Regionalkonferenz in Hamburg
Umsetzung des Deutschlandtakts wird wohl Jahrzehnte dauern
Eine Umsetzung des Deutschlandtakts in der aktuellen Version würde sicherlich noch viele Jahrzehnte dauern. Aktuell seien weder die Finanzierung gesichert noch Baukapazitäten vorhanden. Zu dieser Überzeugung kommt Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam, einer der Sprecher des Projektbeirats Alpha-E, nach der Teilnahme an der Regionalkonferenz Nordwest im Hamburg. Auf dem Podium standen u.a. Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium und Beauftragter für den Schienenverkehr, und Bundesgutachter Philipp Schröder Rede und Antwort.
Mit vier Regionalkonferenzen wirbt das Bundesverkehrsministerium für den Deutschlandtakt, der u.a. eine schnelle Bahnverbindung zwischen Hamburg und Hannover (ohne Zwischenstopps) mit dem ICE vorsieht. Theurer habe erklärt, dass an dem inzwischen dritten Gutachter-Entwurf zum Deutschlandtakt, mit dem eine Bahntrasse nahe der A7 ins Spiel gebracht worden war, weiter gearbeitet werde.
Der Bund habe die gewünschte Fahrzeit zwischen Hamburg und Hannover für ICE und ICE-Sprinter mit 59 Minuten vorgegeben, hatte Peter Mantik, Sprecher der DB AG, im Juni gegenüber dem WOCHENBLATT erklärt. Gemäß dem aktuellen Entwurf könnten zehn Minuten mehr Fahrzeit zwischen den Metropolen eingespart werden als in den zuvor vorgestellten Gutachten.
Zeitersparnis nicht
der entscheidende Faktor
Bislang wurde propagiert, dass diese Zeitersparnis der entscheidende Faktor für die Planung des Deutschlandtaktes sei. Nach Schröders Ausführungen komme der Schaffung weiterer Kapazitäten auf der Schiene aber die weit größere Bedeutung zu, für den eigentlichen Taktfahrplan werde die kürzere Fahrzeit gar nicht benötigt. Die oft angeführte Aussage, dass der Deutschlandtakt eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover erfordere, sei eine Täuschung der Öffentlichkeit, folgert Dörsam.
Eigentlich werden solche Schienen-Großprojekte nach Abstimmung im Bundestag im Bundesverkehrswegeplan festgeschrieben und priorisiert. Die Alpha-E-Trasse, der Ausbau bestehender Strecken, den das Dialogforum Schiene Nord mit großer Mehrheit nach demokratischer Abstimmung (übrigens mit Beteiligung aus Lüneburg) als Kompromiss gefunden hat, steht im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf. "Die Deutschlandtakt-Projekte wurden alle zusammen ohne weitere Beratung und Abstimmung im Bundestag in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen", erklärt Dörsam. "Und das, obwohl sich die Planungen von Alpha-E und Neubaustrecke widersprechen. Das ist abenteuerlich." Aktuell sei die Umsetzung der Deutschlandtakt-Projekte mit insgesamt 48 Milliarden Euro veranschlagt. Staatssekretär Michael Theurer habe aber davon gesprochen, dass die Maßnahmen bei rund 70 Milliarden Euro landen würden.
Gutachter-Entwurf
viel zu ambitioniert
"Alle aktuell im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf stehenden Projekte haben ein Volumen von 140 Milliarden Euro. 1,9 Milliarden Euro sind derzeit jährlich für Neubau vorgesehen. Das soll auf 2,7 Milliarden gesteigert werden. Theurer hat deutlich darauf hingewiesen, dass bei vielen Aspekten erst in ferner Zukunft etwas beim Deutschlandtakt herauskommt", berichtet Dörsam. "Der dritte Gutachter-Entwurf ist viel zu ambitioniert und die Kosten sind durch viele Neubauprojekte in die Höhe getrieben worden. Was hilft uns ein Konzept, das vielleicht erst in 50 oder mehr Jahren umgesetzt werden kann?", erklärt Dörsam. Er hofft bei der Überarbeitung des Konzepts auf eine Version, die auf tatsächlich notwendige Neubau-Anteile reduziert wird und daher weitaus früher umgesetzt werden kann.
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