"Holzwurm" Volker Schöbel
Ein Paradies für große "Puppenspieler"
bim. Tostedt. Wenn es um filigrane Schnitzereien und Basteleien geht, ist Volker Schöbel keine Herausforderung zu anspruchsvoll. Mit seinen Fertigkeiten avanciert der 74-jährige Tostedter, der fast 20 Jahre lang als Feinmechaniker und Modellbauer arbeitete, nun zum Trendsetter: Denn er baut jetzt ein Windmühlen-Modell für eine Szene jung gebliebener, erwachsener "Puppenspieler", die sich regelmäßig trifft, um ferngesteuerte Landmaschinen im Miniaturformat um die Wette pflügen und ernten zu lassen.
In der Region bekannt ist Volker Schöbel für den Bau von Schwibbögen mit Wunschmotiven sowie mit oder ohne Beleuchtung. Nach einem Aufruf im WOCHENBLATT erhielt er zahlreiche "Aufträge" von dankbaren Kunden, die ihre alten Schwibbögen, Weihnachtspyramiden und geschnitzte Figuren von dem versierten "Holzwurm" restaurieren lassen wollten.
Bereits seit vergangenem November arbeitet der 74-Jährige an seinem bisher größten Modellbau-Projekt: einer Windmühle nach dem Vorbild der Windmühle aus Bad Zwischenahn im Maßstab 1:32 - inklusive Garage, Tierställen und Hallen für landwirtschaftliche Maschinen im Miniaturformat.
"Ein Freund aus Hamburg sah ein Foto eines Bauernhaus-Modells, das ich für einen ortsansässigen Wirt gebaut habe, und sagte: 'So etwas möchte ich auch - in Sonderausführung'", erzählt Volker Schöbel, der da noch nicht ahnte, was ihn erwartet. Irgendwann stand der Hamburger mit einem Aktenkoffer vor Schöbels Tür und erklärte: "Ich habe hier heiße Ware." Er meinte damit 500 Schachteln mit 19.500 abgebrannten Streichhhölzern, die Volker Schöbel für die Reetdächer verwenden soll. Und der findige Bastler wusste es sofort umzusetzen: Die aneinander geklebten Hölzchen bestrich er mit weißem Leim, auf den er Quarzsand rieselte, dem er wiederum mit Folienfarbe den passenden Reetdach-Farbton verlieh.
Für die Ziegel hat Schöbel in 14-stündiger Fleißarbeit mit einem Holzstäbchen 18.600 "Steine" mit einem Durchmesser von vier Millimetern in Hartschaumplatten geritzt. "Den Tipp mit den Hartschaumplatten habe ich von meinem Sohn Marcus, der auch gelernter Feinmechaniker ist, selbst Modelle baut und dafür national und international mit Modellbau-Kollegen vernetzt ist", berichtet Volker Schöbel. Unterstützung bekam er auch von einem Nachbarn, einem jungen Ingenieur. "Er hat die Elektronik verlötet und verkabelt und alles verdeckt eingebaut."
Der Hamburger Auftraggeber kommt immer wieder mit neuen Ideen, die der kreative Volker Schöbel mit Begeisterung umsetzt. Inzwischen entsteht an der Mühle zudem ein Wohnhaus, das mit Tapete, Fußbodenbelag und Einrichtungsgegenständen ausgestattet wird. Über einen Motor kann eine Hälfte des Daches geöffnet werden. Sogar ein kleiner Backshop ist in die Mühle integriert mit Mini-Berlinern und -Gugelhupfen sowie Beleuchtung durch edle Tiffany-Lampen. Geplant ist noch ein Teich, dessen bewegte Wasserfläche aus Epoxidharz entsteht.
Das Flügelrad der Mühle wird mit einem Motor betrieben. Die Mühle verfügt über eine Innenbeleuchtung und wird von zwei Spotscheinwerfern angeleuchtet, ringsherum gibt es 20 kleine Außenlampen - Straßenlaternen im Miniaturformat.
"In der Garage stehen ein Ackerschlepper und ein Förderband - alles ferngesteuert", so Schöbel, der erfahren hat, was es mit den Landmaschinen auf sich hat. "Es gibt Leute, die Kaffeepulver auf eine Platte streuen und mit den ferngesteuerten Treckern im Wettbewerb gegeneinander antreten, wer die geradeste Furche pflügt. Oder sie befördern winzige Steckrüben mit einem Lader aufs Förderband", erläutert Volker Schöbel schmunzelnd. Zweimal am Tag geht er in seinen Bastelkeller. "Das erfüllt mich mit großer Freude", erklärt der Rentner.
Eigentlich waren für die Mühle "nur" vier Monate Arbeitszeit eingeplant. "Nun werden es wohl sieben Monate", schätzt Volker Schöbel. Und der nächste Auftrag wartet schon: eine 1,50 Meter hohe Pyramide als Neubau.
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