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Tostedt
Epileptiker und Autist kämpft um Erwerbstätigkeit

Sebastian mit seiner Mutter Constanze Dean und seinem Assistenten Kilian Plantikow | Foto: bim
  • Sebastian mit seiner Mutter Constanze Dean und seinem Assistenten Kilian Plantikow
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bim. Tostedt. "Nicht sprechen zu können ist nicht das Gleiche, wie nichts zu sagen zu haben" - so steht es sinngemäß übersetzt auf dem Sweatshirt von Sebastian Dean. Dieser Satz beschreibt seine Situation: Der 42-Jährige aus Tostedt ist Autist und Epileptiker. Er spricht zwar nicht, aber er versteht alles und kann seine Meinung nonverbal vertreten. Daher kämpfen er und seine Mutter Constanze trotz seiner Beeinträchtigungen darum, dass er - wie vor Corona - auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert wird. Mit Unterstützung der beim Alsterdorfer Krankenhaus angesiedelten Arbeitsreha "JobMe" könnte Sebastian das jetzt nach einem Jahr gelingen.

Vor Corona auf erstem
Arbeitsmarkt tätig

Vor Corona hat der 42-Jährige vier Jahre lang auf dem ersten Arbeitsmarkt - jeweils 15 Stunden pro Woche in einem Lager für Landmaschinenteile - gearbeitet. Zusätzlich bezieht er Hilfe zum Lebensunterhalt vom Landkreis. "2017 sollte er wegen seiner dauerhaften Erwerbsminderung berentet werden, wogegen wir erfolgreich geklagt haben", berichtet Constanze Dean. Denn als Rentner sieht sie ihren Sohn längst nicht. "Und wir möchten, dass die Gesellschaft versteht, dass Menschen mit Behinderung nicht zwingend in Werkstätten arbeiten müssen", betont sie. "Wenn Sebastian mit anderen Beeinträchtigten zusammen ist, kann er sich nicht entwickeln. Auch findet er die Tätigkeiten langweilig." Deshalb engagiert sie sich dafür, Sebastian wieder in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Für Sebastian eine adäquate Beschäftigung zu finden, fällt aufgrund seiner Epilepsie aber schwer. Die krampfartigen Anfälle, bei denen der 42-Jährige im schlimmsten Fall zwei bis drei Minuten ohne Bewusstsein ist, sind von der Häufigkeit und Intensität her unterschiedlich. Im Alltag ist Sebastian auch deshalb auf die Unterstützung von Assistenten angewiesen. Dieser Umstand und die ohnehin schwierige Arbeitsmarktlage erschweren die Suche nach einem Arbeitsplatz. "Der Arbeitsmarkt ist noch nicht so offen eingestellt für Inklusion", so die Erfahrung der Deans.

Rehabilitationsmaßnahme für
Erwerbsfähige mit Epilepsien

Dann erfuhr Constanze Dean von "JobMe", einer beruflichen Rehabilitationsmaßnahme für erwerbsfähige Menschen mit Epilepsien, das erste bundesweite Angebot dieser Art. Seit einem Jahr wird Sebastian dort an fünf Tagen in der Woche fit gemacht für den allgemeinen Arbeitsmarkt: Themen sind u.a. berufliche (Neu-)Orientierung, Bewerbungstraining oder die richtige Kommunikation mit dem Arbeitgeber. Dabei werden die Stärken von Sebastian berücksichtigt. Dazu berichtet sein Reha-Coach Birte Joerss: "Er ist sehr genau bei der Arbeit. Sebastian sortiert gerne Dinge und ist dabei ausgesprochen ordentlich und ausdauernd."

So stand es außer Frage, dass der Tostedter möglichst wieder in einem Lager tätig werden sollte. Ein erster Lichtblick: Aktuell absolviert Sebastian ein Praktikum im Lager bei Ikea Moorfleet, wo er falsch abgelegte Ware sortiert. Und vielleicht führt das ja zu einer erneuten dauerhaften Beschäftigung.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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