Wiedersehen nach 50 Jahren
Von Fernmeldetechnikern zu motivierten Rentnern
Vor 50 Jahren nahmen zwölf junge Männer im Alter von 15 bis 17 Jahre im Fernmeldeamt FA5 in Harburg, Buxtehuder Straße, ihre Ausbildung zu Fernmeldehandwerkern auf. Kürzlich trafen sich neun der zwölf früheren Fernmeldehandwerkerlehrlinge aus dem Landkreis Harburg und dem Heidekreis im Buchholzer "Lim's" und feieten das Wiedersehen. "Es war ein sehr schönes Jubiläumstreffen mit vielen Rückblenden und Anekdoten aus der vergangenen Zeit. Wir haben sehr viel gelacht und - ja - auch das eine oder andere Getränk wurde von den jetzt älteren Männer geleert", resümiert Bernhard Hirch.
Manfred Käsler aus Tostedt berichtet, wie es damals war, als die Jungs am 1. April 1972 ihre Lehre antraten, und wie sich das Fernmeldewesen im Laufe der Jahre verändert hat. "Der Arbeitsmarkt war 1972 vor dem Wiederaufschwung. Also durchweg positiv, die Auswahlmöglichkeit verschiedener Lehrberufe war groß. Die Lehrverträge wurden im Beisein unserer Eltern unterschrieben. Nachdem wir ein dienstliches Gelöbnis zur Amtsverschwiegenheit und der Einhaltung des Fernmeldegeheimnisses abgelegt hatten, konnte die Lehre beginnen. Die Auswahl und eine Einladung zum Eignungstest zur Einstellung der Azubis sowie die Ausbildung zum Fernmeldehandwerker waren anspruchsvoll ausgelegt", berichtet er. Dennoch haben alle Zwölf bestanden.
Die Prüfung erstreckte sich über die Fertigkeiten Werkstoffbearbeitung, Fernmeldebau, Sprechstellenbau, Fernsprechentstörung und Vermittlungstechnik sowie den Kenntnisfächern Fachkunde, Technisches Rechnen sowie Wirtschafts-, Sozial- und Berufskunde. "Neben den prüfungsrelevanten Fächern wurden den Auszubildenden auch die Grundlagen der Elektrotechnik vermittelt", erinnet sich Manfed Käsler.
Das Gehalt im ersten Lehrjahr betrug damals 152 D-Mark, im zweiten Lehrjahr 172 D-Mark und im dritten Lehrjahr: 228 D-Mark.
"Wir Fernmeldehandwerker arbeiteten in den verschiedenen Bereichen der Fernmeldetechnik. Diese umfassten das Verlegen und Verbinden von Fernmeldekabeln in der Linientechnik, die Sprechstelleneinrichtung und deren Entstörungen im Feld, bis zur Wartung und Betrieb von Nebenstellenanlagen und Vermittlungsstellen. Teilweise wechselten wir in den Vertrieb sowie ins Auftragsmanagement, nach Studium auch in die Wirtschaft außerhalb der Bundespost.
Aus dem Fernmeldeamt (Bundespost) wurde 1989 die Deutsche Telekom", erläutert der Tostedter.
"In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Telekommunikation gewaltig verändert, von der mechanischen Vermittlung zur digitalen Übertragung, vom Kupferkabel zur Glasfaser, da musste jeder in seinem Bereich ständig weitergebildet werden. Es war ein stetiger Lernprozess, manchmal schwer, aber auch sehr interessant, an der Transformation der Prozesse teilzunehmen", sagt Manfred Käsler zu der rasanten Veränderung der Kommunikationstechnologien.
So wie sich Ausbildungsinhalte und Arbeitsschwerpunkte veränderten, erhielt die Berufsbezeichnung im Laufe der Jahre unterschiedliche Namen: Die Ausbildung zum Funkelektroniker, Fernmeldehandwerker und Informationselektroniker wurde 1987 von der Bezeichnung Kommunikationselektroniker abgelöst. Kommunikationselektroniker wurden offiziell von 1987 bis 2003 ausgebildet. Die Ausbildung zum Kommunikationselektroniker wurde danach zusammen mit der Ausbildung von anderen industriellen Elektroberufen durch den Elektroniker für Geräte und Systeme und den Systeminformatiker abgelöst.
Ein Elektroniker im Handwerk verdient heute laut dem Portal azubi.de im ersen Lehrjahr 720 Euro, im zweiten Lehrjahr 770 Euro, im dritten Lehrjahr 820 Jahr und im vierten Lehrjahr 895 Euro.
"Jetzt sind wir alle zwölf Jungs sehr motivierte Rentner", erklärt Manfred Käsler. Die neun ehemaligen Kollegen und die drei, die beim jetzigen Treffen aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen verhindert waren, hoffen, sich im kommenden Jahr bei hoffentlich bester Gesundheit wiederzusehen. (bim).
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