Das sind die WOCHENBLATT-"Menschen des Jahres 2014"
Sie haben Großartiges geleistet, sie engagieren sich aus Überzeugung, und das uneigennützig, nachhaltig und mit viel Herz: die Menschen des Jahres 2014!
Da fiel die Wahl wirklich schwer. Daher hat das WOCHENBLATT aus den zahlreichen Vorschlägen nicht nur eine, sondern vier Personen im Landkreis Harburg und fünf im Landkreis Stade ausgewählt, die es verdient haben, besonders gewürdigt zu werden. Ohne sie wäre vieles nicht möglich, ohne sie wäre die Gesellschaft um einiges ärmer.
Das WOCHENBLATT bedankt sich für die vielen Zuschriften.
Gisela Johst: Einsatz fürs Kinderhospiz
os. Buchholz./Hanstedt. „Ich tue jeden Tag etwas Gutes, egal ob für mich oder für andere. Ich fühle mich einfach wohl dabei,“ sagt Gisela Johst (60). Von der Hilfsbereitschaft der Erzieherin, die seit mehr als 30 Jahren im Kindergarten „Kunterbunt“ in Buchholz tätig ist, profitiert vor allem das Kinderhospiz „Sternenbrücke“ in Hamburg. Innerhalb von zehn Jahren hat Gisela Johst mit vielen Aktionen - unterstützt von zahlreichen Helfern - Tausende Euro Spenden gesammelt. Und genau dafür, findet Kindergarten-Leiterin Dorothee Getz, gebührt Gisela Johst der Titel „Mensch des Jahres“.
Die genaue Gesamt-Spendensumme kennt Gisela Johst gar nicht: „Es müssen irgendwo zwischen 30.000 und 40.000 Euro sein“, sagt die Erzieherin, die in Hanstedt wohnt. Die Summe sei ihr nicht wichtig: „Es kommt mir nicht darauf an, Rekorde aufzustellen, sondern zu helfen!“
Durch eine Bekannte wurde Gisela Johst vor etwas mehr als zehn Jahren auf die „Sternenbrücke“ aufmerksam. Nach einem Besuch in der Einrichtung war für sie klar: Die muss ich unterstützen! Im ersten Jahr sammelte die engagierte Ehrenamtlerin „nur“ Geld. Danach wurde die Aktion immer größer - von einer Versteigerung im Kindergarten bis zur Riesen-Tombola auf dem Buchholzer Weihnachtsmarkt. In einem Jahr sammelten Gisela Johst und ihre Mitstreiter mehr als 8.000 Euro (!) ein. Seit fünf Jahren organisiert sie zusätzlich ein Benefizkonzert in Buchholzer Kirchen.
„Ich kann nur jedem empfehlen, sich die ‚Sternenbrücke‘ einmal anzuschauen“, sagt Gisela Johst. „Was in dem Hospiz geleistet wird, ist einfach klasse.“ Vor allem der alljährliche Tag der offenen Tür am 1. Mai sei dazu gut geeignet.
Eigentlich wollte Gisela Johst nach der zehnten Spendenaktion für die „Sternenbrücke“ aufhören. „Das werde ich aber nicht“, sagt sie jetzt. So wird die Erzieherin auch in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit in der Buchholzer Innenstadt Spenden sammeln und Selbstgebasteltes verkaufen. „Die Menschen können ja ihre Spende schon beiseite legen“, sagt sie lachend. Eines ist für Gisela Johst klar: „Wenn ich in fünf Jahren in Rente gehe, arbeite ich ehrenamtlich für die ‚Sternenbrücke‘ weiter!“
Karla und Ewald Nill:
„Unser Herz brennt dafür“
thl. Stelle. „Nur zu Hause herumsitzen, das wäre nichts für uns. Dafür brennt unser Herz zu sehr“, sagen Karla (75) und Ewald Nill (68) aus Stelle. Der Diakon im (Un)Ruhestand und seine Ehefrau engagieren sich auf vielfältige Weise - und das täglich und nicht nur in ihrer heimischen St. Michaels-Kirchengemeinde.
