Kreislandfrauentag
Wilde Zeiten und ein Plädoyer fürs Ehrenamt
bim. Wenzendorf. "Wir leben in wilden Zeiten." Mit diesen Worten begrüßte Kreislandfrauenvorsitzende Sybille Kahnenbley rund 300 Landfrauen zum 35. Kreislandfrauentag im Saal des Hofs Oelkers in Wenzendorf-Klauenburg und bezog sich dabei auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Sie erinnerte an die konstituierende Sitzung des ersten frei gewählten niedersächsischen Landtags und den zum 75. Jubiläum zeitgleich stattfindenden Festakt in Hannover. Im Laufe der Jahrzehnte habe die Demokratie einige Herausforderungen gemeistert. "Es ist ein Glück und ein Privileg, in Frieden und Demokratie leben zu können. Demokratie ist mühsam, aber die beste Staatsform, die wir haben können", erklärte die Kreislandfrauenvorsitzende.
Das aktuelle Dreijahresthema der Landfrauen lautet "Demokratie meint dich - Frauen fair-treten im ländlichen Raum?" Unter diesem Titel wollen sich die Landfrauen dafür stark machen, "dass gleichbesetzte Gremien keine Besonderheit mehr darstellen."
Männer waren deutlich
unterrepräsentiert
Deutlich unterrepräsentiert waren diesmal die Männer. Einem solchen Frauenüberschuss stehe er sonst selten gegenüber, gestand Landrat Rainer Rempe, mit Karl-Siegfried Jobmann vom Maschinenring und Carsten Wentzien von der Landberatung einer der wenigen Männer. Rempe erinnerte an die zurückliegenden zweieinhalb Corona-Jahre, die eine herausfordernde Zeit für den Landkreis und die Kreisverwaltung gewesen seien. Binnen zehn Tagen seien zu Beginn der Pandemie die Impfzentren in Buchholz und Winsen eingerichtet worden. "Das war nur möglich wegen des vertrauensvollen Verhältnisses zu den Akteuren, dem DRK, den Johannitern und den Krankenhäusern", so Rempe. "Ich bin froh, dass sich die Krankenhäuser noch in unserer Trägerschaft befinden und nicht zu einem Konzern gehören."
Mit der derzeit grassierenden Omikron-Variante könne man wegen deren milderem Verlauf gut umgehen, "trotz hoher Inzidenz", sagte Rempe. Die Impfquote in Niedersachsen liege bei den Erstimpfungen bei ca. 80 Prozent und bei den Drittimpfungen bei 64 Prozent. Nun gebe es das Angebot der vierten Impfung, denn: "Der nächste Herbst kommt bestimmt."
Ein weiteres Thema, das den Landkreis derzeit stark beschäftigt, ist der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine, "etwas, das wir uns alle nicht vorstellen konnten, mitten in Europa", so Rempe. Die Hilfsbereitschaft für die ukrainischen Flüchtlinge sei extrem groß. Auch hier helfe der Landkreis in Kooperation mit DRK und Johannitern. Neben 440 Notunterkunftsplätzen in der Buchholzer Schützenhalle und im Helbachhaus in Meckelfeld gebe es über 600 Angebote von privatem Wohnraum mit 2.000 Plätzen, koordiniert vom DRK. Über 900 Personen seien in private Unterkünfte vermittelt worden. 540 ukrainische Flüchtlinge habe der Landkreis bislang von der Landesaufnahmebehörde zugewiesen bekommen. Rund 2.100 Flüchtlinge hätten sich bei der Ausländerbehörde registrieren lassen, um Anspruch auf Leistungen zu erhalten. "Wir gehen davon aus, dass sich aktuell ca. 4.000 Menschen aus der Ukraine im Landkreis Harburg befinden", berichtete der Landrat. 125 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine würden derzeit die weiterführenden Schulen besuchen.
Herausforderungen für den Landkreis bestünden weiterhin u.a. in der Schaffung von (bezahlbarem) Wohnraum und der Fachkräftesicherung.
Verdienste von
Karin Plate gewürdigt
Rainer Rempe würdigte auch die Verdienste von Karin Plate, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich bei den Landfrauen auf Orts-, Kreis- und Landesebene engagiert und jüngst von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) mit dem Landesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Karin Plate hat sich vielfältig in den Bereichen Ernährung und Hauswirtschaft eingesetzt und die Themen Generationen von Kindern und Jugendlichen nähergebracht. Karin Plate bedankte sich und bekannte: "Wenn man sich ehrenamtlich engagiert, lebt man sieben Jahre länger."
Ein Plädoyer fürs Ehrenamt hielt danach Bettina Brenning vom Bezirksvorstand. Ehrenamt mache Spaß, verleihe dem Leben Sinn und schaffe Verständnis für komplexe Aufgaben. "Wer sich für andere stark macht, bereichert auch die eigene Persönlichkeit", erklärte Bettina Brenning.
An Dingen, für die es sich weiterhin zu kämpfen lohnt, nannte Bettina Brenning u.a.: Frauen stärken (die immer noch den Großteil des Familienlebens meistern, berufstätig und ehrenamtlich engagiert sind), den ländlichen Raum stärken, u.a. mit einer digitalen Grundversorgung, und ehrenamtliches Engagement aufwerten.
Um die Männerquote etwas zu steigern, hatte Kabarettistin und Sängerin Sandra Keck drei "Prinzen" mitgebracht - am Klavier, an Akkordeon und Trompete sowie einen Stepptänzer. Sie begleiteten ihr Programm unter dem Titel "Was machen Prinzessinnen, wenn sie in die Wechseljahre kommen?" "Keine Prinzessin bleibt 16 Jahre alt", stellte sie klar und unternahm mit den Landfrauen eine Reise durch die Märchenwelt, u.a. mit Schneewittchen (wäre mit Mitte 50 dreimal verheiratet, mit Apfelallergie und in psychologischer Behandlung), Rotkäppchens heißer Oma, die sich den Wolf (sähe heute ein bisschen aus wie Howard Carpendale) schnappen will, oder Aschenputtel, deren "Zauber-Tussi", besser bekannt als Fee, nur sächselt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.