Gedenktafel erinnert an Opfer der KZ-Transporte auf der Heidebahnstrecke

Bürgermeister Heinrich Richter sprach zur Einweihung der Gedenktafel
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bim. Handeloh. Wozu Hass gegenüber anderen Völkern, Ehtnologien und Anhängern anderer Glaubensrichtungen sowie Verblendung führen können, hat das Dritte Reich auf grausamste Weise gezeigt. Anlässlich des "Internationalen Gedenktags für die Opfer des Holocaust", der auch im Landkreis Harburg begangen wurde, weihte Bürgermeister Heinrich Richter jetzt am Bahnhof in Handeloh im Beisein von rund 35 Bürgern eine Gedenktafel offiziell ein. Diese erinnert an die KZ-Häftlinge, die durch die unmenschlichen Bedingungen auf den Transporten auf der Heidebahnstrecke oder bei Fluchtversuchen während des Aufenthalts des Zuges am Bahnhof in Handeloh ums Leben gekommen sind. Und gleichzeitig an die mutigen Handeloher, die sich unter Lebensgefahr den Nazischergen widersetzten und die Häftlinge mit Kartoffeln, Steckrüben, Milch und Kaffee versorgten.
"Wir wollen das Bewusstsein bewahren, damit sich ein solch unmenschliches Handeln nicht wiederholt - hier, wo es viele Menschen sehen", erklärte Heinrich Richter, der an die damaligen Geschehnisse erinnerte.
In den letzten Kriegswochen - Anfang April 1945 - wollten die Nazis rund 5.000 KZ-Häftlinge vom Konzentrationslager "Mittelbau-Dora" im Harz zum KZ Bergen-Belsen überführen. Etwa 50 Menschen mussten sich einen Güterwagen teilen. Während der Fahrt gab es kaum Verpflegung, sodass viele Menschen unterwegs infolge von Hunger, Durst, Krankheiten und Erschöpfung starben. Die so ums Leben Gekommenen und die Häftlinge, die in Handeloh von ihren Bewachern erschossen wurden, wurden in einem Massengrab nahe des Bahnhofs von den Nazis verscharrt. Die Handeloher Bevölkerung und Schulklassen pflegten die Grabstätte in den Folgejahren. Die Gebeine der 64 Toten wurden Ende der 1950er Jahre auf Veranlassung der Bezirksregierung schließlich auf dem Handeloher Friedhof beigesetzt, wo es seit 25 Jahren eine Gedenktafel gibt.

Das Anbringen der Gedenktafel am Bahnhof sei auch mit dem Erscheinen der Neuauflage des Buches „Nur Gott der Herr kennt ihre Namen – KZ-Züge auf der Heidebahn“ von Uwe Nordhoff und Adolf Staack verbunden, so Richter. (ISBN 978-3-00-061755-3, erhältlich im Buchhandel oder bei der Stadt Schneverdingen, E-Mail: rathaus@schneverdingen.de).

"Gedenken und Erinnerung sind wichtig", sagte Handelohs Pastorin Jennifer Gillner. Was noch nicht lange bekannt ist: "Auch Kriegstraumata werden von Generation zu Generation weitergegeben", erklärte sie. Ihr Großvater sei während des NS-Regimes Lokomotivführer gewesen. Als er merkte, wen er transportierte, habe er sich weigern wollen, die Züge anzuführen. Unter der Androhung, selbst erschossen zu werden, habe er es dann aber doch getan, berichtete sie. "Ich bin sicher, das hat etwas mit ihm gemacht, auch mit meinem Vater. Es ist eine schwierige Geschichte, die wir in uns und mit uns tragen, die uns berührt. Wir tragen Verantwortung, das Geschehene an folgende Generationen weiterzugeben. So etwas wie damals darf nie wieder passieren", so Jennifer Gillner, die mit dem Text von Dietrich Bonhoeffers "Von wunderbaren Mächten wunderbar umgeben" schloss.
Großes Lob für die Gedenktafel an dieser zentralen Stelle bekam die Gemeinde Handeloh von Bea Trampenau von der antifaschistischen Begegnungsstätte "Heideruh" in Buchholz. Gemeinsam mit Teilnehmern internationaler Workcamps erinnert "Heideruh" regelmäßig an die Gräueltaten des Nazi-Regimes.

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Bürgermeister Heinrich Richter sprach zur Einweihung der Gedenktafel
Pastorin Jennifer Gillner berichtete von ihrer persönlichen Betroffenheit
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Bianca Marquardt aus Tostedt

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