Sporthallenmisere in Tostedt
Brandbrief der Sportler und Schulen

Die Realschulsporthalle ist seit dem Brand im Juli 2021 nicht mehr nutzbar | Foto: bim
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  • Die Realschulsporthalle ist seit dem Brand im Juli 2021 nicht mehr nutzbar
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Die Sporthalle der Tostedter Realschule ist nach der Brandstiftung am 22. Juli 2021 nicht mehr nutzbar (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach). Der Neubau verzögert sich seitdem, die Neubaukosten stiegen. Wegen der prekären Haushaltslage des Landkreises Harburg soll nun statt einer Dreifach- nur noch eine Zweifachsporthalle gebaut werden. Darum geht es im Rahmen der Haushaltsberatungen in der Kreistagssitzung am Mittwoch, 20. Dezember 2023, um 10 Uhr in der Burg Seevetal in Hittfeld. Die weiterführenden Schulen und der MTV Tostedt reagieren darauf jetzt mit einem Brandbrief mit folgendem Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Fassungslosigkeit und Unverständnis haben wir die Nachricht aufgenommen, dass der Neubau einer Sporthalle in Tostedt massiv verkleinert werden und statt einer geplanten Dreifeldhalle mit Unterrichtsraum und Tribüne nun eine abgespeckte Variante als Zweifeldhalle in Erwägung gezogen wird. Dies lässt bei uns gerade auch bei einem Blick in die Zukunft alle Alarmglocken schrillen.


Klassischer Engpass in
der Sportstättenentwicklung


Wir haben es am Schulzentrum in Tostedt derzeit mit einem klassischen Engpass in der Sportstättenentwicklung zu tun. Die Hallensituation in Tostedt ist dramatisch! Drei Schulen - die Haupt-, Realschule und das Gymnasium - müssen sich eine Dreifeldhalle teilen. Dies bedeutet rechnerisch für jede Schule ein Hallendrittel! Schulisch auf Dauer untragbar! Natürlich würde dieser Zustand grundsätzlich durch einen Hallenneubau verbessert werden, allerdings würde man nicht einmal den Standard der Zeit vor dem Brand der RS-Halle wiederherstellen. Mit dem Brand wurde nicht nur die zeitweise von zwei Klassen genutzte Fläche der Realschulsporthalle zerstört, sondern ein auch vielfältig genutzter Gymnastikraum. Bezogen auf die Zukunftsfähigkeit des Schulstandortes Tostedt stellt sich hier die Frage, warum kleiner gedacht wird und nicht größer?

Im schulischen Kontext steht der Ganztag mit seinen komplexen Anforderungen vor der Tür, in dem gerade dem Bereich Sport eine wichtige Rolle zukommen soll. Unter den derzeitigen Planungsbedingungen kann der Sport diesen Anforderungen nicht gerecht werden. Die räumlichen Möglichkeiten sind dafür nicht ausreichend! In diesem Kontext seien folgende Schlagworte deutlich betont:

  • Ganztag mit Kooperation Verein braucht mehr Platz!
  • Inklusion braucht mehr Platz!
  • Integration braucht mehr Platz, vor allem nach der Schule!!!
  • Überregionale Wettkämpfe, sowohl schulisch (Jugend-trainiert-für-Olympia mit über 100 Schülerinnen und Schülern), als auch breiten- und leistungssportlich benötigt eine Tribüne!

Der Bau einer Halle ohne Tribüne ist zudem unter sozialen Gesichtspunkten nicht nachhaltig - eine zentrale Forderung an den modernen Sportstättenbau! An dieser Stelle kommt wieder der Aspekt der Zukunftsfähigkeit einer Sporthalle ins Spiel. Sporthallen sind Räume, in denen soziale Interaktion in hohem Maße stattfindet, auch und gerade im Miteinander von Sporttreibenden und Zuschauern.


Vereinssport leidet massiv unter
eingeschränkten Trainingsbedingungen


Auch der Vereinssport leidet hier massiv unter den deutlich eingeschränkten Trainingsbedingungen. Ein Beispiel aus der Praxis: Wegen mangelnder räumlicher Möglichkeiten werden beispielsweise die weiblich D-Jugend und C-Jugend im Handball zusammen in einer Trainingszeit betreut. Da sind teilweise über 30 Kinder in der Halle und ein zielspielorientiertes Training ist kaum umsetzbar, ganz abgesehen davon, dass einmaliges Training pro Woche einen ernsthaften Gedanken an leistungsorientierten Sport ausschließt.

An den Wochenenden ist die Halle gerade im Winter nahezu durchgängig belegt und es gestaltet sich teilweise schwierig - trotz vorhandener Ausweichhallen im Gemeindegebiet - Hallenzeiten zu bekommen.
Mit absolutem Unverständnis können wir nur auf die geplanten Kürzungen und die Verkleinerung der geplanten Halle reagieren. Auch scheint die Schwerpunktsetzung der geplanten Investitionen von Seiten des Landkreises fragwürdig. Da wird für die Sanierung des Schulzentrums Meckelfeld eine Summe von 52 Millionen Euro veranschlagt und nicht ein Cent wird dort im Planungsbudget gekürzt. Aber in Tostedt wird um 10 Prozent reduziert auf Basis von Argumenten, die uns vor Ort nicht schlüssig sind!


Die Gemeinde
Tostedt wächst


Zudem wächst die Gemeinde! In Tostedt wird wegen des enormen Bedarfs eine neue Kindertagesstätte - sechszügig ? - für über acht Millionen Euro gebaut. Was passiert, wenn diese Kinder in die Schulen und die Sportvereine drängen? Wo bleibt hier die perspektivische, nachhaltige Sicht? Wir werden uns in zehn Jahren an den Kopf fassen und uns fragen müssen: Wie konnte man nur so eine wenig zukunftsorientierte und nichtvisionäre Baumaßnahme in Tostedt durchführen?

Schon vor dem Brand der RS-Halle war allen Beteiligten mit Know-how bekannt, dass die Hallensituation massiv angespannt gewesen ist. Es lagen in jüngerer Vergangenheit die fertigen Pläne für einen Hallenneubau auf dem Tisch und wurden damals wegen der Flüchtlingskrise wieder kassiert. Und zehn Jahre später - nachdem in der Zwischenzeit nichts passiert ist - wird wieder an einer „Lösung“ rumgedoktort, die wenig mit zukunftsorientierter jugendgerechter Perspektive zu tun hat. Es ist für alle dem Sport Verbundenen erschütternd zu sehen, welch einen geringen Stellenwert offensichtlich sowohl der Schul- als auch der Vereinssport insgesamt bei unseren politischen Entscheidungsträgern haben.

Für den Sport in Tostedt
Die Schulleitungen der weiterführenden Schulen der Samtgemeinde Tostedt
Die Fachobleute Sport von Gymnasium, Real- und Hauptschule
Die Abteilungsleitungen und der Vorstand des MTV Tostedt

Alle Texte zu Sporthallenbrand Tostedt

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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