und mit einem Strahlrohr von oben über eine in Flammen stehende Treppe in die brennende "Wohnung". Dort erzeugen die Flammen Temperaturen von rund 200 Grad und versperren den Rückweg, und es passiert noch so manches mehr, was in der Realität im Brandfall an der Tagesordnung ist und von einem Feuerwehrmann rasches korrektes Handeln fordert. Es gilt, das Feuer mit kurzen gezielten Löschstößen aus dem Strahlrohr zu löschen. Erst wenn man dabei nah genug herangeht, lässt der Kamerad in der Steuerung, der uns über Fenster und Monitore ständig überwacht, die Finger vom Gashebel damit das Feuer gelöscht werden kann.
Die nächste wichtige Aufgabe beim sogenannten Innenangriff wartet am Fuß der Treppe: den Stromverteilerkasten finden und die Hauptstromsicherung ausschalten.
Als nächstes erwartet die Retter in der „Industrieanlage“ eine brennende Gasleitung mit einem Handrad. Hier muss das Strahlrohr die Flammen vom Handrad abhalten und der Truppführer durch den Wasserstrahl das Rad zudrehen. "Man muss cool bleiben - trotz der Hitze und Flammen. Das ist das Lernziel", erläutert Tostedts Feuerwehr-Samtgemeindepressewart Thomas Rieche.
Danach kommt die Simulation eines Küchenbrandes. "Das ist eine kleine Falle. Wer hier mit Wasser einfach drauf hält, kommt in den 'Genuss' einer gewaltigen Fettbrandexplosion. Das Volumen des Wassers und heißen Fetts verhundertfünfzigfacht sich binnen Sekundenbruchteilen. Wir lernen: Fett niemals mit Wasser löschen, sondern den Deckel auf den Topf tun", so Rieche. Auch müsse jeweils zunächst die Brandursache erkundet werden, um das richtige Löschmittel möglichst sparsam einzusetzen.
Zum Schluss erleben die Mutigen noch die größte Gefahr für Feuerwehrleute - die Rauchgasdurchzündung - besser bekannt unter dem gleichnamigen Filmtitel Backdraft. "Um die Durchzündung zu überleben, muss man sich sofort auf den Rücken fallen lassen und das Mehrzweckstrahlrohr auf Schutzstrahl voll durchziehen. Bei der so aufgefächerten Wasserwand ist die Hitze immer noch brutal, dank der Schutzbekleidung aber ohne Verbrennungen auszuhalten", erläutert Thomas Rieche. Verschwitzt und erschöpft waren sich die Teilnehmer am Ende einig: Das muss man erlebt haben, um die realen körperlichen und psychischen Belastungen eines Brandbekämpfungs- oder Menschenrettungseinsatzes im Feuer zu testen.
Leider gebe es aber viel zu wenig Gelegenheit für diese Heißausbildung, denn der Truck ist deutschlandweit im Einsatz und teuer.
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