Puppenspieler Walter Görg zaubert Demenzkranken ein Lächeln ins Gesicht
bim. Tostedt. Die Bewohner der Demenzstation haben gerade ihr Frühstück beendet, als Walter Görg mit seinen "Assistenten" den Raum betritt. Der 56-Jährige ist Puppenspieler. Mit seinen Figuren "Fritz mit F", wie sich der Rotschopf vorstellt, sowie Waschbär "Willi" und Braunbär "Schlafmütze" zaubert Walter Görg den Senioren im Herbergsverein Tostedt ein Lächeln ins Gesicht.
Der forsche "Fritz" ist ein echter Charmeur und fungiert als "Eisbrecher". Mit einem lässigen "Moin moin" begrüßt er die Runde, bezirzt dann vor allem die Damen mit Hand-, Luft- und Nasenküssen. Den Beschützerinstinkt weckt hingegen das kleine weiche Waschbär-Baby "Willi", wenn es um Streicheleinheiten buhlt. Bei den Bewohnern der Demenzstation kommt Walter Görgs Vorstellung gut an. Die Senioren reagieren sofort auf die niedlichen Knautschgesichter und treten mit ihnen in Interaktion, schütteln "Fritz'" Hände, reiben ihre Nase an seiner und kuscheln mit dem kleinen Bären. Görg und seine Handpuppen zaubern ihnen ein Lächeln ins Gesicht. Mit den Worten: "Kaum sitz' ich auf dem Schoß, muss ich wieder los", verabschiedet sich Fritz schließlich. Aber die Bewohner müssen nicht traurig sein, denn ein Zwillingsbruder von "Fritz" lebt bereits im Herbergsverein.
Walter Görg stammt aus Starnberg am See. Mit einem Kompagnon verkaufte er früher die Handpuppen, denen er nun Leben einhaucht. "Das ist gut gelaufen. Später haben wir gesehen, dass die Puppen in Kindergärten und Seniorenheimen nur herumliegen. Die Leute hatten Hemmungen, die Puppen einzusetzen", berichtet Walter Görg. "Als mein Kollege zufällig im Lehrerzimmer einer Ergotherapieschule war, bat eine Lehrerin ihn, in die Klasse zu gehen und den Schülern zu zeigen, wie man mit den Handpuppen umgeht. Das war vor 23 Jahren und die Geburtsstunde, das Puppenspiel zu lehren", so Görg.
Er gastierte mit seinen knopfäugigen Begleitern fortan u.a. in Erzieherklassen und Altenpflegeschulen. Das sprach sich herum. "So sammelte ich über die Jahre Erfahrungen. In Berlin habe ich mit einer Puppenspielerin bei Seminaren zusammen gearbeitet und Soldaten auf dem zweiten Bildungsweg zu Erziehern ausgebildet", so der 56-Jährige, der seit 15 Jahren in Otter in der Nordheide lebt und dessen Haupttätigkeit darin besteht, Betreuungspersonal im Umgang mit den Plüschgesichtern zu schulen. Inzwischen sind er und seine Seminare und Schulungen bundesweit gefragt, er reist von Flensburg im Norden bis Lörrach in Baden-Württemberg. Einer der Schwerpunkte seiner Arbeit ist, Pflegepersonal das Puppenspiel für Demenzkranke zu vermitteln. "Mit den Puppen darf man auch mal frecher sein. Diese Therapieform habe ich selbst entwickelt", sagt Walter Görg, der auch als Gesundheitsberater im Einsatz ist.
• Nähere Infos über Walter Görg und seine Arbeit finden Interessierte unter www.handpuppenwelt.de und www.dozent.handpuppenwelt.de.
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