Junge Russin glücklich in ihrer Wahlheimat
Von Moskau nach Tostedt
Von der 13 Millionen-Einwohner-Metropole Moskau in das 2150 Kilometer entfernte ländliche Tostedt mit 15.000 Einwohnern - wie passiert das?
Evgenia Prochkow ist 36 Jahre alt und spricht nahezu akzentfreies Deutsch. Dass sie gebürtige Russin ist, ist fast nur noch an ihrem Namen zu erkennen. Als sie mit sechs Jahren in Moskau eingeschult wurde, war es schon in der ersten Klasse üblich, dass mit einer Fremdsprache begonnen wird. Evgenia entschied sich für Englisch. Am ersten Schultag aber kam eine Lehrerin in die Klasse und erklärte, dass ihr noch zwei Kinder für die Deutsch-Klasse fehlen würden, wer denn Lust hätte, Deutsch zu lernen. Die sechsjährige entschied sich sofort selbständig und lernte von diesem Tag an die deutsche Sprache - und stellte ihre Eltern damit am Ende des ersten Schultages vor vollendete Tatsachen. Nach ihrem Abitur studierte sie Germanistik. Nach zehn Jahren aber wollte sie sich beruflich verändern und bildete sich in der IT-Branche fort. Als Russland der Ukraine den Krieg erklärte, entschied sie sich zusammen mit ihrem Mann Alexey (ebenfalls in der IT-Branche tätig), dass sie das nicht unterstützen können und gingen umgehend aus Russland fort und kamen zuerst nach Hamburg. Gegen Moskau fühlte es sich dort für die beiden schon ruhig an. Aber sie wollten weiter aufs Land und schauten sich ganz bewußt in der Umgebung um und kamen so schließlich auf Tostedt. Hier leben sie nun seit eineinhalb Jahren und gehen beide ihren Berufen nach.
Wunsch nach Ehrenamt in der Wahlheimat Tostedt
Mit Evgenia hat Tostedt eine sehr offene neue Bürgerin gewonnen, die sich aktiv in ihrer neuen Heimat umgesehen hat, wie sie sich ehrenamtlich engagieren konnte. So kam sie zum Töster Kreis, hier hofft sie, viele Kontakte knüpfen und sich in ihrer Wahlheimat einbringen zu können.
In Moskau zurücklassen musste sie ihre jetzt 11jährige Tochter. Ursprünglich war geplant, sie sofort nachzuholen, sobald sie ein richtiges Zuhause gefunden haben. Aber da spielte der leibliche Vater nicht mit und verwehrte die Ausstellung des erforderlichen Visums. Aber auch mit dieser Situation haben sich beide hervorragend arrangiert: Sie haben telefonisch engen Kontakt miteinander und in den Ferien kommt die Tochter sehr gern zu Besuch zu ihrer Mutter.
Wenn es ihre Zeit zulässt, liest Evgenia gern. Auf die Frage, in welcher Sprache, ob deutsch oder russisch antwortet sie: "Beides!"
Redakteur:Stefanie Hansen aus Tostedt |
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