Schützenverein Heidenau
Rekordmajestäten in der Warteschleife
bim. Heidenau. Erneut mussten in diesem Jahr die Schützenvereine auf ihre Schützenfeste verzichten. Die Vorbereitungen eines solchen Volksfestes dauern mindestens ein Vierteljahr dauern, um das Programm zu organisieren und vorzubereiten. Da der Wirt, die Schausteller und Musiker sogar noch früher gebucht werden müssen und die Auswirkungen der Pandemie nicht absehbar waren, wurden die Feste erneut abgesagt. So kommt es, dass die Majestäten nun eine dritte Amtszeit dranhängen.
Sven "der Doppelkönig" Kamin und seine Frau Silke avancieren aber nicht nur deswegen zum "Rekordkönigspaar": Silke Kamin war jeweils zweimal Kinder- und Damenkönigin und Königin der Königinnen, Sven Kamin war einmal Vizekönig und hatte die Königswürde bereits 2006/07 inne.
"Der Todt-glüsinger Schützenball am 7. März 2020 was das letzte Corona-freie Highlight. Dann kam das abrupte Ende. Bis dahin haben wir unser Allerbestes und Vollgas gegeben", berichten Sven und Silke Kamin. Zuvor sei es "ein normales Königsjahr" gewesen. Mit dem 13. März 2020 - der Tag, an dem die Jahrshauptversammlung stattfinden sollte - begann die Zeit des Lockdowns.
Die Majestäten und ihre Crew, bestehend aus Lutz Lohmann mit Ulrike, Olaf Bruns und Martina Meier sowie Präsident Thorsten Ehlermann, sowie begleitet von den Jungschützenmajestäten Lara Henning und Lukas Müller besuchten die Schützenfeste Tostedt, Todtglüsingen, Kampen, Königsmoor, Hollenstedt und Sauensiek sowie die Winterbälle in Holvede, Heidenau, Wesel und Königsmoor sowie den Landeskönigsball. Außerplanmäßig besuchten Silke und Sven Kamin auch 2019 das Trelder Schützenfest. "Weil mein Schwager Adjutant des Königs und mein Neffe Torge Matthies Kinderkönig ist. Jetzt ist er Jubiläumskönig", sagt Silke Kamin zu dem Umstand, dass Torge im 100. Jahr des Vereinsbestehens des Schützenvereins Trelde immer noch Kindermajestät ist.
Für die Jungschützenmajestäten war es ebenfalls hart. Für ihren Ball hatten sie bereits alle Einladungen verschickt und Getränke eingekauft. "Wir mussten allen wieder absagen", berichtet Lara Henning.
"Es ist schade, dass wir das Schützenfest zum zweiten Mal absagen mussten", bedauert Präsident Thorsten Ehlermann. "Wir hoffen, dass wir bald wieder unsere Pforten öffnen und den Vereinsmitgliedern und der Öffentlichkeit unseren neuen Schießstand zeigen können." Wie berichtet, hat der Verein das vergangene Jahr genutzt, um mit der Unterstützung großzügiger Sponsoren rund 80.000 Euro in die Modernisierung und Digitalisierung seiner Schießsportanlage zu investieren.
"Derzeit hat unser Verein rund 460 Mitglieder, davon 55 Jugendliche bis 20 Jahre, 94 Damen und rund 50 Spielleute. Alle haben uns während der Pandemie die Treue gehalten, dafür herzlichen Dank!", sagt Thorsten Ehlermann.
Blick in die Vereinsgeschichte
1925: Männer aus den damaligen Orten Avensen und Everstorf gründeten den Schützenverein Avensen-Everstorf. Zuvor fand bereits jährlich ein Scheibenschießen statt. Erster Präsident wurde der Landwirt Wilhelm Oelkers. Das erste Schützenfest wurde im August gefeiert. Die Mitgliederzahl betrug 110. Die Königswürde wurde bereits damals durch Vogelschießen ermittelt.
1927: Gastwirt Ernst Bellmann (Heidenauer Hof) erklärt sich bereit, einen Schießstand auf seinem Gelände zu errichten. Als Gegenleistung erbat er dafür vom Verein, für die nächsten 30 Jahre sämtliche Schützenfeste zu betreiben.
1929: Nach Zusammenlegung der beiden Orte Avensen und Everstorf wurde die Änderung des Vereinsnamens in Schützenverein Heidenau von 1925 e.V. beschlossen. Dem ersten Schützenkönig, Johann Busch, folgten 14 weitere Könige bis zum Kriegsausbruch, durch den im September 1939 das Vereinsleben zum Erliegen kam. Erst 1950 konnte wieder eine Versammlung abgehalten werden, in der man beschloss, den Schießsport wieder aufzunehmen und Schützenfeste in alter Tradition zu feiern.
Seit 1951 wird alljährlich auch die Vizekönigswürde vergeben; die am Ende der Saison ausgeschossen wird. Der Spielmannszug, der 1927 gegründet wurde, wurde im Jahr 1954 in den Schützenverein integriert. Bis dahin gehörte er dem TSV Heidenau an.
1957: Ein neuer Schießstand nebst Schießhalle wird am Sportplatz gebaut. Durch Geldspenden und freiwillige Arbeitsstunden vieler Schützenbrüder wurde der Beschluss in die Tat umgesetzt.
1977: Die Damenabteilung wurde gegründet. Seit 1981 schießen die Jungschützen ihren Jungschützenkönig aus. 1984 folgten die Jungschützinnen mit ihrer ersten Königin.
1985: Der Luftgewehrstand wurde eingeweiht.
Pfingsten 2000: Das 75-jährige Jubiläum wurde mit großer Beteiligung von 44 Schützenvereinen und Spielmannszügen gefeiert.
2003: Mit vereinten Kräften wurden Schützenhalle und Schießstand saniert und in Teilen neu gebaut.
Seit 2006 nehmen Jugendliche aus Heidenau regelmäßig an den Deutschen Meisterschaften in München teil. Auch werden viele schießsportliche Erfolge auf Kreis- und Landesebene gefeiert.
2019 wurde beschlossen, die Kleikaliber- und Luftgewehrstände auf Elektronik umzurüsten.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.