Ewald Nill war 32,5 Jahre als Diakon tätig, wurde vor dreieinhalb Jahren pensioniert. Dennoch kümmert er sich weiter um seine Gemeinde und veranstaltet viele Aktivitäten. „Ich organisiere z.B. mehrmals pro Jahr Fahrten zum Lüneburger Theater“, so Nill. Aber auch andere Ausfahrten und Veranstaltungen werden durch sein Wirken erst möglich, z.B. auch für die St. Michaels-Stiftung, für die Ewald Nill sehr aktiv ist.
Trotz Ruhestand hält Nill weiterhin Gottesdienste im Seniorenzentrum Hainfelder Hof und ist dabei nicht nur Prediger von der Kanzel, sondern kümmert sich wirklich um die älteren Mitbürger, gibt ihnen Hoffnung und Zuversicht. Gleiches gilt für die Bewohner des Hauses Hoheneck in Fliegenberg, einer Einrichtung für psychisch Kranke, wo Nill auch Besuche wahrnimmt und jedes Jahr eine Weihnachtspäckchenaktion für die Bewohner organisiert.
Eine Päckchenaktion zum Weihnachtsfest führt Ewald Nill auch jedes Jahr zusammen mit seiner Frau Karla für das Landeskrankenhaus Lüneburg durch. Dafür fährt er durch die Gemeinde, sammelt die Geschenke ein und verteilt sie vor Ort an die Patienten.
Karla Nill ist seit über 30 Jahren in der Seniorenarbeit der St. Michaels-Gemeinde aktiv, bastelt mit den Menschen und organisiert das Adventscafé mit. Bei Plattlesungen ist sie in der ganzen Region unterwegs. Und: Karla Nill gibt regelmäßig Lesestunden in den beiden Steller Altenheimen, im Hainfelder Hof sogar auf der Demenzstation. Begleitet wird sie dabei von ihrem Mann Ewald, der dann z.B. auf der Mundharmonika Musik macht.
Trotz der vielen ehrenamtlichen Aufgaben nehmen sich die Nills auch mal eine Auszeit. „Wir haben uns gerade ein 3.000 Teile-Puzzle gekauft. Das ist unser gemeinsames Hobby, dabei können wir abschalten“, lacht Karla Nill.
Christa Biermann:
„Dankbarkeit ist wichtig“
bim. Dohren. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ - so lässt sich die Lebensphilosophie von Christa Biermann (73) umschreiben. Wo immer Hilfe benötigt wird, engagiert sich die pensionierte Schulleiterin aus Dohren (Samtgemeinde Tostedt) mit Herzblut.
Generationen von jungen Menschen hat Christa Biermann geprägt. Sie leitete sechs Jahre die Schule in Dohren und drei Jahrzehnte lang die Grundschule Tostedt. Jetzt engagiert sie sich bei vielerlei Aufgaben ehrenamtlich.Für sie ist es selbstverständlich, für den ambulanten Hospizdienst Tostedt schwerstkranke Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. „Es muss kein Mensch alleine sterben“, so Christa Biermann, die sich auf die Nachtwachen spezialisiert hat.
Auch bei den Senioren in den Tostedter Altenheimen, die sie zu Geburtstagen für die Johanneskirchengemeinde besucht, ist sie eine gern gesehene Gesprächspartnerin.
Viel Zeit nimmt derzeit ihr Engagement für die Flüchtlinge in Anspruch. Gemeinsam mit anderen pensionierten Lehrkräften bringt sie wöchentlich fünf bis 20 Asylsuchenden die deutsche Sprache bei und hilft ihnen in verschiedenen Lebenslagen.
Darin hat sie Übung, unterstützt sie doch bereits seit einigen Jahren ihre polnischen Mieter und deren Verwandte bei Behördengängen. Für die polnischen Kinder organisiert Christa Biermann Sprachförderungen.
In der Nachbarschaft ist Christa Biermann wegen ihrer Fürsorge sehr beliebt.
Als Mitglied des Rates der Gemeinde Dohren zeichnet sie verantwortlich für die Organisation und Durchführung der sommerlichen Bustouren für Senioren.
