Handeloh-Wörme
Pflegearbeiten im Wald
Wenn irgendwo Bäume gefällt werden, ist der Protest immer groß. In den Wäldern in Handeloh-Wörme handelt es sich aktuell um Pflegemaßnahmen. Eine alte Eiche zum Beispiel kommt dort jetzt richtig zur Geltung, nachdem die bedrängenden Fichten entnommen worden. Sie ist nur einer von zahlreichen bis zu 150 Jahre alten Solitärbäumen, die bei den Pflegemaßnahmen zwischen den Heidegebieten Brunsberg und Büsenbachtal bei Holm-Seppensen wieder freigestellt werden. Damit sorgen der Waldeigentümer und die Abteilung Umwelt des Landkreises Harburg dafür, dass die historischen Eichenbestände dauerhaft erhalten werden können – als Blickfang, vor allem aber als ökologisch wertvoller und wichtiger Lebensraum.
Die Arbeiten in den Lohbergen sind in vollem Gange und finden bis Anfang März auf etwa 22 Hektar Fläche statt. Dabei kommen auch Rückepferde zum Einsatz, die besonders schonend für das empfindliche Ökosystem im Waldboden und den Baumbestand sind.
Gut 45 alte Eichen und einige Buchen werden freigestellt, damit sie dauerhaft erhalten werden können. Derzeit stehen sie in dunklen Fichtennadelwäldern – Monokulturen, die überwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg als schnellwachsender „Holzlieferant“ angepflanzt wurden. Doch schon die alte Flurbezeichnung weist auf den eigentlichen Bewuchs hin: Lohbergen leitet sich von Lohe ab, das ist die Eichenrinde, die zum Gerben von Leder verwendet wurde.
Die bis zu 150 Jahre alten Eichen standen einst vereinzelt auf den ausgedehnten Heideflächen oder in den historischen Waldinseln. Dann wurden die Fichten gepflanzt, die das Aussehen des seltenen Eichenwaldes verändert und die lichtliebenden Bäume bedrängt haben. Die knorrigen Eichen brauchen aber Platz und Luft. „Die Eiche ist eine Lichtbaumart, sie braucht Licht und Sonne, und die nehmen die Fichten“, erklärt Armin Hirt von der Abteilung Umwelt. „Die Eichen wachsen als Individuen. Das sind richtige Charakterköpfe, die zum Vorschein kommen“, sagt Hirt. „Jeder Baum macht deutlich, wie vielfältig Wuchsformen sein können.“
Dabei kommen künftig auch Erholungssuchende auf ihre Kosten: Die Flächen liegen am Heidschnuckenweg. „Die Eichen sind Zeugen der Landschaftsgeschichte, die wir erlebbar machen.“
Doch die Waldpflege ist nicht nur eine optische Maßnahme, sondern dient auch Tieren wie Spechten und Kleiber, Fledermäusen oder Insekten. Die ökologische Bedeutung der Eiche ist beeindruckend. „Das sind wahre Meister der Biodiversität. An keiner anderen einheimischen Baumart leben mehr Insektenarten“, betont Armin Hirt. Entsprechend fördert der Landkreis die Pflegearbeiten auch als aktiven Insektenschutz mit seinem Programm „Lucanus“. Hunderte von Käferarten, beispielsweise der Hirschkäfer, der mit seiner lateinischen Bezeichnung auch Namensgeber des Förderprogramms ist, profitieren von der Eiche. Außerdem bieten die Bäume verschiedenen Flechten und Moosen ideale Lebensbedingungen.
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