Kondor-Mädchen wird per Hand aufgezogen
bim. Hanstedt. Wenn es um die Pflege und Aufzucht seiner Greifvögel geht, scheut Lothar Askani, Falkner im Wildpark Lüneburger Heide in Hanstedt-Nindorf, keine Mühen. Bereits zum dritten Mal in Folge ist ihm die Handaufzucht eines Andenkondors gelungen. Im Alter von gut drei Wochen ist das junge Kondor-Weibchen jetzt von Askanis Wohnzimmer in den Wildpark umgezogen und bald auch für das Publikum in einer der Außenvolieren zu bestaunen.
„Die Handaufzucht der Tiere ist notwendig, weil die Gefahr besteht, dass die Kondor-Eltern das wertvolle Ei kurz nach dem Legen beschädigen“, erklärt Lothar Askani. Deshalb nahm der Falkner das Ei in seine Obhut und leistete Geburtshilfe. Nach genau 58 Tagen in der Brutmaschine pickte er das Ei an und half dem kleinen Kondor, sich aus der Schale zu befreien.
„Normalerweise schaffen das die jungen Tiere allein. Dauert das Schlüpfen aber zu lange, wächst die Gefahr von Infektionen im Ei, die für den Vogel lebensgefährlich sind“, so Askani. Nachdem das kleine Kondor-Mädchen geschlüpft war, verbrachte es noch ein Paar Stunden in der Brutmaschine, bevor es dann seine Kinderstube in Askanis Wohnzimmer bezog. Alle paar Stunden musste er nun seinem Schützling einen kleinen Haps Fleischbrei verabreichen. „Ganz schön viel Arbeit, die sich aber lohnt“, meint der Falkner. Innerhalb der ersten drei Wochen hat der Vogel sein Gewicht mehr als verdoppelt und in rund einen Jahr, wenn der kleine Kondor ausgewachsen ist, wird er eine Flügelspannweite von bis zu 2,70 Metern erreichen.
Andenkondore - auch „Neuweltgeier“ genannt - sind die größten flugfähigen Vögel der Welt. Ausgewachsen wiegen sie zwischen zwölf und 15 Kilo und können bis zu 70 Jahre alt werden.
Ebenfalls eine stattliche Flügelspannweite von bis zu 2,20 Metern erreicht eine heimische Vogelart: der Weißstorch, auch bekannt unter dem Namen „Klapperstorch“. Neben den eigenen Störchen ist zurzeit auch ein wildes Storchenpaar zu Gast im Wildpark und hat - ganz zur Freude der Tierpfleger - Nachwuchs bekommen. Sobald einer der Altvögel das in luftiger Höhe auf einem Holzpfahl stehende Nest anfliegt, recken sich zwei hungrige Schnäbel in die Luft, und die Jungvögel betteln um Nahrung. „Wir hatten schon mehrfach ein wildes Storchenpaar in unserem Nest, aber mit dem Nachwuchs hat es nie geklappt“, sagt Jonas Richter, der als Tierpfleger für die Vögel im Wildpark zuständig ist. Jetzt kann man die Storcheneltern wunderbar dabei beobachten, wie sie abwechselnd in großen Kreisen über dem Wildpark schweben und die umliegenden Wiesen nach Nahrung absuchen, um dann wieder ein wachsames Auge auf ihren Nachwuchs zu haben.
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