Vor allem ihre „Omapflichten“ nimmt Christa Biermann, Mutter dreier Söhne, sehr ernst. Just haben ihre Enkelkinder Nummer sechs und sieben - Zwillingsjungen - das Licht der Welt erblickt. „Wir freuen uns fürchterlich“, strahlt Christa Biermann, die derzeit Sohn und Schwiegertochter in Kiel unterstützt. Aber auch die Dohrener Enkel kommen nicht zu kurz. Die bekocht sie an drei Tagen in der Woche. „An vier Tagen kann ich mich dafür bei Sohn und Schwiegertochter an den gedeckten Tisch setzen“, sagt Christa Biermann, für die Dankbarkeit das Wichtigste im Leben ist.
Sarah Brunckhorst, Hans-Heinrich Busch und Ilka Knabbe retteten ein Leben
bc. Stade. „Ohne diese drei Menschen wäre ich nicht mehr am Leben“, sagt Hartmut Tietjens (58) aus Mulsum. Er und seine Frau Heike sind Sarah Brunckhorst (22, Foto li.) aus Stade, Hans-Heinrich Busch (64, 2. v. re.) aus Mulsum und dessen Tochter Ilka Knabbe (40, re.) aus Himmelpforten unendlich dankbar, dass sie da waren, als das Leben des Familienvaters am seidenen Faden hing. Sie seien wahre Retter in der Not und nicht nur Menschen des Jahres 2014, sondern für ein ganzes Leben.
Es war der 3. Mai, als von einer auf die andere Sekunde alles hätte vorbei sein können: Ausgelassen feierten Heike und Hartmut Tietjens die Silberhochzeit von Freunden in Schomakers Landgasthof in Elm. Bis kurz nach Mitternacht. Hartmut fiel plötzlich um, mitten auf dem Saal, sein Herz hörte auf zu schlagen, sein Gesicht lief blau an. Die Gäste waren geschockt. Hans-Heinrich Busch, Ilka Knabbe und Sarah Brunckhorst behielten einen kühlen Kopf. Sie reagierten am schnellsten.
Als Erste-Hilfe-Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) wusste Hans-Heinrich Busch genau, was zu tun ist. Er und seine Tochter rissen Tietjens das Hemd vom Leib, begannen mit der Herzdruckmassage, Sarah sprintete 500 Meter zur nächstgelegenen Volksbank, holte einen Defibrillator (AED). „Das Gerät kann jeder anwenden. Die Erklärung läuft vom Band. Man muss wirklich keine Angst haben, etwas falsch zu machen“, erklärt die Polizistin.
Vier Stromstöße benötigte Hartmut Tietjens, um ins Leben zurückzukehren. Mit dem Rettungswagen kam er ins Stader Elbe Klinikum. Diagnose Herzinfarkt! „Wäre das zu Hause passiert, wäre ich vermutlich überfordert gewesen“, sagt Heike Tietjens. Fünf Stents wurden ihrem Mann gesetzt.
Der Kfz-Mechaniker muss noch lernen, „kürzer zu treten“. Manchmal will er schon zu viel. Das Wichtigste ist aber: Hartmut Tietjens ist am Leben: „Ich bin zwar nicht mehr so belastbar wie früher, aber ich bin ich.“
Beate Dowson ist für Tiere in Not im Einsatz
tp. Kutenholz. Sie fährt zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Ort des Geschehens, um gequälten oder vernachlässigten Tieren zu helfen: Beate Dowson (49) aus Kutenholz, Vorsitzende des Tierschutzvereins „Tierhilfe Stade“. Dowson ist seit rund einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich im Tierschutz aktiv. „Sie hat es sehr verdient, ‚Mensch des Jahres‘ zu werden“, sagt Dowsons Vereinskollegin Cornelia Haak.
Kürzlich nahm Beate Dowson mit Tierschutzkollegen einen 14 Jahre alten Hund in Obhut, dessen Halterin, eine alte Dame mit Demenz-Erkrankung, sich nicht mehr um ihn kümmern konnte.
„Hinter einem Tier in Not steht sehr häufig ein Mensch in Bedrängnis“, sagt Beate Dawson und stützt sich dabei auf ihre langjährige Erfahrungen als Beraterin am „Tierhilfetelefon“. Der heiße Draht führt direkt in das Wohnhaus von Beate Dowson, und ihrem Ehemann Mark (47). Die freiberufliche Englischlehrerin und der Kaufmann sind kinderlos und teilen ihr gepflegtes Eigenheim mit Garten mit einem Dutzend Hausieren, die keiner mehr will: Zur Vierbeiner-Schar gehören u.a. die blinde Samtpfote „Rosine“ (7) und Kater Shaky (8), der als Welpe in eine Mülltonne entsorgt wurde.
