Weiteres Grubenhaus in Tostedt entdeckt
bim. Tostedt. Schon vor rund 1.200 Jahren gab es dort, wo heute das Gewerbegebiet Harburger Straße in Tostedt ist, gewerbliche Aktivitäten. Damals wurde dort Teer gesiedet und gewebt, haben vergangene Ausgrabungen des Archäologischen Museums Hamburg erwiesen. Jetzt wurde dort bei Grabungen auf der Fläche für die Erweiterung des Medienwerks 15 von Klaas Dittmer ein weiteres Grubenhaus entdeckt. Das Haus ist das achte dieser Art, das in dem Gewerbegebiet ausgegraben wurde.
Erhard Deisting, Vorsitzender des Buchholzer Geschichts- und Museumsvereins und ehrenamtlicher Helfer des Helms-Museums, hatte bereits im Jahr 2001 bei der Erschließung des ersten Gewerbegebiets-Abschnitts auf eine frühmittelalterliche Siedlung hingewiesen. Damals habe eine Notbergung stattgefunden. Erst in den vergangenen Jahren seien alle Funde detailliert dokumentiert worden, erklärt Grabungstechniker Willi Müller von der Abteilung Bodendenkmalpflege des Archäologischen Museums.
Neben den Grubenhäusern, die als Arbeitsstätten genutzt wurden, seien auf den Flächen auch Teile von Pfostenhäusern, die dem Wohnen dienten, gefunden worden.
"Die Häuser gehören zu einer spätsächsischen Siedlung", erläutert Willi Müller. Vor fünf Jahren war bei Grabungen im Vorfeld des Baus des Medienwerks ein Grubenhaus samt Kuppel-Ofen aus Steinen gefunden worden und auch viele Keramikscherben. Beim aktuell freigelegten Grubenhaus wurden kaum Funde gemacht. "Das bedeutet, das Haus ist ohne Zeitdruck verlassen und ausgeräumt worden", so Müller. Eines haben die damaligen Nutzer allerdings versehentlich zurückgelassen: ein Messer, das vermutlich beim Auszug in eine Ritze gefallen ist und daher übersehen wurde.
Bei der Erweiterung des Gewerbegebietes im Jahr 2015 wurde auch eine echte Rarität entdeckt: eine Heiligenfiebel, ein Pilgerzeichen aus Bronze und Glasemaille, von denen bisher nur 100 Exemplare überhaupt gefunden wurden.
Unterstützt wird das Museum bei der Grabung von den studentischen Hilfskräften Ole Uecker, der über das Archäologische Museum angestellt ist, und Ina Schenk die über den Landkreis Harburg beschäftigt ist. "Ohne die Studenten wären wir aufgeschmissen", gibt Willi Müller zu. Denn die tragen ganz vorsichtig Sandschicht um Sandschicht ab.
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