Kantorin Wiebke Corleis nimmt Abschied von der Johannes-Kirchengemeinde
bim. Tostedt. Über zwei Jahrzehnte lang gab Wiebke Corleis (49) den Takt an für die Sänger und Musiker des Kinder- und Kirchenchores sowie des Posaunenchores der Tostedter Johannes-Kirchengemeinde. In den beiden kirchlichen Kindertagesstätten unterrichtete sie die Jüngsten in musikalischer Früherziehung. Diese Ära geht nun nach fast 23 Jahren zu Ende. "Ich weiß die Offenheit der Johannesgemeinde sehr zu schätzen. Für mich persönlich ist es aber besser, nicht bis zum Ruhestand auf dieser Stelle zu arbeiten", sagt die beliebte Kirchenmusikerin. Sie nimmt sich eine Sabbathphase, möchte raus aus den gewohnten Strukturen, innehalten und neue Wege betrachten. "Ich glaube, dass die Musik mich weiter begleiten wird, aber in welcher Form, weiß ich noch nicht. Ich habe das Gefühl, ich brauche für mich selbst einen neuen Impuls", sagt Wiebke Corleis.
Die gebürtige Rotenburgerin studierte nach dem Abitur in Herford (Nordrhein-Westfalen) und Frankfurt am Main Kirchenmusik. "Eigentlich wollte ich Lehrerin werden", erzählt sie. Doch damals riet man ihr davon ab, weil es wenig Aussicht auf eine Stelle gäbe.
Da kam ihr ihre Berufung, die Musik, zugute: "Mit acht Jahren habe ich im Posaunenchor mitgespielt. In der achten, neunten Klasse habe ich mit dem Orgelspiel in der Rotenburger Stadtkirche begonnen", berichtet sie. Mal ehrenamtlich, mal gegen ein Taschengeld spielte sie das Instrument. "Meine Geschwister und ich haben immer schon Musik gemacht. Ich bin die einzige, die sich beruflich dafür entschieden hat."
Nach ihrer Zeit in Frankfurt wollte Wiebke Corleis zurück nach Norddeutschland, um näher bei ihrer Familie zu sein. "Ich habe mich auf mehrere Stellen beworben. In Tostedt hat es geklappt. Das war wie ein Geschenk", sagt Wiebke Corleis über ihre Arbeit für die Johannesgemeinde seit September 1992.
In den vergangenen Jahren übernahm sie zudem Aufgaben als Kreiskantorin. Chortreffen und Chorfreizeiten organisieren oder Kirchenvorstände bei Bewerbungsgesprächen beraten gehörte u.a. zu ihren Aufgaben. "Das war für mich eine neue Herausforderung, die mir Spaß machte. Eine Möglichkeit, in andere Gemeinden zu schauen", so Wiebke Corleis. Außerdem gehörte sie zur Verbandsleitung des niedersächsischen Kirchenchorverbandes.
Rückblickend gibt es für die Kirchenmusikerin "viele Dinge, an die ich mich gerne erinnere". Die zwölf Heiligen Nächte oder das Fest-Wochenende zum Jubiläum des Tostedter Posaunenchores gehören zu diesen Dingen ebenso wie die Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen. "Ich werde die Kontakte vermissen mit den Leuten, die ich in den Gruppen und Kreisen treffe", sagt Wiebke Corleis wehmütig.
Verabschiedet wird Wiebke Corleis am Sonntag, 31. Mai, um 15 Uhr in einem besonderen Gottesdienst. Anschließend wird zum Empfang ins Gemeindehaus eingeladen. Am Abend zuvor, am 30. Mai ab 20 Uhr, erklingt unter dem Titel "Die Himmel erzählen" eine geistliche Abendmusik in der Kirche mit der Johanneskantorei und dem Posaunenchor unter der Leitung von Wiebke Corleis.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchengemeinden, bleibt der Johannesgemeinde eine volle Stelle für die Kirchenmusik erhalten. Anfang Juni wird entschieden, wer Wiebke Corleis' Nachfolge antritt. Und der- oder diejenige wird "große Fußspuren" ausfüllen müssen.
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