"Das Kultusministerium bleibt eine Antwort auf die Proteste an den Gymnasien schuldig"
bim/kb. Landkreis. „Bei der Bildungsoffensive der Landesregierung läuft etwas sehr schief. Den Gymnasien ist Geld genommen worden“, sagt der Tostedter Gymnasiallehrer Ulrich Graß. Erneut protestierten jetzt die Kollegien der fünf Gymnasien im Landkreis Harburg gegen die vom Kultusministerium eingeführte Arbeitszeitverlängerung - diesmal unter dem Motto: „Schwarze Zeiten für Gymnasien“.
Nicht nur in Tostedt, sondern auch in Buchholz, Hittfeld und Meckelfeld gab es Aktionen. Schüler und Lehrer machten sich in der Pause in schwarzer Kleidung und ausgestattet mit Plakaten und Bannern auf einen Protestmarsch um die Schule oder wiesen mit Buttons auf die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen hin, die einer Lohnkürzung um fünf Prozent gleichkomme.
Für die Schüler in Meckelfeld war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Lehrer bei ihrem Anliegen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, zu unterstützen. „Wir müssen etwas tun, auch um die Klassenfahrten zu retten“, so Marcel Schneuer von der Schülervertretung. Einer der Slogans auf den Plakaten in Meckelfeld lautete: „Keine Mehrarbeit zum Nulltarif!“
„Laut einer von der GEW Niedersachsen in Auftrag gegebenen Arbeitszeitstudie leisteten Gymnasiallehrer schon vor der Erhöhung der Stundenzahl im Schnitt 50 Stunden pro Woche, die Ferien eingerechnet“, erklärt dazu Ulrich Graß. Diese Studie sei vom Kultusministerium als „nicht repräsentativ“ abgewertet worden. „Eine eigene Antwort ist das Ministerium aber schuldig geblieben“, sagt Graß.
Den Lehrern gehe es nicht nur um die eigene Mehrbelastung, sondern auch um die Qualität des Schulalltags. Die Folgen für die Tostedter Gymnasiasten in diesem Schuljahr: Die Klassenfahrten der Jahrgangsstufen fünf und sieben werden ausgesetzt, auf einige Studienfahrten wird verzichtet, zahlreiche Projekte, Exkursionen und Theaterbesuche wurden zurückgefahren.
Auf die Frage, wie das Kultusministerium auf die bisherigen Protestaktionen der Gymnasien reagiert hat, antwortet Ulrich Graß: „Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (48, SPD) sagte, sie habe ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht. In dem Zusammenhang nennt sie u.a. die Rückkehr zum
Abitur in neun Jahren. Aber: Allein alles wieder umzustellen, bedeutet schon Mehrarbeit. Außerdem ist das sicherlich kein Ergebnis unserer bisherigen Proteste“, so Graß. Somit hoffen und warten die Lehrer abermals, ob sie eine Reaktion aus Hannover bekommen.
Darum geht es bei dem Protest
Seit September 2014 unterrichten Lehrer an Gymnasien wöchentlich eine Stunde mehr, durchschnittlich 24,5 Stunden pro Woche, hinzu kommen Vor- und Nachbereitung. Während der Kultus-Etat im Rahmen der „Zukunftsoffensive Bildung“ um 105 Millionen Euro, u.a. für die Umsetzung der inklusiven Schule und den Ausbau der Ganztagsschulen, erhöht wurde, sollen durch die Arbeitszeitreform bei den Gymnasiallehrern rund 80 Millionen Euro im Landeshaushalt eingespart werden.
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