Oberstes Ziel der umtriebigen Tierschützerin ist die Vermittlung der Fundtiere. Die Wartezeit auf ein neues Herrchen oder Frauchen verbringen die Hunde und Katzen bei acht Vereinsmitgliedern, die, wie Beate Dowson, ihre Wohnungen als Pflegestellen zur Verfügung stellen.
Besonders starke Zuwendung lässt Beate Dowson verwilderten Katzen zuteil werden. Um das Tierelend infolge unkontrollierter Zuwächse herrenloser Katzenpopulationen einzudämmen, fängt sie die Streuner, lässt sie kastrieren und tierärztlich versorgen.
Einmal im Monat fährt Beate Dowson mit einer Helferin zu einem Tierfutter-Hersteller in Bremen, der Produktionsüberschüsse zum kleinen Preis an wohltätige Organisationen verkauft, und verlädt durchschnittlich eine Tonne Dosenfutter auf den Transporter.
Und dann erledigt Beate Dowson noch „Papierkram und Bürokratie“ für den Verein. Trotz des eigenen überdurchschnittlichen Engagements lobt sie auch alle anderen Mitstreiter: „Ohne jede Hilfe läuft im Tierschutz gar nichts.“
Elisabeth Bocho hilft und betreut Menschen
jd. Harsefeld. Schon immer hat sich Elisabeth Bocho (61) für andere engagiert - sowohl beruflich als auch privat. In ihrem Arbeitsleben durchlief die Harsefelderin, die sich jetzt in der Ruhephase der Altersteilzeit befindet, die verschiedensten Stationen. Dabei stand und steht noch immer stets der Mensch im Mittelpunkt: Die angehende Rentnerin pflegte kranke Kinder, qualifizierte Arbeitnehmer für neue Aufgaben im Beruf und war als Psychotherapeutin tätig.
Seit langem leitet sie ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker. Vor knapp zwei Jahren habe sie eine neue Aufgabe für sich entdeckt, so Elisabeth Bocho: „Damit mir im Ruhestand nicht die Decke auf den Kopf fällt.“ Sie arbeitet mit im Harsefelder Arbeitskreis Asyl und betreut Flüchtlings-Familien.
Derzeit hat sie sechs Familien unter ihre Fittiche genommen: vier arabische aus dem Irak bzw. Syrien und zwei aus Serbien - mit insgesamt 18 Kindern. Die engagierte „Unruheständlerin“ kümmert sich vom ersten Tag an um die Neuankömmlinge, begleitet sie bei Behördengängen und hilft ihnen bei der Bewältigung ihres Alltags: „Beispielsweise gehe ich mit den Asylbewerbern anfangs gemeinsam einkaufen, um ihnen zu zeigen, wo sie die günstigsten Produkte bekommen.“
Damit ist die Sache aber noch längst nicht erledigt: Die Kinder müssen in den Schulen bzw. Kitas angemeldet werden, Arzttermine sind wahrzunehmen und zwischendurch ist ständig wichtiger „Papierkram“ zu erledigen. Ihren Schützlinge hat Bocho eingeimpft, Briefe vom Amt unbedingt sofort zu öffnen. „Manchmal haben wir nur eine Frist von einer Woche, um zu reagieren.“
Auch in Notfällen ist Bocho schnell vor Ort: Kürzlich war bei einer Familie der Strom mitsamt Heizung ausgefallen - und das ausgerechnet am Wochenende. Die Harsefelderin setzte alle Hebel in Bewegung, damit der Schaden schnell behoben wird. Ständig ist sie auf Achse, um sich für „ihre“ Familien einzusetzen. „Das ist ein richtiger Halbtagsjob“, berichtet Bocho. Für ihr Engagement erwarte sie eine einzige Gegenleistung: „Die Familien müssen versprechen, fleißig Deutsch zu lernen.“ Nur wer die Sprache des Gastlandes beherrsche, könne in der neuen Heimat später vollständig integriert werden, meint Bocho.
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