Vereinsheim des Todtglüsinger Sportvereins
Belasteter Boden verteuert Bauprojekt
bim. Tostedt. Das Vereinsheim, das der größte Sportverein im Landkreis, der Todtglüsinger Sportverein (TSV), auf seinem Baggerseegelände baut, wächst und wächst. Bis die Baugenehmigung im vergangenen August vorlag und die Arbeiten im September beginnen konnten, musste der Verein diverse Genehmigungshürden nehmen. Für den Bau wurden rund 8.000 Kubikmeter Boden bewegt - und dabei auch Bauschutt entdeckt, u.a. ein ganzes Haus in Einzelteilen (das WOCHENBLATT berichtete). Dieser Boden kam den Verein jetzt teuer zu stehen, denn diesen Teil des Aushubs musste der TSV für rund 280.000 Euro teuer entsorgen lassen - zu mehr als einem Zehntel der geplanten Gesamtbaukosten in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro. Da dem Landkreis diese alte Müllkippe aber bekannt gewesen sei, möchte der TSV nun zumindest einen Teil der Entsorgungskosten vom Landkreis erstattet haben.
Mit einem Hilferuf hat sich TSV-Vorsitzende Renate Preuß an die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen und -gruppen gewandt und um Unterstützung gebeten, das Thema in der nächsten Kreistagssitzung am 30. September um 15 Uhr in der Burg Seevetal zu beraten. "Natürlich wollen wir nicht die gesamte Summe, die für die Beseitigung des belasteten Materials erforderlich war, erstattet haben. Aber da uns auch kein Verschulden angelastet werden kann, wären wir für eine finanzielle Hilfe seitens des an dem Desaster nicht unschuldigen Landkreises sehr dankbar", schreibt Renate Preuß.
Als der Todtglüsinger Sportverein (TSV) von 1930 in seinem Jubiläumsjahr 2005 den ehemaligen Kiessee am Bötersheimer Weg erwarb, zählte der Verein 2.800 Mitglieder. Ein "harter Kern" um TSV-Vize Eike Holtzhauer traf sich damals jeden Samstag, um das Gelände in ehrenamtlichem Engagement einzufrieden, Strand und Wege zu bauen und Anpflanzungen vorzunehmen. Nichts deutete darauf hin, dass das Gelände kontaminiert sein könnte - im Gegenteil: Taucher suchten den See ab und fanden nichts Ungewöhnliches, auch bei der Wasserqualität gab es keine Einwände. Doch der jüngst beim Bau des Vereinsheims entdeckte, teils kontaminierte Bauschutt und dessen nötige Entsorgung für rund 280.000 Euro stellt den Verein vor eine große finanzielle Herausforderung.
"Vor ca. 45 Jahren hat dort wohl eine Firma Kies abgebaut und in die dadurch entstandene Bodenvertiefung Bauschutt entsorgt. Natürlich wird der Landkreis auf Entfernung dieses Schutts gedrängt haben. Die verursachende Firma konnte vermutlich die Entsorgung nicht bezahlen, sie war schon damals und auch in der Folgezeit zahlungsunfähig. So wurde vermutlich mit einer Schicht Mutterboden der Mantel des Vergessens über die Angelegenheit gebreitet", vermutet TSV-Vorsitzende Renate Preuß.
Begleitet von Tostedts Bürgermeister Gerhard Netzel sei sie Anfang Mai gemeinsam mit TSV-Geschäftsführer und Architekt Heiner Hoops im Kreishaus vorstellig geworden, um das Problem mit Kreisrat Kai Uffelmann und einigen Abteilungsleitern zu erörtern. "Man bedauerte unsere Situation, doch helfen könne man uns nicht", fasst Renate Preuß das Gespräch zusammen. "Es ist dramatisch, man findet keine Zeitzeugen", sagt sie. Insofern könne für die Misere auch niemand nachweislich verantwortlich gemacht werden.
Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens durch die Gemeinde habe der Landkreis darauf hingewiesen, dass im Boden Altlasten sein könnten und entsprechende Bodenuntersuchungen erfolgen müssten, erläutert Kreissprecher Bernhard Frosdorfer auf WOCHENBLATT-Anfrage. Dass es dort allerdings eine so "erhebliche illegale Bauschuttablagerung" gab, entziehe sich der Kenntnis des Landkreises. Wenn ein Rohstoffabbau ende, sei klar, dass das verantwortliche Unternehmen den Bauschutt entsorgen müsse. Ob das damalige Unternehmen damals dazu aufgefordert und ob es kontrolliert wurde, entziehe sich jedoch ebenso der Kenntnis des Landkreises. Nur eines ist für den Landkreis sicher: "Wir können keinen Teil der Entsorgungskosten übernehmen wie zum Beispiel bei einer Altdeponie, für die der Landkreis zuständig ist", so Frosdorfer. Die teure Bauschuttabfuhr sei letztlich eine Abfallentsorgung.
Nun setzt der TSV seine Hoffnung auf die Politik. Renate Preuß hatte alle Fraktions- und Gruppenvorsitzenden im Kreistag zu Ortsbesichtigung und Gespräch eingeladen.
Hintergrund: In den vergangenen Jahren ist der TSV zum größten Sportverein des Landkreises gewachsen mit inzwischen rund 8.500 Mitgliedern, die ebenfalls aus dem ganzen Landkreis kommen. Auch die Sportangebote in den diversen Sportstätten des TSV wurden immer vielfältiger. Die 23 Hektar große "Sport- und Freizeitanlage Baggersee" hat sich zu einem Anziehungspunkt für Sportler und Naherholungssuchende gemausert. Da für manche Angebote die Fitnesshalle nicht mehr ausreicht, plant der Verein seit rund sechs Jahren den Bau eines Vereinsheims. Gefördert wird das 2,2-Millionen-Euro-Vorhaben mit bis zu 100.000 Euro aus dem regionalen EU-Fonds "LEADER" sowie mit bis zu 80.000 Euro vom Landessportbund.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.