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Umstrittene Klinikreform auch im Bundesrat bestätigt - ländliche Kliniken nun in Sorge

Kita-Engpass in Buchholz: Rami (4) bald allein daheim?

Bea Trampenau sucht für Rami (4) händeringend einen Kindergartenplatz 
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  • hochgeladen von Bianca Marquardt

bim. Buchholz. Eigentlich ist es eine echte Glücksgeschichte: Die Flüchtlingsfamilie aus dem Sudan hat eine Wohnung in Buchholz gefunden, der Mann hat Arbeit, die Frau besucht einen Deutschkursus. Was fehlt, ist ein Kindergartenplatz. Denn der kleine Rami (4) steht derzeit - wie viele andere Kinder in Buchholz - ohne Betreuung da. Der Skandal: Weder die „Familienstadt Buchholz“ noch der Landkreis Harburg sehen eine Möglichkeit, dem Kind eine Betreuung zu ermöglichen, sind aber zumindest um Notlösungen bemüht.
Die Familie lebte zunächst in der Flüchtlingsunterkunft in Handeloh. Dort hatte der Vierjährige auch einen Kindergartenplatz. Seit die Familie am 15. Oktober in ihre eigenen vier Wände nach Buchholz zog, fehlt eine Betreuung. Mutter Amal hat Rami in den vergangenen Wochen mit zu dem verpflichtenden Deutschkursus genommen, was aber eigentlich nicht erlaubt ist und von der Kursleitung nun auch nicht mehr geduldet wird. Schließlich hat ein Vierjähriger nichts in einem Erwachsenen-Kursus zu suchen. Ab Montag wäre Rami also täglich dreieinhalb Stunden allein.
„Wir haben alles versucht, um einen Betreuungsplatz für Rami zu finden, die Stadt Buchholz, das Kita-Portal, der Landkreis Harburg, der Tagesmütterverein, das Kaleidoskop, Teile der Politik eingeschaltet - alles ohne Erfolg. Es gibt keinen freien Platz für ein zugezogenes Kind in Buchholz – bis Sommer 2019! Und die Wartelisten sind schon länger als die zu erwartenden freien Plätze“, berichtet Bea Trampenau von der Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte „Heideruh“, die sich des Schicksals der Familie angenommen hat. „Jedes Kind hat ein Recht auf einen Kitaplatz, und Buchholz ist eine Zuzugsstadt“, ärgert sie sich.
Den Deutschkursus auszusetzen, bis Rami einen Betreuungsplatz erhält, ist für die Familie keine Option. Denn vermutlich hätte Amal dann vieles bisher Erlernte wieder vergessen, befürchtet Bea Trampenau.

Das sagt die Stadt Buchholz

Derzeit würden rund 100 Kinder auf Wartelisten für einen Kitaplatz stehen, sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. Der Ausbau des Betreuungsangebotes gehe nicht von heute auf morgen. Und selbst wenn weitere Einrichtungen geschaffen werden, müsse noch qualifiziertes Personal gefunden werden. „Wir arbeiten an einer Lösung für Rami und hoffen, diese im Laufe der nächsten Woche zumindest für die Dauer des Sprachkurses zu finden“, so Helms. Er verweist auf die flexible Betreuung im Kaleidoskop, wo Rami zumindest von 9.15 bis 12.15 Uhr betreut werden könnte.
Was die Kinderbetreuung mit Blick auf den zu erwartenden Familienzuzug in die diversen neuen Wohnbauten im Allgemeinen angeht, verweist Helms auf die geplanten neuen Kita- und Krippenplätze. Im Haushaltsentwurf 2019/2020 sind zwei Kita-Neubauprojekte mit jeweils fünf Gruppen (zwei Elementar- und zwei Krippengruppen sowie eine altersübergreifende Gruppe mit 126 Elementar- und 72 Krippenplätzen) vorgesehen. Voraussichtlich im Herbst 2020 werde das Objekt „Ole Wisch“ mit jeweils einer Krippen-, Elementar- und altersübergreifenden Gruppe (38 Elementar- und 21 Krippenplätze) zur Verfügung stehen. In der Kita „Kinderwelt“ sollen dann 30 zusätzliche Krippenplätze angeboten werden. Auch unterstütze die Stadt Projekte zur Einrichtung von Großtagespflegestellen, die bis Mitte 2019 24 neue Tagespflegeplätze für Kinder unter drei Jahren schaffen sollen.

Das sagt der Landkreis

Es gebe vereinzelt Sprachkurse, in die die Eltern ihre Kinder mitnehmen könnten, die derzeit aber nur bei ausreichendem Interesse angeboten werden, teilt Kreissprecherin Katja Bendig auf WOCHENBLATT-Anfrage mit.
Wenn die Tageseltern ausgebucht seien, gebe es als absolute Ausnahme noch die Möglichkeit, das Kind von nicht zertifiziertem, aber geeignetem Personal für maximal 15 Stunden pro Woche oder auf drei Monate beschränkt betreuen zu lassen. Dafür könne auch in der Abteilung „Besondere Leistungen für Kinder und Jugendliche“ beim Kreis geklärt werden, inwieweit die Bedingungen für eine Bezuschussung der Tätigkeit erfüllt werden.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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