Zugausfälle wegen Lokführermangels / Metronom Eisenbahngesellschaft reduziert Anzahl der Fahrten

Zwischen Lüneburg bzw. Tostedt und Hamburg fallen zur Hauptverkehrszeit zehn Metronom-Züge aus | Foto: archiv os
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  • Zwischen Lüneburg bzw. Tostedt und Hamburg fallen zur Hauptverkehrszeit zehn Metronom-Züge aus
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(bim). Für die Pendler in der Metropolregion kommt es diese Tage knüppeldicke: Nicht nur, dass zahlreiche Baustellen auf Kreis-, Landesstraßen und Bundesstraßen sowie Autobahnen für kilometerlange Staus sorgen (das WOCHENBLATT berichtete), jetzt fallen auch noch etliche Metronom-Verbindungen von und nach Hamburg zu den Stoßzeiten aus.
Die ersten unzufriedenen Fahrgäste beklagten sich bereits vor eineinhalb Wochen über „kommentarlos ausgefallene Züge“ von Hamburg nach Tostedt. „Zurzeit fallen diverse Züge zwischen Buchholz und Hamburg aus. Der darauffolgende Zug ist jedes Mal durch den Ausfall dermaßen voll, dass die Leute dicht an dicht in den Gängen stehen. Es gibt teilweise keine Festhaltemöglichkeit, sodass man hin- und hergeschüttelt wird“, klagt eine WOCHENBLATT-Leserin. „Das ist ein mieser Kundenservice“, ärgert sich eine andere. Sie berichtet: „Es wird gemunkelt, dass viele Schaffner und Zugführer krank sind.“ Eine WOCHENBLATT-Anfrage an den Metronom blieb unbeantwortet. Offenbar glaubte man bei der Eisenbahngesellschaft zu dem Zeitpunkt noch, das Problem ohne Aufsehens beheben zu können.
Hinzu kommt, dass einige Fahrgäste, etwa aus Hittfeld oder Klecken, trotz der als Alternative angepriesenen Züge gar keine Zusteigemöglichkeit haben, da manche Züge „nicht an allen Unterwegsbahnhöfen“ halten.
Doch die am Freitag herausgegebene Pressemitteilung des Unternehmens macht wenig Hoffnung: Zehn Metronom-Verbindungen zwischen Lüneburg bzw. Rotenburg und Hamburg fallen vorübergehend aus, „um überraschende Zugausfälle zu vermeiden“, heißt es. Das Ganze wird als „zuverlässig und planbar“ verkauft. Das Unternehmen greife bereits auf Leihlokführer zurück, Lokführer und Fahrgastbetreuer hätten zusätzliche Schichten übernommen und teilweise auf Urlaub oder Ruhetage verzichtet. Zudem habe es einen Rangierunfall gegeben, bei dem zwei komplette Züge ausfielen.
Viele dieser Pendler werden - sofern sie die Möglichkeit haben - nun auf Pkw umsteigen, was allerdings angesichts der vielen Staus im Umland keine wirkliche Alternative ist.
„Wir haben uns die Entscheidung, den Fahrplan geordnet zurückzuschrauben, nicht leicht gemacht“, sagt Metronom-Sprecher Björn Pamperin. „Wir haben versucht, die Ausfälle auf die Verstärkerverbindungen zu legen, so dass Verbindungen im Stundentakt erhalten bleiben“, so Pamperin.
Zugausfälle gebe es immer mal wieder, wegen technisch bedingten Störungen, Streckensperrungen wegen umgestürzter Bäume oder weil Urlaub und Krankheitsfälle die Personalreserve erschöpfen. Die derzeit ausgeschöpfte Urlaubsquote und ein verstärkter Krankenstand hätten sich nun aber nicht mehr kompensieren lassen.
Dass der Krankenstand wegen möglicher betriebsinterner Umstrukturierungen so hoch sei, verneint er. „Wir haben keine TUI-Situation.“ Das Unternehmen habe sich beim Arbeitgeberverband erkundigt und herausgefunden, dass auch andere Branchen von jahreszeitlich bedingten Krankheitsausfällen betroffen seien.
Für Verkehrsunternehmen wie den Metronom sei es schwer, trotz intensiver Bemühungen und eigener Ausbildungskurse ausreichend qualifizierte Lokführer und Bewerber zu finden. Bundesweit sollen laut der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer rund 1.000 Lokführer fehlen.
Für alle Metronom-Strecken gebe es 177 Lokführer. Um eine vernünftige Personalreserve zu haben und Situationen wie die jetzige locker abfangen zu können, würden mindestens elf Lokführer fehlen.
„Fertig ausgebildete Lokführer finden wir gar nicht“, so Pamperin. Daher bilde der Metronom in zwei Ausbildungskursen mit bis zu insgesamt 30 Auszubildenden aus. Warum der vormalige Traumjob inzwischen nicht mehr so begehrt ist, kann er sich nicht erklären. An der Bezahlung könne es nicht liegen, ist Pamperin überzeugt. Möglicherweise aber am Schichtdienst.
• Der eingeschränkte Fahrplan gilt jeweils montags bis freitags bis einschließlich 28. Oktober. Infos unter www.der-metronom.de (>Aktuell).

Zwischen Lüneburg bzw. Tostedt und Hamburg fallen zur Hauptverkehrszeit zehn Metronom-Züge aus | Foto: archiv os
Metronom-Sprecher Björn Pamperin | Foto: Jan Sieg
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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