Im Landkreis Harburg
Retterin benötigt nach schwerem Unfall selber Hilfe
(bim). "Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Martina Leffrang ganz sachlich. Die Rettungswagenfahrerin und Leiterin der Johanniter-Reiterstaffel des Landkreises Harburg ist seit einem schweren Unfall im vergangenen Juli, über den das WOCHENBLATT berichtete, auf Hilfe sowie auf Orthesen und Rollstuhl angewiesen. Die ständigen Gedanken, "was wäre gewesen, wenn? ...", lässt sie nicht mehr zu. Natürlich habe sie Zukunftsängste, aber: "Ich habe es überlebt", sagt Martina Leffrang.
Rückblick: Am Sonntag, 11. Juli 2021, war Martina Leffrang mit einem Kollegen (30) im Rettungswagen auf dem Weg zu einem Einsatz. In der scharfen Rechtskurze auf der K45 zwischen Buchholz-Sprötze und Kakenstorf kam ihnen plötzlich auf ihrer Fahrspur "ein Auto auf zwei Reifen entgegengeschleudert, wie im Film", erinnert sich Martina Leffrang. Den lauten Knall des Aufpralls habe sie noch mitbekommen. "Dann war es plötzlich dunkel, als ob jemand die Jalousie heruntergelassen hätte. Dann war ich weg", beschreibt sie die Situation.
Wie sich später herausgestellt habe, sei der 27-jährige Unfallgegner mit 120 km/h in die Kurve gebrettert. Auf der Langen Straße (K45) gelten in dem Abschnitt 70 km/h, und die Kurve ist vor allem bei regennasser Fahrbahn, wie zu dem Zeitpunkt des Unfalls, extrem gefährlich. Die Fahreuge kollidierten nahezu frontal. Martina Leffrang und der Audi-Fahrer wurden in den Fahrzeugen eingeklemmt und erlitten schwere, der 30-jährige Rettungsdienstmitarbeiter leichte Verletzungen.
Für die dennoch lebensfrohe 60-Jährige besonders dramatisch: Eine ab August 2021 anstehende Fortbildung zur Notfallsanitäterin, die die gelernte Arzthelferin und Rettungsassistentin nach der Novellierung des Rettungsdienstes für die weitere Berufsausübung als erste Fachkraft im Rettungswagen braucht, konnte sie nicht antreten. Bis die Versicherung des Unfallfahrers Schmerzensgeld und Verdienstausfall zahlt, kann es lange dauern.
Seit dem Unfall musste die 60-Jährige u.a. zweimal an den Füßen operiert werden. Sie befindet sich in physio- und psychotherapeutischer Behandlung, kann nur kurze Strecken mit Orthesen laufen oder im Rollstuhl zurücklegen. Im Rollstuhl muss sie überwiegend geschoben werden. "Für viele alltägliche Dinge benötige ich Hilfe, das normale Privatleben liegt brach", sagt sie.
Dankbar ist sie ihrem Lebensgefährten, der sie in jeder Lebenslage unterstützt, zu Ärzten, Therapeuten oder ihren Töchtern fährt, sowie ihrer tollen Reitbeteiligung, die sich neben Studium und Job fürsorglich um Martina Leffrangs Pferd "Rockie" kümmert. "Auch da laufen die Kosten weiter", sagt Martina Leffrang. Außerdem kann sie "Rockie" derzeit nicht für seine Einsätze mit der Johanniter-Reiterstaffel trainieren. "Daher suchen wir händeringend einen Reitlehrer, der uns unterstützt", erklärt die 60-Jährige.
Einkaufen mit Rucksack ist nicht möglich, da das zusätzliche Gewicht auf die Orthesen drückt. Daher ist Martina Leffrang froh über ihre tierische Einkaufshilfe: Hündin "Dayna" trägt die Taschen.
"Meinen Füßen habe ich inzwischen Namen gegeben: der linke heißt 'kaputt', der rechte 'Matsch'", nimmt Martina Leffrang mittlerweile mit Galgenhumor, dass ihr rechter Fuß beim Unfall komplett zertrümmert wurde. Die Ärzte hätten inzwischen die Bezeichnung übernommen. Aber an "Matsch" hängt ihre Zukunft, um eines Tages wieder im Rettungsdienst arbeiten zu können. Ende Februar steht die nächste Operation an.
• Die Johanniter haben ein Spendenkonto für ihre Kollegin eingerichtet. Wer der Rettungsassistentin helfen möchte, spendet auf folgendes Konto: IBAN: DE36 3702 0500 0004 3245 20, Stichwort: Spendenaktion Martina Leffrang. Spender über 300 Euro können ihre Adressdaten an harburg@johanniter.de senden, um eine steuerwirksame Zuwendungsbestätigung zu bekommen.
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