Klimawandel und Dürrejahre
Daseinsvorsorge ist wichtig in Bezug auf Trinkwasser
Die Sommer insbesondere in den Jahren 2018 und 2019 waren von langanhaltenden Hitzephasen und großer Trockenheit geprägt. Die Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes zeigten gemäß dem Umweltbundesamt 2018 um 25 Prozent, 2019 um sieben Prozent und 2020 um ca. zehn Prozent weniger Regen und auch für das Jahr 2022 zu niedrige Niederschläge. Hingegen fiel das Jahr 2023 in unserer Region überwiegend nass aus. Im Zuge des Klimawandels wird vielfach eine Daseinsvorsorge hinsichtlich des Trinkwassers und auch in Bezug auf den zunehmenden Bewässerungsbedarf für heimische Landwirtschaftsflächen gefordert. Das WOCHENBLATT fragte beim Wasserbeschaffungsverband (WBV) Harburg nach, wie hoch der Verbrauch jeweils war.
Das Gebiet des WBV Harburg mit Sitz in Seevetal umfasst den gesamten Landkreis Harburg. Ausgenommen hiervon sind die Samtgemeinde Elbmarsch, die Stadtkerne Winsen und Buchholz sowie einige Wassergenossenschaften. Hinzu kommen die Ortschaften Daensen, Eilendorf, Immenbeck, Ketzendorf und Ovelgönne der Stadt Buxtehude.
Trinkwasserbedarf steigt
bei Trockenheit
Die Zahlen zeigen, dass der Bedarf an Trinkwasser in der Bevölkerung bei Trockenheit drastisch steigt.
"Die 'normale' Tagesabgabe an Trinkwasser liegt bei rund 29.000 Kubikmetern. 2018 und 2020 stieg dieser Wert an einigen Tagen aber auf bis zu 55.000 Kubikmeter. Dann stoßen unsere Aufbereitungsanlagen langsam an ihre Grenzen. Aus diesem Grund sind wir u.a. dabei, die Kapazität unserer Wasserspeicher zu erhöhen. Nach der Fertigstellung unseres neuen Behälters in Woxdorf sind wir in der Lage, fast 30.000 Kubikmeter Trinkwasser zu speichern", erläutert WBV-Geschäftsführer Uwe Paschke.
Die Gesamt-Wasserabgaben des WBV der vergangenen Jahre:
2018: 10.000.000 Kubikmeter
2019: 9.700.000 Kubikmeter
2020: 10.300.000 Kubikmeter
2021: 9.700.000 Kubikmeter
2022: 9.700.000 Kubikmeter
2023: 9.400.000 Kubikmeter.
Einschränkungen bei der Wassernutzung, wie den Verzicht auf Rasensprengen oder das Befüllen von Pools, sieht er als nicht notwendig. Diesbezüglich seien die Regelungen des Landkreises zur Einschränkung des Wassergebrauches in den vergangenen Jahren ausreichend. "Erfreulicherweise stellen wir aber auch fest, dass sich das Verhalten unserer Trinkwasserkunden bei Dürreperioden zum Wassersparen bei der täglichen Wasserabgabe deutlich bemerkbar machte", sagt Uwe Paschke.
Im Landkreis Harburg gilt seit mehr als 30 Jahren eine Bestimmung, die die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und Sportplätze regelt. Demnach dürfen wegen der hohen Verdunstungsverluste bei starker Sonneneinstrahlung mit Temperaturen über 25 Grad von 12 bis 17 Uhr Flächen nicht beregnet werden, bei zusätzlich starkem Wind bis 18 Uhr. "Wir haben darüber hinaus die Situation immer im Blick und es ist nicht ausgeschlossen, dass bei entsprechenden Wetterlagen (Hitze, Trockenheit) nachgesteuert wird", erläutert Kreissprecherin Katja Bendig.
Besonderheit ist Wasserförderung
durch Hamburg Wasser
Außerdem gibt es im Landkreis Harburg die Besonderheit, dass das Unternehmen Hamburg Wasser (HW) Grundwasser aus der Nordheide fördert, was Grundwasserschützer und Umweltverbände kritisch sehen.
Gerhard Schierhorn vom Vorstand der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN), der u.a. auch Kreistagsabgeordneter ist, hatte im Vorjahr eine Anfrage zu Grundwasserentnahmen im Landkreis gestellt und eine Liste über die zugelassenen jährlichen Entnahmemengen erhalten.
Hamburg Wasser war (Stand Juni 2023) der größte Wasserförderer mit jährlich im Schnitt 16,1 Millionen Kubikmeter über 30 Jahre und damit nicht viel weniger, als dem Wasserbeschaffungsverband (rund 14,3 Millionen Kubikmeter) und den anderen Wasserversorgern im Landkreis (rund 4,7 Millionen Kubikmeter) für die Versorgung der hiesigen Bevölkerung zugestanden werden. Der Beregnungsverband Harburg, eine seit 2011 bestehende Initiative von Landwirten aus dem Landkreis, hatte damals 10,8 Millionen Kubikmeter avisiert.
Interessant ist auch eine von Gerhard Schierhorn beantragte Auflistung der landwirtschaftlichen Grundwasserentnahmen für die Feldberegnung. Diese betrugen laut Landkreis 2018 rund 7,8 Millionen Kubikmeter, im ebenfalls trockenen Jahr 2019 aber nur rund 5,9 Millionen Kubikmeter und 2021 rund 3,1 Millionen Kubikmeter.
Der Landkreis will gemeinsam mit einem externen Ingenieurbüro ein Wasserbewirtschaftungs- bzw. -managementkonzept für insgesamt 249.000 Euro erstellen, für das ein Förderbescheid über 225.000 Euro der NBank vorliege. Die Vergabestelle bereite derzeit die Ausschreibung vor, sagt Kreissprecherin Katja Bendig.
Gerhard Schierhorn rechnet gegebenenfalls im Sommer 2025 mit ersten Ergebnissen der Fachgutachten. "Dann sind wir hoffentlich in der Lage, eine einfache Grundwasserbilanz für den Landkreis aufzustellen und folgende Fragen zu beantworten:
- Wie hoch ist das Grundwasserdargebot?
- Wie viel Grundwasser wird tatsächlich gefördert?
- Welche Auswirkungen haben die Grundwasserentnahmen auf grundwasserbeeinflusste Landschaftsökosysteme (Moore, Feuchtwiesen, Wälder und Bäche)?
Wo kann ggf. eine zusätzliche Wasserentnahme in welcher Höhe umweltverträglich genehmigt werden?", sagt Schierhorn.
Viel Wasser fließt
das Klo runter
Nur vier Prozent des verbrauchten Wassers werden zum Trinken oder zur Zubereitung von Speisen verwendet. Das geht aus einer Erhebung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft aus dem Jahr 2021 hervor. 36 Prozent werden fürs Baden und Duschen verwendet, 27 Prozent für die Toilettenspülung.
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