Einwohnerversammlung in Handeloh wurde zur Farce
bim. Handeloh. Der Saal im Hotel Fuchs platzte aus allen Nähten: Rund 120 interessierte Bürger fanden sich dort zur Einwohnerversammlung ein, um sich über die Entwicklung Handelohs unter ortsplanerischen und ökologischen Aspekten zu informieren und ihre Anregungen vorzutragen. Doch die Versammlung wurde zur Farce, als Bürgermeister Heinrich Richter (FWH) sich am Laptop eher hilflos durch Bebauungs- und Naturschutzgebietspläne klickte und Redner von Fraktionen und Gruppen sich ihre altbekannten verbalen Schlagabtausche lieferten. Viele Bürger verließen enttäuscht die Versammlung.
Wie berichtet, hatte die Orts-CDU bereits im August 2017 die zeitnahe Durchführung einer Einwohnerversammlung zur Bauleitplanung beantragt. Hintergrund war, dass nach der Ausweisung von Bauland entlang der Wörmer Straße auch zwischen Amsel- und Mergelweg weitere Bebauung genehmigt werden sollte. Im September 2017 informierte Bürgermeister Heinrich Richter (WG) im Rat, dass die Versammlung voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte stattfinden solle - woran er und weitere Ratsmitglieder sich jetzt offenbar nicht mehr erinnern konnten, wie die Kritik am WOCHENBLATT-Vorbericht vermuten lässt. Nachdem die Versammlung weiter auf sich warten ließ, wurde im Dezember 2017 ein Ratsbeschluss zur Einberufung derselben gefasst. Richter begründete die Verzögerung jetzt damit, dass die "Vorbereitungen sich umfangreicher dargestellt" hätten als gedacht. Nachdem die Versammlung nur auf der Homepage der Gemeinde und in Infokästen kommuniziert wurde, hatten CDU, Grüne und FDP die Einwohner per Handzettel darüber informiert.
Fachliche Unterstützung kam in der Versammlung von Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam und Tim-Olaf Wilms-Splinter aus der Bauabteilung, der erläuterte, welche Regelungen in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen nach Baugesetzbuch möglich sind. So seien F-Pläne vorbereitende Bauleitplanungen, in denen die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung von Kommunen wie u.a. Wohnbebauung, Misch- und Gewerbegebiete in Grundzügen dargestellt werde, allerdings noch nicht parzellenscharf. In B-Plänen würden dann die detaillierteren, rechtsverbindlichen Festsetzungen getroffen. "Der Bebauungsplan regelt, was Sie auf Ihrem Grundstück dürfen", so Wilms-Splinter.
Die F- und B-Pläne seien auf der Homepage des Landkreises einsehbar, die F-Pläne auch im Rathaus der Samtgemeinde Tostedt und die B-Pläne im Handeloher Gemeindebüro.
An Wohnbauflächen gebe es in Handeloh laut F-Plan rund 217 Hektar sowie rund 30 Hektar Mischflächen, ein Gewerbegebiet mit 1,1 Hektar und elf Hektar Gemeinschaftsflächen.
Wieviel Bauerwartungsland es in Handeloh gibt - Flächen, die laut F-Plan für Wohnbebauung vorgesehen, aber noch nicht über B-Pläne als Bauland ausgewiesen sind, - konnte Wilms-Splinter an dem Abend nicht sagen. Es gebe aber mehrere kleine Flächen, auf denen die Gemeinde Bauland entwickeln könne, sofern die Eigentümer dazu bereit seien.
Heinrich Richter ging anschließend auf die Handeloher Bebauungspläne ein. Das nutzten einige Bürger, um ihre Anliegen los zu werden. Falsch gesetzte Begrenzungspfähle, der noch nicht realisierte Wendehammer im Meisenweg und die seit Jahren nicht gelöste Entwässerungsproblematik im Mergelweg waren einige der vorgebrachten Kritikpunkte. An Wünschen nannte ein Anlieger ein Parkplatz-Konzept fürs Büsenbachtal, das touristisch stark an Bedeutung gewonnen hat, seit der Heidschnuckenweg ausgezeichnet wurde. Ein Vertreter der Freien Schule Nordheide brachte erneut den Wunsch auf Nutzung der Jugendherberge in Inzmühlen vor.
Aus den Vorschlägen der Bürger sollten Erkenntnisse über eine mögliche Entwicklung der Gemeinde in den kommenden Jahren abgeleitet werden.
Auf ein Wort: Mangelnde und Falschinformation
Die allgegenwärtige Medienschelte und die Neu-Etablierung des Nazi-Begriffs der "Lügenpresse" von Anhängern wahnhafter Internet-Verschwörungstheorien gehen mir allmählich gegen den Strich. Auch die Lokalpresse hat damit zu kämpfen, wenn diejenigen, die, - sobald sie wegen ihrer Aussagen öffentliche Kritik ernten - behaupten: "Ich bin falsch verstanden worden"; "Das habe ich zwar gesagt, aber anders gemeint" oder: "Das habe ich nie gesagt."
Auch wenn Bürgermeister Heinrich Richter sich nicht mehr erinnert: Im September 2017 hatte er die von der CDU im August 2017 beantragte Einwohnerversammlung für die zweite Oktoberhälfte angekündigt.
Sicherlich mag der Postwurf von CDU, Grünen und FDP bei dem einen oder anderen für Verwirrung gesorgt haben, um welche Themen es in der Versammlung gehen soll. Nichtsdestotrotz war es - mit Ausnahme der Infokästen und der Gemeinde-Homepage - die einzige Info, die die Einwohner, für die die Versammlung schließlich gedacht war, erhalten haben. Auch das WOCHENBLATT hätte die Info ohne die Opposition nicht erhalten.
Bianca Marquardt
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