Landkreis Harburg ist niedersachsenweit Vorreiter bei der Deponiebelüftung in Dibbersen

Vor dem Kernstück des Deponiebelüftungssystems (v.li.): Prof. Rainer Stegmann, Frank Sameluck, Kreisrätin Monika Scherf, Hans-Werner Sasse und Dr.-Ing- Kai-Uwe Heyer
  • Vor dem Kernstück des Deponiebelüftungssystems (v.li.): Prof. Rainer Stegmann, Frank Sameluck, Kreisrätin Monika Scherf, Hans-Werner Sasse und Dr.-Ing- Kai-Uwe Heyer
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bim. Dibbersen. Eine Generation produziert Abfälle, mehrere Generationen müssen mit den Altlasten leben. Durch den biologischen Abbau der Abfälle produzieren Hausmülldeponien auch Jahrzehnte nach ihrer Stilllegung klimaschädliche Deponiegase und schadstoffbelastetes Sickerwasser. Um diese Zeit zu verkürzen und Unterhaltungskosten zu sparen, hat der Landkreis Harburg jetzt niedersachsenweit eine Vorreiterrolle übernommen: Mit der sogenannten „in situ-Stabilisierung“ wird die frühere Deponie in Buchholz-Dibbersen binnen weniger Jahre in einen schadstoffarmen Zustand überführt. Nach einer Testphase befindet sich diese Deponiebelüftungs-Anlage nun im Regelbetrieb.
1,2 Millionen Euro hat der Landkreis in das Deponiebelüftungs-System investiert. Für diese Klimaschutz-Initiative erhält der Kreis als einer der ersten Antragsteller die Höchstfördersumme von 250.000 Euro vom Bundesumweltministerium.
„Wir sind für vier Deponien im Landkreis zuständig“, berichtete Hans-Werner Sasse vom Betrieb Abfallwirtschaft des Landkreises. Neben der in Dibbersen sind das die Deponien in Tostedt, Drage und Ohlendorf. Zudem gebe es laut dem Altlastkataster rund 250 kleinere Deponien im Kreisgebiet.
Die Mülldeponie Dibbersen wurde auf 8,5 Hektar von 1982 bis 1993 betrieben. 3,1 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle wurden dort verfüllt. Seit 1994 befindet sich die Deponie in der sogenannten Nachsorge.
„Bei dieser Behandlung dauert die Nachsorge acht bis zehn Jahre, ansonsten geht man von 30 Jahren und mehr aus“, erklärte Dr.-Ing. Kai-Uwe Heyer, der das Verfahren der „in situ-Stabilisierung“ jetzt gemeinsam mit Prof. Rainer Stegmann, beide vom Ingenieurbüro für Abfallwirtschaft aus Hamburg, offiziell vorstellte.
Durch Einpressen von Luft in den Deponiekörper wird der Müllzersetzungsprozess - der biologische Abbau, vergleichbar der Kompostierung - beschleunigt und das dabei entstehende Methangas kontrolliert abgeleitet. Bis zum Sommer 2013 erzeugte ein Blockheizkraftwerk damit Energie.
Auf dem Gelände befinden sich 47 Gasbrunnen, die zur Belüftung angesteuert werden, davon 20, bei denen die Abluft abgesaugt und in der Gasverdichterstation mit optimierter Abluftreinigungsanlage behandelt sowie einer Oxidationsanlage bei bis zu 1.000 Grad flammenlos verbrannt wird.
Die Vorteile des Deponiebelüftungs-Systems: Es werden 90 Prozent weniger Methangas produziert, die abgebauten Stoffe kommen nicht mehr durchs Sickerwasser in die Umgebung, so Rainer Stegmann.
Außerdem wurde die Deponie mit Drainage, einer Lehm- und einer Rekultivierungsschicht zur Reduzierung der Sickerwassermenge versehen.
Auch wenn die Investition zunächst hoch erscheint. Sie spart dem Landkreis mehrere Millionen Euro, die sonst für eine sichere und langwierigere Deponierung hätten ausgegeben werden müssen. Und mehrere umliegende Landkreise hätten schon Interesse bekundet, sich in Dibbersen einmal über das Deponiebelüftungs-System zu informieren, so Kai-Uwe Heyer.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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