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Post zockt kleinere Vereine ab: Portokosten mit "Dialogpost" um mehr als 100 Prozent erhöht

Hans-Ulrich Krentz mit den Briefen an die Mitglieder, die er bisher per Infobrief günstiger verschicken konnte
  • Hans-Ulrich Krentz mit den Briefen an die Mitglieder, die er bisher per Infobrief günstiger verschicken konnte
  • hochgeladen von Bianca Marquardt

bim. Hollenstedt. Unzuverlässige Briefzustellung und regelmäßige Porto-Erhöhungen, zuletzt um 8 Cent - die Post hat in den vergangenen Jahren viele Kunden verärgert. Mit einer weiteren Änderung werden seit Jahresbeginn nun auch kleinere Vereine bei den Portokos-
ten abgezockt. Darüber ist Hans-Ulrich Krentz (75), seit 1988 Vorsitzender der Hollenstedter Senioren-Union, stinksauer: Während er bisher rund 20 Euro Porto für das Versenden der monatlichen Infopost an 60 der 99 Mitglieder zahlte, sind für die gleiche Leistung nun 42 Euro fällig.
Die Infopost, die er bisher nutzte, kostete pro Brief 28 Cent. Seit Jahresbeginn hat das „Kind“ aber einen neuen Namen: Dialogpost. Damit verbunden ist allerdings ein Mindestversand von 200 Briefen in derselben Region. Erreicht man diese Menge nicht, muss das volle Porto von 70 Cent gezahlt werden. „Das sind über 100 Prozent Aufschlag. Darunter leiden alle Vereine und Verbände, die weniger als 200 Briefe verschicken“, ärgert sich Krentz. „Unsere Mitglieder sind zwischen 60 und 97 Jahre alt. Will die Post Ältere so dazu zwingen, auf E-Mails umzusteigen?“, will er wissen.
Krentz bemängelt auch die Informationspolitik der Post, er hatte nur von der Porto-Erhöhung um 8 Cent gehört. Daher war er völlig überrascht, als er im Januar wie bisher die Mitgliederbriefe in der Poststelle abgab und drei Tage später den Anruf erhielt, dass die Briefe nicht ausreichend frankiert seien und eine Nachzahlung in Höhe von 22 Euro verlangt wurde.
Wenn die Post nicht einlenkt, könnte der Februar-Brief der letzte sein, den Hans-Ulrich Krentz an die Mitglieder der Senioren-Union versendet. „In unserer Jahreshauptversammlung im Februar muss ich mit den Mitgliedern absprechen, ob sie weiter Wert auf eine offizielle Einladung legen“, so Krentz. Er ist aber jetzt schon sicher, dass zu den Veranstaltungen ohne die persönliche Einladung dann weniger Teilnehmer kommen.
So kann man seine Kunden auch vergraulen - und sich als Unternehmen zunehmend überflüssig machen.
• Die Pressestelle der Deutschen Post verweist auf eine Beratung in einem der Direkt-Marketing-Center, um die individuell bestmögliche Versandart zu finden (nach telefonischer Anmeldung). Infos unter www.direktmarketingcenter.de/vor-ort.html.

Bürgermeister schaltet sich ein

Umgehend reagiert hat Hollenstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Heiner Albers, der sich beim Politikbeauftragten der Deutschen Post AG über die Preissteigerung durch die Umstellung auf die Dialogpost beschwerte. "Als kommunaler Vertreter freut es mich, dass unsere Gemeinschaft von so vielen Vereinen und Verbänden lebt. Sie gestalten maßgeblich unser gesellschaftliches Leben. Daher ist es nicht nachzuvollziehen, dass diese Vereine und Verbände nun durch eine Veränderung des Mengenversands der Deutschen Post AG überaus mehr finanziell belastet werden.
Es scheint so, dass bei der Deutschen Post AG nur noch Masse statt Klasse zählt.
Ich möchte Sie bitten, meinen Protest gerne weiter zu leiten und sich dafür einzusetzen, dass Vereine und Verbände im ländlichen Raum, die regelmäßig die Deutsche Post AG für den Versand von Unterlagen nutzen, in Zukunft nicht weiter geschröpft und benachteiligt werden", schreibt Albers u.a. in dem Brief.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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