Tierzentrum Neu Wulmstorf
Ein Heim für alle Felle

Doris Firlus mit "Erna" in einem der Zwinger für die Hunde | Foto: bim
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  • Doris Firlus mit "Erna" in einem der Zwinger für die Hunde
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bim. Neu Wulmstorf. "Dass aus einem Tierversuchslabor ein Tierheim wird, ist ein international einmaliges Projekt", sagt Timo Leuchtenberger, Tierpfleger und stellvertretender Tierheimleiter des Tierzentrums Neu Wulmstorf. Dessen Eröffnung steht kurz bevor. Seit rund einem Jahr bauen und werkeln rund 15 Ehrenamtliche um Tierzentrums-Betreiberin Doris Firlus und diverse Fachfirmen am früheren Standort des „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ (LPT) in Mienenbüttel, um zunächst Hunden, Katzen und Kleintieren, die auf neue Halterinnen und Halter warten, ein vorübergehendes Heim zu bieten. Bevor der Betrieb Ende Februar/Anfang März startet, gibt es am Sonntag, 20. Februar, von 10 bis 18 Uhr einen Tag der offenen Tür. Danach sind detaillierte Einblicke aufgrund strenger Hygienemaßnahmen nicht mehr möglich. 
Insgesamt 3,5 Hektar stehen den neuen tierischen Bewohnern im Tierzentrum zur Verfügung, davon allein eine rund 1,5 Hektar große Freilauffläche für Hunde. Zwinger, in denen früher drei Beagle im Labor-Knast untergebracht waren, bieten heute Platz für einen einzigen Vierbeiner.
Tiergerechte Ausstattung
mit viel Liebe zum Detail

Mit viel Liebe zum Detail, zur tiergerechten Ausstattung und dem neuen typischen Grün haben alle Beteiligten die Räume gestaltet. In allen Zwingern gibt es Schlaf- und Spielmöglichkeiten und einen direkten Zugang zu einem kleinen Auslaufgehege. Im Katzenhaus mit Wintergarten fördert ein Spielplatz mit Schwebe- und Balancebalken Koordination und Köpfchen der Samtpforten, eben ein echter "Catwalk", wie Doris Firlus scherzt. 
"Wir haben nächtelang gemessen und geplant. Bei den Größen für Boxen und Zwinger liegen wir über den Standards des Deutschen Tierschutzbundes", betonen Firlus und Leuchtenberger. Kaum zu glauben, dass in den Räumen noch vor rund zwei Jahren Hunde, Katzen und Affen auf winziger Fläche und ohne Spielzeug ihr trostloses Leben fristen mussten.
Die größte Herausforderung des Komplettumbaus: Wände einreißen, um Platz für Fenster zu schaffen. Damit wurde ein Spezialunternehmen mit riesiger Säge beauftragt. Mindestens 20 Fenster wurden eingebaut.
In erster Linie Tierheim
für Hunde, Katzen, Kleintiere

"Von unserem ursprünglich geplanten Projekt ist allerdings nur noch ein Teil übrig geblieben", sagt Doris Firlus. So soll das Tierzentrum in erster Linie Tierheim für Hunde, Katzen und Kleintiere sein. Bis zu 100 Hunde könnten aufgenommen werden. "Alles, was mit Tieren zu tun hat, soll hier geboten werden. Eben ein Heim für alle Felle", meinen Doris Firlus und Timo Leuchtenberger. Auch ein Resozentrum für auffällige Hunde und später eine Wildtierstation sind vorgesehen. "Ich muss noch einen Tiertrainerschein machen. Daher werden wir zunächst nur eingeschränkt gefährliche Hunde aufnehmen", erläutert Doris Firlus. Für Wildtiere gibt es auch einen Aufzuchtraum für verwaiste Tierkinder mit Wärmebettchen und Inkubatoren.
Ein medizinischer Bereich samt Behandlungsraum, Kranken-, Isolier- und Quarantänestation wurde im früheren Affenhaus eingerichtet. Die Baugenehmigung dafür habe im vergangenen Sommer vorgelegen. Einen den Tierbestand betreuenden Vertragstierarzt gibt es bereits. Später sollen auch Physioptherapie und Heilpraktik angeboten werden. "Auch eine Hundeschule ließe sich hier wunderbar realisieren", sagt Doris Firlus.
Zu Beginn kümmern sich fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Tiere, später sollen es 25 bis 30 werden, der Betrieb an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden am Tag gewährleistet sein. Neben Fund- und Abgabetieren werden u.a. auch Tiere aus Beschlagnahmungen aufgenommen. "Dabei unterstützen wir die Polizei. Wir haben zwei Fahrzeuge", so Firlus. Platz genug gibt es auch, um zum Beispiel Schafe, Ziegen und andere Tiere vorübergehend aufzunehmen.
Das "Horror-Labor" soll
nicht vergessen werden

Das "Horror-Labor" soll nicht vergessen werden. "Wir werden einen Raum einrichten und auf die Vergangenheit hinweisen, um zu zeigen, was Menschen Tieren antun. Aber ohne Horror-Fotos", betont Doris Firlus. Sie und ihr Team waren in sozialen Medien von einigen Tierschützern angefeindet worden. Diese reagierten mit Unverständnis darauf, dass eine Tierfreundin an einem Ort, an dem grausames Tierleid Alltag war, ein Tierzentrum aufbauen will und mit der Geländepacht indirekt Tierversuche finanziere. "Das Argument zählt jetzt nicht mehr, nachdem das frühere Unternehmen LPT angekündigt hat, an allen drei Standorten auf Tierversuche zu verzichten", erklärt Doris Firlus. Vielmehr sollten die Tierschützer stolz auf das sein, das sie mit ihren Protesten erreicht haben.
 
Einige der Tierschützer halfen auch bei den Umbauarbeiten mit. "Ohne deren tolle Unterstützung wären wir nicht mal im Ansatz so weit", sagt Doris Firlus dankbar. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer durften sich auf einer Wand mit bunten Unterschriften verewigen.

Die Affenskulptur, die Tierschützer zum Ende der LPT-Tierversuche als Mahnmal auf der anderen Straßenseite des früheren Tierversuchslabors aufgestellt haben, steht jetzt direkt in der Einfahrt des Tierzentrums. Und die Affen haben "Gesellschaft" bekommen - einen Metallhund und eine -Katze sowie einen Stein mit der Aufschrift "Danke".

Wie in anderen Tierheimen, sind auch beim Tierzentrum Neu Wulmsdorf Sach- und Geldspenden willkommen - auch beim Tag der offenen Tür am 20. Februar. Weitere Infos unter www.tierzentrum-neu-wulmstorf.de.

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Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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