Tag der bipolaren Störung
Stimmungsschwankungen kennt wohl jeder Mensch. Aber was, wenn diese sich ausufernd manifestieren und das Leben seelisch und körperlich nahezu unerträglich machen? Eine, die diese Extreme kennt, ist Verena Klose aus der Samtgemeinde Tostedt. Die 37-Jährige leidet an einer bipolaren Störung. Anlässlich des Tags der bipolaren Störung am 30. März wirbt die Tostedterin um Verständnis für diese Art der psychischen Erkrankung. Sie möchte Betroffene entstigmatisieren.
Bevor diese Krankheit bei ihr diagnostiziert wurde, habe sie schon lange unter Depressionen gelitten. "Mit 33 Jahren bekam ich einen Burnout und habe mich für drei Monate selbst in eine psychiatrische Klinik eingewiesen", berichtet sie. Dort erhielt sie die Diagnose. In der Therapie wurde als Auslöser der Tod ihrer Großeltern, der sie als Kind traumatisiert hatte, rekonstruiert. "In meinem Fall begann meine Depression damit, dass ich mich zurückzog", erinnert sich die 37-Jährige.
Als Symptome ihrer bipolaren Störung nennt sie u.a. Müdigkeit, Erschöpfung, Überforderung, Traurigkeit, Angespanntheit, Ängste, Panikattacken,Gefühle der Wertlosigkeit, Sinnlosigkeit bis hin zu suizidalen Gedanken. Diese wechseln sich ab mit einem extrem gesteigerten Antrieb, stark reduziertem Schlafbedürfnis und schnellem Reden. "Dann habe ich das Gefühl, ich bekomme vom Leben nicht genug", sagt Verena Klose. In beiden Fällen hätten Betroffene eine Art Gedankenkarussell - entweder mit negativen Gedanken oder ganz vielen Ideen. "Man weiß nie: Wann findet welcher Stimmungswechsel statt?", erläutert sie.
Die gelernte Industriekauffrau, die zuletzt als Projektmanagerin im Vertrieb eines Logistikunternehmens gearbeitet hat, war dreimal stationär in der Klinik. Neben Medikamenten - Psychopharmaka und Neuroleptika - helfen ihr Therapien, mit der Erkrankung umzugehen. Verena Klose erhält inzwischen Erwerbsminderungsrente. Sie setzt sich stark ehrenamtlich in mehreren Vereinen für mehr Akzeptanz für psychische Erkrankungen ein. Unter anderem im Verein "Irrsinnig menschlich". "Mit dem Projekt 'Verrückt, na und' gehen wir in Schulen und betreiben Präventions- und Aufklärungsarbeit", erklärt sie.
Verena Klose ist Mutter zweier Söhne (8 und12). "Ich empfehle einen offenen Umgang mit der Erkrankung - im eigenen Umfeld und auch gegenüber Kindern." Mit ihrer Therapeutin führte sie ein Gespräch mit ihren damals vier- und achtjährigen Söhnen. Auch informierte sie Lehrkräfte und die Familien befreundeter Schul- und Kindergartenkinder. "Es lief allesohne Probleme, auch meine Freunde waren beständig."
Verena Klose ist sich bewusst, dass ihre bipolare Störung sie bis zum Lebensende begleiten wird und sie die Erkrankung nur mit Medikamenten und Therapien in Schach halten kann. Zur Unterstützung im Alltag führt sie Stimmungsprotokolle und hat einen Notfallplan schriftlich fixiert, zu dem u.a. ein positiver Tagesrücklick gehört. Ebenso wie Bewegung an frischer Luft, wenig Kaffee und kein Alkohol. Auch ihre Familie und ihre ehrenamtlichen Aufgaben geben ihr Kraft.
• Infos unter www.dgbs.de.
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