In Tostedt
Ungewollte Adressänderung sorgt weiter für Ärger

Foto: bim

bim. Wistedt. Jutta Höppner-Bendig ist eine freundliche und geduldige Frau. Als sie vor zweieinhalb Jahren eine neue Adresse bekam, ohne umgezogen zu sein, nahm sie es noch ein Stück weit mit Humor. Aber nun platzt ihr buchstäblich der Kragen: Seit der Rat der Gemeinde Wistedt die Umbenennung mehrerer Straßen beschlossen hat, wird sie von Versorgern und Paketboten häufig nicht gefunden. Kurz vor Weihnachten wandte sie sich mit einem Brief an Wistedts Bürgermeister Sven Bauer: "Die Änderung meiner Anschrift von Huthscher Weg 12 in Wümmer Trift 3 bringt mir seit nunmehr über zwei Jahren nichts als Ärger ein", teilt sie ihm darin u.a. mit.
Im Mai 2019 die
Änderungen beschlossen

Rückblick: Der Rat der Gemeinde hatte im Mai 2019 den Beschluss gefasst, die Straßen im Bereich Wümme neu zu benennen - in Am Hermannshof, Wümmer Hauptstraße, Wümmer Moorweg, Alter Postweg und Wümmer Trift. Und hielt es für ausreichend, diese Information in die Bekanntmachungskasten zu hängen. Jutta Höppner-Bendig und ihr Nachbar wurden erst darauf aufmerksam, als im folgenden Oktober Bauhofmitarbeiter die Straßenschilder austauschten.
Bürgermeister Bauers damalige Erklärung für die Namensänderung gegenüber dem WOCHENBLATT: "Die Adressen im Ortsteil Wümme waren nicht nachvollziehbar durch Nummerierungen, die nicht aufsteigend, sondern historisch bedingt vorgenommen worden waren. Die Nummern erstreckten sich durcheinander über mehrere Straßen. Um ein zeitgerechtes Auffinden von Notfallorten in Wümme sicherzustellen, hat sich der Rat der Gemeinde Wistedt entschlossen, die Straßen umzubenennen. Auf dieser Basis hat dann die Verwaltung der Samtgemeinde Tostedt die Neuzuordnung der Hausnummern durchgeführt."
Eher Gutsherrenart
als Demokratie

Jutta Höppner-Bendig zeigt dafür nur bedingt Verständnis: "Die fortlaufende Nummerierung für Wümme zur besseren Auffindbarkeit zu ändern, kann ich zwar nachvollziehen, aber das hat absolut nichts mit meiner Anschrift zu tun! Die Art und Weise, wie die Gemeinde Wistedt hier vorgegangen ist, hat eher etwas mit Gutsherrenart als mit Demokratie zu tun. Die betroffenen Bürger hätten wenigstens vor der Beschlussfassung informiert werden können", meint sie. Außerdem wohne sie nicht in Wistedt, auch wenn sie keine Logik darin sehe, "dass in einem Weg, in dem zwei Häuser stehen, das eine, nämlich Nummer 8, zur Gemeinde Wistedt, und mein Haus mit der Nummer 3 zu Tostedt gehört."
Probleme begannen kurz
nach der Umbenennung

Die Probleme aufgrund der Straßenumbenennung begannen kurz nach dem Ratsbeschluss. "Ich hatte online ein Schild mit dem neuen Straßenamen und der neuen Hausnummer bestellt, um meinen Pflichten als Grundstückseigentümer nachzukommen", berichtet Jutta Höppner-Bendig. Das Paket war laut Sendungsverfolgung zugestellt worden, kam aber nie bei ihr an. Stattdessen erhielt sie einen Anruf von einem Arzt aus Tostedt, der seine Praxis Unter den Linden (B75) hat. Dort war das Paket abgegeben worden. "Der Arzt machte sich dankenswerterweise die Mühe, mich auf Facebook zu suchen und mich zu informieren", sagt Jutta Höppner-Bendig.
Im Oktober 2019 erhielt sie Post von der Samtgemeinde Tostedt. Sie wurde gebeten, die Adresse in ihrem Ausweis im Bürgerbüro bis zum 30. Oktober ändern zu lassen. Auch in der Verwaltung sorgte die Adressänderung ganz offensichtlich für Verwirrung: "In dem Umschlag steckten außerdem zwei Dokumente für Bewohner der Anschrift 'Am Hermannshof', früher 'Wümme 5'", berichtet Jutta Höppner-Bendig. Sie zählt weitere Probleme auf:

  • "Bei Google musste ich die Änderung selbst vornehmen, weil die neue Anschrift sonst in vielen Navigationsgeräten immer noch nicht existieren würde.
  • Bei der Anmeldung im Impfportal Niedersachsen konnte die Anschrift nicht eingegeben werden. Sie existierte einfach nicht! Also erfolgte die Anmeldung über die alte Anschrift.
  • Bei DHL Paket/Post wollte ich ein Konto einrichten. Das war nicht möglich, weil die Anschrift nicht gefunden werden konnte.
  • Online-Bestellungen oder die Korrespondenz mit Versicherern sind teilweise nur unter der alten Anschrift möglich.
  • Pakete gehen häufig zurück an den Absender, weil sie an die Adresse 'Triftstraße 3' in Tostedt geschickt wurden."
  • Das jüngste Ärgernis: "Drei Pakete, u.a. mit Weihnachtsgeschenken für meine Enkelkinder, sind hier nicht angekommen."

Die Rentnerin schimpft: "Man fühlt sich veräppelt und kann nichts machen." Allen Versicherungen und Stellen, mit denen sie korrespondiere, habe sie die Adressänderung nach und nach mitgeteilt. Außerdem schickt sie, wenn ihr nicht geglaubt wird, eine Kopie des Protokolls der besagten Wistedter Ratssitzung mit.
Zumindest bei Google-Maps ist Jutta Höppner-Bendigs Haus inzwischen unter beiden Straßennamen zu finden. Bleibt zu hoffen, dass die Adresse bald auch den Weg in die Navigationsgeräte von Versorgern und Dienstleistern findet.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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