Landkreis Harburg
Jetzt startet wieder die Rehkitzrettung
Sobald die Wiesen und Grünlandflächen trocknen und das Gras ordentlich wachsen kann, beginnt die Grasernte bzw. Mahd - und damit eine gefährliche Zeit für Rehkitze. Denn: "Statt zu flüchten, ducken sich die kleinen Kitze in den ersten zwei bis drei Lebenswochen, rollen sich ganz klein ein und bleiben bewegungslos liegen, wenn Gefahr droht", erläutert Janine Böhnke, Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Tostedt. Was gegen den Fuchs hilft, kann tragisch enden, wenn der Trecker mit dem Mähwerk anrollt. Die Ehrenamtlichen des Hegerings Tostedt unterstützen daher die Landwirte zwischen Anfang Mai und Anfang Juli bei der Absuche der Grünlandflächen vor der Grasmahd und starten in den nächsten Tagen mit der Rehkitz- und Wildtiersuche - per Drohne und zu Fuß, um die Kitze zu entdecken. "Erfahrungsgemäß geht es in der zweiten oder dritten Maiwoche mit den ersten Einsätzen los, je nach Wetterlage." Und die ersten Rehkitze wurden bereits gesichtet.
Jungtiere werden im Gras versteckt
Das Team der Rehkitz- und Wildtiersuche des Hegerings Tostedt, eine Sparte der Jägerschaft Landkreis Harburg, ist seit 2018 im Bereich der Samtgemeinde Tostedt unterwegs. "Drei von vier Rehkitzen werden von der Ricke, dem weiblichen Reh, zum Schutz vor Fressfeinden in einer hohen Graswiese versteckt. Nur eins von vier Rehen hat im Wald die Kinderstube", erläutert Janine Böhnke. "Seit 2020 setzen wir für die Suche Drohnen mit Wärmebildkameras ein. Aufgrund der recht niedrigen Körpertemperatur der Rehkitze nutzen wir die sehr frühen Morgenstunden zur Suche per Drohne, da der Kontrast dann am höchsten ist. Sobald die Sonne scheint, wird die Suche schwieriger."
Die Teams bestehen aus zwei Drohnenpiloten und zwei bis vier Personen als "Bodenpersonal", die die per Drohne entdeckten Wärmequellen aufsuchen und die Tiere gegebenenfalls aufnehmen und für kurze Zeit sichern. Wichtiger Hinweis: Wer Kisten mit der Aufschrift "Rehkitzsuche Tostedt" am Feldrand stehen sieht, sollte diese auf keinen Fall öffnen und in Ruhe lassen. Die Kitzretter kümmern sich.
Die Tostedter haben auch das neue Team der Rehkitzrettung des Hegerings Buchholz häufig mit einer ihrer Drohnen unterstützt, wenn diese nicht zum Einsatz benötigt wurden. "Dieses Jahr startet Buchholz mit eigener Drohne und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit der beiden Teams", sagt Janine Böhnke.
"Bodenpersonal" benötigt Unterstützung
Damit weiterhin viele heimische Wildtiere vor der Grasmahd in den Grünlandflächen gefunden und gesichert werden können, wird dringend tatkräftige Hilfe benötigt. "Jeder, der gut zu Fuß ist, kann uns helfen. Man braucht keine Drohne, man muss auch keine steuern können. Unser 'Bodenpersonal' benötigt viel Unterstützung, auch wenn es nur hin und wieder ist. Jede Hilfe zählt."
Wer mitmachen will, sendet eine Nachricht mit Vor- und Nachnamen per Whatsapp an Janine Böhnke, Tel. 0176-28615648 oder per E-Mail an: dabei@rehkitzsuche-tostedt.de.
Auf der Internetseite www.rehkitzsuche-tostedt.de gibt es weitere Informationen und Berichte zu unserer Initiative.
Auf den Social Media Kanälen suchen die Kitzretter zudem derzeit nach kreativen Beiträgen zur Brut- und Setzzeit. "Wir freuen uns über weitere kreative Einsendungen, sehr gerne auch von Kindern gestaltet."
www.instagram.com/rehkitzsuche_tostedt
www.facebook.com/rehkitzsuche
Drohnenförderung und Richtlinien
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat in den vergangenen Jahren Förderprogramme für Drohnen, die für die Rehkitzrettung eingesetzt werden, aufgelegt.
"Jedoch hat der ein oder andere die Berichte Anfang dieses Jahres über die neuen Richtlinien für Drohnenflüge gemäß der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) mitbekommen. Hiernach dürfen seit dem 1. Januar 2024 alle Drohnen ohne Drohnenklasse oder mit einer Drohnenklasse ab C2 und mit einer höchstzulässigen Startmasse von 250 Gramm bis 25 Kilogramm nur in der offenen Kategorie, Unterkategorie A3 mit einem Mindestabstand von 150 Metern zu Wohn-, Gewerbe-, Industrie- oder Erholungsgebieten betrieben werden. Dies hätte für viele Initiativen zur Rehkitzrettung in Deutschland und auch für zwei unserer Drohnen bedeutet, dass wir an einigen Wiesen einen 150 Meter 'Todesstreifen' hätten lassen müssen, da wir dort dann nur zu Fuß suchen könnten", erläutert Janine Böhnke.
"Zum Glück konnte das BMEL für den Drohneneinsatz in der Landwirtschaft und zur Rehkitzrettung / Tierrettung eine Allgemeinverfügung in Form einer vorübergehenden Ausnahmeregelung erlassen. Somit können wir in der Saison 2024 noch unverändert suchen. Für 2025 gilt es abzuwarten."
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