Sänger Carsten Pape: "Ich laufe nicht gern über rote Teppiche"
(bim). Mit der Gruppe "Clowns & Helden" hatte er 1987 den Mega-Hit "Ich liebe dich". Jahrelang begeisterten er und Lotto King Karl im Volksparkstadion Zehntausende HSV-Fans mit dem Lied "Hamburg meine Perle". Abseits davon sieht und liest man wenig von und über Carsten Pape. Obwohl der Mann mit dem Hut und dem sympathischen Humor auch sonst Erfolg als Songschreiber, Sänger und gefragter Studiogitarrist hat, legt er keinen Wert auf rote Teppiche, Blitzlicht-Gewitter und TV-Präsenz. Aktuell ist er mit dem Rapper Michael Kröger alias Elvis und dem gemeinsamen Album "Fan der Fans" in den deutschen Charts vertreten. Seit sechs Jahren lebt Carsten Pape in der Nordheide. Im WOCHENBLATT spricht er über seinen Werdegang, seine Überzeugungen und den Wandel im Musikbusiness.
Für Carsten Pape stand früh fest, dass er Musiker werden möchte. Seine Eltern hatten andere Pläne, Bundeswehr und eine solide Ausbildung. "Nach der Mittleren Reife hing ich zwei Jahre rum. Beim Bund wurde ich zum Glück ausgemustert", erzählt er. Mit 18 stieg er in eine Punkband als Sänger ein, jobbte nebenbei für seinen Lebensunterhalt. Sicherheit sei eine tolle Sache, sein Leben wollte er aber nicht darauf aufbauen. Der 62-Jährige lebt inzwischen seit 35 Jahren von der Musik oder - wie er sagt - "für die Musik". "'Elvis & Pape' ist mein 18. Album. Es waren nicht alles Erfolge, aber ich konnte mich ausprobieren. Ich habe zwei Bücher geschrieben und konnte erfolgreich Punk-Musik machen mit 'Roh'", nennt er nur einige Stationen.
Dass "Ich liebe dich", dessen Text er schrieb, ein "One Hit Wonder" ist, stört ihn nicht. "Zum Glück gab es damals keine Castings. 'Ich liebe dich' kennt man 30 Jahre später noch, aber wer erinnert sich an den Sieger der vierten DSDS-Staffel?", fragt er.
Auch habe eine Top-Platzierung in den Charts habe heute nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher. "Mit 'Clowns & Helden' haben wir 24.000 Schallplatten am Tag verkauft und sind auf Platz 23 der Charts eingestiegen. Heute landest Du mit ein paar Hundert verkauften Alben auf Platz eins." Internet und YouTube sind heute eher das Medium. Auch dessen Wert weiß Pape zu schätzen, denn dadurch sei man als Künstler nicht auf die Gnade von Plattenfirmen angewiesen.
"Mit 'Ich liebe dich' so viel Erfolg zu haben, war nicht gut. Wir wurden in eine Ecke gedrängt, in der man vorsichtig sein muss, ob man da auch hin will. Wir waren ja eigentlich eine Theatergruppe, haben bei den Auftritten Pantomime gemacht", erinnert sich Pape. 1989 habe sich "Clowns & Helden" aufgelöst, "weil die ganze Band keine Lust mehr hatte", so Pape.
"Mein größter Erfolg sind Lieder, die ich für Peter Maffay und Blümchen geschrieben habe", erklärt er. So landete eine von Blümchen gesungene Technoversion des ursprünglich für das Debütalbum seiner Punk-Band "Roh" verfassten Titels "Heut' ist mein Tag" in fünf europäischen Ländern in den Charts und in Norwegen auf Platz eins.
"Ich stehe gerne auf der Bühne und lasse mich feiern und bin sehr dankbar, wenn Leute meine Musik hören. Ich habe aber keinen Spaß daran, über einen roten Teppich zu laufen. Da sitze ich lieber mit ein paar Fußball-Fans zusammen und trinke Bier", bekennt Pape. Mit dieser für das Musikbusiness eher ungewöhnlichen Einstellung wurde er sogar von einer bis vor Kurzem noch angesehenen Musikpreis-Verleihung ausgeschlossen. "Ich habe mal meine zwei Karten für den 'Echo' zwei Frauen geschenkt, die vor der Halle warteten. Ich hatte sowieso keine Lust, mir die Reden anzuhören. Die beiden haben sich gefreut. Das sind schließlich die Leute, von denen wir leben. Ich wurde danach nicht mehr zum 'Echo' eingeladen. Aber: Den 'Echo' gibt es nicht mehr, mich schon", erklärt Pape und grinst.
Vor 15 Jahren wurde er gefragt, ob er "Hamburg meine Perle" im Volksparkstadion singen und auf der Gitarre begleiten wolle. "Ich hatte das nicht ernst genommen, bis wir zum Kran gegangen sind." Von dem aus schmetterte er in den Folgejahren mit Lotto den Hamburger Kult-Song, den unzählige HSV-Fans mitgrölten. Die Leidenschaft der HSV-Fans für und die Solidarität mit "ihrem" Club beeindruckt Pape. Diese Leidenschaft kommt auch auf dem jetzt mit "Elvis" entstandenen Album zum Ausdruck.
Bei allem Erfolg, ist Pape überzeugt: "Man braucht eine gute Bodenhaftung, Freunde und Familie, die dir sagen: Das ist kein guter Song oder: Die Hose sieht scheiße an dir aus", erklärt er. Dabei sei Privates für ihn heilig, betont Pape. Der Vater einer Tochter verrät nur so viel: "Zwischen meine Frau und mich passt keine Briefmarke. Sie stärkt mir den Rücken und glaubt an mich." Und es gibt noch Katze "Fredbert", die ein echtes Familienmitglied ist.
Lobt man Papes Gesang, bedankt er sich bescheiden. "Einen guten Sänger macht nicht aus, vier Oktaven zu singen, sondern etwas zu transportieren und die Töne zu treffen, um das zu vermitteln", weiß Pape, seit er 1988 bei einer Preisverleihung Joe Cocker traf. "Er sagte zu mir: Gib' mir ein Telefonbuch und ich singe die Namen, dass du Tränen in die Augen kriegst."
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