Y-Trassen - "Kein fairer Vergleich"
bim. Tostedt/Buchholz. Fast im gesamten Landkreis gehen die Bürger gegen die Varianten der Y-Trasse, dem Aus- bzw. Neubau von Bahnstrecken zur Beförderung des Güterverkehrs aus den Häfen ins Umland, auf die Barrikaden. Die meisten der zwölf Kommunen wären davon unmittelbar betroffen. Ausgerechnet in zwei der größten Kommunen - in der Stadt Buchholz und der Samtgemeinde Tostedt - blieb es bislang ruhig. Zu Unrecht, wie sich jetzt herausstellte.
Denn laut der vom Bundesverkehrsministerium (BMVI) mit der Varianten-Untersuchung beauftragten "BVU Wirtschaft + Verkehr GmbH" sei die klassische Y-Trasse, die vor Lauenbrück abzweigt auf die Strecke nach Hannover, mit 2,4 Milliarden Euro die günstigste - und Buchholz und Tostedt durch die Ausbaustrecke Buchholz-Rotenburg unmittelbar betroffen. Deshalb sind nun auch Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam und Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse beim Dialogforum mit an Bord.
"Beim ersten Dialogforum waren weniger Strecken in der Diskussion. Doch wegen der Beeinträchtigung auf der vorhandenen Strecke hätten wir schon dabei sein müssen", sagt Peter Dörsam. Bei drei Gleisen wie bisher würden die Kapazitäten für den Schienenverkehr nicht ausreichen. Der Bau des notwendigen vierten Gleises von Buchholz bis Lauenbrück wurde von der BVU bei der Kostenschätzung allerdings bisher nicht weiter betrachtet. "Das ist kein fairer Vergleich und eine fast intransparente Kosten-/Nutzenanalyse, wenn man bei einer Variante die dazugehörigen Kosten weglässt", ärgert sich Dörsam.
Er übt ohnehin heftige Kritik am sogenannten "Dialogforum Schiene Nord", in dem verschiedene Y-Trassen-Varianten diskutiert werden sollen. Nicht nur, dass die zwei Wochen zuvor zugesagten Unterlagen letztlich nur drei Tage vor dem Gesprächstermin eintrafen. "In dem Gutachten, das die 'BVU Wirtschaft + Verkehr GmbH' erarbeitet hat, sind selbstherrlich bereits einige Trassenverläufe geändert und die zuvor bekannten Varianten gar nicht mehr untersucht worden", so Dörsam.
Wichtige Punkte würden in dem Gutachten unberücksichtigt bleiben:
Für den laut der Breimeier-Variante vorgesehenen, doppelstöckigen Güterverkehr müsste Buchholz zum Rangierbahnhof ausgebaut werden; die Knotenpunkte Hamburg, Bremen und Hannover wurden bei der Untersuchung nicht betrachtet, sagt Peter Dörsam.
Allerdings: Das "klassische Y" sei Anfang der 1990er Jahre als Hochgeschwindigkeitsstrecke für ICE-Züge diskutiert worden. "Jetzt geht es aber um den geräuschintensiveren Güterverkehr", so Dörsam. In dem BVU-Gutachten heißt es u.a., dass durch "zusätzliche Infrastrukturkapazitäten" insbesondere der Güterverkehr profitiere. Gleichzeitig wird mit Fahrzeitverkürzungen auf der Strecke Hamburg/Bremen-Hannover geworben. "Aber der schienengebundene Personenverker stagniert. Die Frage, wie der Güterverkehr aus Bremerhaven und Hamburg optimal ins Umland geführt wird, findet keine Antwort", sagt Dörsam.
Im Dialogforum wurde auch die Heidebahnstrecke als mögliche Alternative wieder ins Gespräch gebracht, was auch die Handeloher auf Zinne bringt. Von Buchholz bis Soltau müsste die Strecke dann zweigleisig ausgebaut werden, wodurch der Personenverkehr eingeschränkt und die nötigen Schallschutzmaßnahmen die Landschaft verschandeln würden.
• Die nächsten der weiteren sechs Dialogforen zur Diskussion der Y-Trassenvarianten finden am 22. Mai und 19. Juni statt. Am Ende des Dialogforums soll ein Votum für eine der Varianten fallen. Wie das vonstatten gehen soll, ist fraglich. Zumindest im dicht besiedelten und von Autobahnen bereits belasteten Landkreis Harburg wird es sicherlich für keine Variante Fürsprecher geben.
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