Im nächsten Jahr geht's ans Rupfen
Kakenstorf will invasive Pflanzen bekämpfen und dazu einen Arbeitskreis bilden
bim. Kakenstorf. Die lilafarbenen Blüten sind schön anzusehen und setzen leuchtende Farbtupfer in die Landschaft an der Este: Doch das Drüsige Springkraut, früher auch Bauernorchidee genannt, gehört hier nicht her. Es gilt als invasive Pflanze (Neophyt), die heimische Gewächse wie Farne, Brombeere und Himbeere verdrängt. Deshalb hat die Kakenstorfer Politik der Pflanze jetzt den Kampf angesagt. Im kommenden Jahr soll es zwei Aktionen geben, bei denen möglichst viele Freiwillige dem Drüsigen Springkraut an die Wurzeln gehen.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Drüsigen Springkrauts liegt auf dem indischen Subkontinent. Als Zierpflanze wurde es im 19. Jahrhundert als Gartenpflanze in Europa eingebürgert. Kakenstorfs Bauausschussvorsitzender David Lieske (parteilos) hat die Initiative ergriffen und die Bekämpfung invasiver Pflanzen beantragt. Der Vorstoß wurde einstimmig im Bauausschuss befürwortet.
Einen aktiven Mitstreiter hat David Lieske bereits in Jan-Peter Ebeling (CDU) gefunden, der Mitglied im Esteverband ist. Außerdem gehören seiner Familie viele Flächen in der Gemeinde. "Wir möchten die Leute sensibilisieren, dass das Drüsige Springkraut, das die heimische Pflanzenwelt schädigt, nicht hierhergehört", sagt David Lieske. "Das Kraut kann seine Samen bis zu sieben Meter katapultieren und sich so schnell in der Fläche ausbreiten."
Zudem schränkt das Drüsige Springkraut das Wachstum umliegender Pflanzen ein: Zum einen, weil es sehr schnell hoch wächst und andere Pflanzen überschattet. Zum anderen, weil es reichlich und besonders süßen Nektar und Pollen produziert und so verhindert, dass zum Beispiel Bienen andere Pflanzen bestäuben.
David Lieske und Jan-Peter Ebeling ist bewusst, dass das Entfernen des Drüsigen Springkrauts dem buchstäblichen Kampf gegen Windmühlen ähneln wird. Dennoch sind sie hoffnungsvoll, für die Aktionen im kommenden Jahr genügend Mitstreiter zu finden und auch Gartenbesitzer davon zu überzeugen, das invasive Kraut auszurupfen.
"Unsere Idee ist, dass wir gemeinsam mit den Naturschutzfreunden, Waldorfschule und -kindergarten sowie der Jugendfeuerwehr und weiteren Aktiven eine 'Aufräumaktion' machen", erläutert Lieske. Im Winter soll es ein erstes Treffen geben.
Riesen-Bärenklau und Jakobskreuzkraut
Neben dem Drüsigen Springkraut soll auch anderen sogenannten Neophyten der Garaus gemacht werden. Die größte Gefahr geht laut David Lieske vom Riesen-Bärenklau (Herkulespflanze) aus, da es bei Berührung zu Verätzungen kommen kann (das WOCHENBLATT berichtete).
Wegen der fototoxischen Wirkung des Pflanzensaftes müssen geeignete Vorsichtsmaßnahmen (Arbeitshandschuhe, Ganzkörperschutzkleidung, Schutzbrille) vor dem Einsatz getroffen werden und der Riesen-Bärenklau vor der Samenreife der ab Mitte Juli fruchtenden Pflanzen ausgegraben oder abgehackt werden.
Ebenso steht das sich auf einigen Wiesen ausbreitende Jakobskreuzkraut im Fokus. Die Pflanze produziert Pyrrolizidin-Alkaloide, die bei Nutztieren u.a. Leber- und Nierenschäden verursachen und zu einem qualvollen Tod führen können. Ebenso kann es durch das Nektarsammeln der Bienen in den Honig gelangen. Hier sollen Blutbärfalter ausgesetzt werden, da deren Larven das Jakobskreuzkraut fressen und somit vernichten.
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