Perspektive für Flüchtlinge
Qualifizierung zu Umwelthandwerkern am Elbcampus
bim. Tostedt."Wir wollen verhindern, dass Ingenieure und handwerklich begabte Menschen aus dem Ausland Jobs annehmen müssen, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen. Auch wollen wir zeigen, dass Integration als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel Vorteile für die deutsche Gesellschaft hat", sagt Projektleiter Haiko Hörnicke von der Handwerkskammer. Er hat 17 vielversprechende Teilnehmer aus sechs Nationen gefunden, die jetzt in einem bundesweit einzigartigen Modellprojekt am Elbcampus zu Umwelthandwerkern qualifiziert werden.
Gefördert wird das Projekt fachlich und finanziell mit 278.500 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Das Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik am Elbcampus setzt es um.
Zwei der Teilnehmer kommen aus dem Landkreis Harburg: der 24-jährige Yohana Tekeste aus Eritrea, der in seiner Heimat im Maschinenbau und als Schweißer ausgebildet wurde und in Tostedt lebt, und der 30-jährige afghanische Bauingenieur Abdul Wakil Mansoori aus Buchholz. Beide haben nun die Möglichkeit, ihr Know-How auch in Deutschland anzuwenden und erhalten damit eine echte Zukunftschance.
Yohana Tekeste floh wegen der diktatorischen Herrschaft aus Eritrea und lebt seit zweieinhalb Jahren in Tostedt. Zusammen mit seiner kleinen Familie - seine Partnerin und er haben einen eineinhalbjährigen Sohn - wohnt er mittlerweile in einer eigenen Wohnung und ist für drei Jahre anerkannt. Er ist gut vernetzt, besucht regelmäßig das internationale Café in Tostedt und spielt in der Flüchtlingsmannschaft der FSV Tostedt-Todtglüsingen Fußball. Die Teilnahme am Projekt Umwelthandwerker eröffnet ihm nun eine berufliche Perspektive.
Abdul Wakil Mansoori kam vor eineinhalb Jahren nach Deutschland und hat eine Aufenthaltsgestattung. "In den ersten Monaten in Visselhövede habe ich nichts zu tun gehabt, keine Arbeit, keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen, keine Kommunikation mit Deutschen", berichtet er. Nach sechs Monaten kam er in die Flüchtlingsunterkunft an der Bremer Straße in Buchholz. "Hier wurde vieles besser! Im Café International habe ich begonnen, Deutsch zu lernen. Es ist ein Ort, der gut für uns ist", so Abdul Wakil Mansoori. Er hat Ende vergangenen Jahres seine Deutsch-Prüfung und den Politiktest bestanden - dank der Unterstützung der Ehrenamtlichen im internationalen Café.
Die künftigen Umwelthandwerker stammen aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Iran, Irak und dem Sudan und leben inzwischen überwiegend in Hamburg. Elf von ihnen sind Ingenieure, die übrigen haben mehrjährige Erfahrungen in den Bereichen Metall, Elektro- oder Klimatechnik. Sie sollen nun dazu befähigt werden, später eine Ausbildung im Umweltbereich aufzunehmen. Diese Möglichkeiten sind vielfältig, reichen vom Anlagenmechaniker über den Klimatechniker oder Energieberater bis hin zum Elektrotechniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik.
Seit diesem Monat und bis Anfang Juli sind die 17 Flüchtlinge jeden Tag am Elbcampus in einem berufsbezogenen Sprachkursus, in dem sie die Fachsprache aus dem Bereich Umwelt- und Klimaschutz erlernen. Daneben absolvieren die Teilnehmer praktische umwelttechnische Werkstattübungen und unternehmen zahlreiche Exkursionen, u.a. zu Müllverbrennungsanlagen, Windenergieanlagen, Kraftwerken, aber auch zum Freilichtmuseum am Kiekeberg, um mehr über nachhaltige Landwirtschaft zu erfahren.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.