Hamburg Wasser reagiert auf WOCHENBLATT-Berichterstattung
"Früher deutlich mehr Wasser gefördert"
(bim). Auf die WOCHENBLATT-Berichterstattung zur Heidewasserförderung durch Hamburg Wasser und die Bedenken der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) reagiert jetzt das Unternehmen und korrigiert Daten und Zahlen. Das Erschreckende: Demnach hat Hamburg Wasser weit mehr Wasser aus der Nordheide gefördert, als bisher öffentlich bekannt war. Hier die Stellungnahme von Hamburg Wasser:
"Hamburg Wasser hat den ersten Antrag auf erneute Bewilligung 2003 gestellt, nicht 2009. Auch der Übergangserlaubnis der Bezirksdirektion lag natürlich ein Antrag unsererseits zugrunde. Es stimmt daher nicht, dass wir fünf Jahre benötigt hätten, einen Antrag einzureichen. Dass es dann im Nachgang zu unserem ersten Antrag verschiedenste Änderungen gegeben hat (Übergang der Zuständigkeit für das Verfahren von Lüneburg auf den Kreis Harburg, sich mehrfach verändernde Anforderungen bezüglich der Frage, ob Schierhorn separat beantragt werden soll oder nicht), ist uns wohl kaum anzulasten.
Für die Meinungsbildung Ihrer Leser wäre es zudem aus meiner Sicht eine nicht unerhebliche Information, dass wir im ersten Bewilligungszeitraum, als die Schierhorner Brunnen in Betrieb waren, insgesamt 27 Millionen Kubikmeter jährlich fördern durften (und zwar auf Basis einer Bewilligung). Auch in der Zeit zwischen 2004 und heute war die entnommene Menge durchschnittlich faktisch höher als 15,7 Millionen Kubikmeter, weil wir im Zuge von Pumpversuchen, die wir im Rahmen der Unweltverträglichkeitsprüfung zwischen 2001 und 2007 machen mussten (selbstverständlich mit Genehmigung), zeitweilig deutlich mehr als 15,7 Mio Kubikmeter gefördert haben. Gerhard Schierhorn (Pressesprecher der IGN, d. Red.) dürfte das bekannt sein. Was bei der jetzt erteilten gehobenen Erlaubnis auf die zurzeit in Betrieb stehenden Brunnenfassungen Ost und West durchschlagen soll, erschließt sich mir daher nicht.
Tatsächlich ist es so: Wir wollen deutlich weniger Wasser als im ersten Bewilligungszeitraum und die durchschnittliche Entnahme der Jahre 2004 bis heute lag aufgrund der Pumpversuche mengenmäßig nicht unter dem jetzt erteilten Wasserrecht. Eine Mehrbelastung der jetzigen Brunnen gibt es also nicht, wohl aber eine Entlastung, sobald die Brunnen Schierhorn wieder in Betrieb genommen werden."
Weitere Leserreaktionen
Uwe Mix aus Handeloh: "Nach einem Jahrhundertsommer mit extremer Trockenheit und der klagenden Land- und Forstwirtschaft in den letzten Monaten passt diese extreme Entnahmemenge von Heidewasser überhaupt nicht zusammen. Ich frage mich, wer eigentlich auf der Seite des Landkreises Harburg diese Entscheidungen möglich gemacht hat. Für mich hat das ein starkes Geschmäckle."
• Gerhard Bruse, Seevetal-Maschen: "Die gerichtlichen Versuche von Hamburg Wasser, an höhere Entnahmen heranzukommen, sind besonders verwerflich, da nach meinen Informationen Hamburg Wasser einen Teil des Heidewassers weiterverkauft Richtung Schleswig-Holstein. Und das sicherlich nicht ohne Gewinn. Eine Großstadt braucht Wasser aus seiner ländlichen Umgebung. Das ist klar. Aber nicht, um Geschäfte zu machen."
• Torsten Schuldt aus Jesteburg: "Vor einiger Zeit habe ich dieses Thema mit einem Geologen besprochen. Wir waren uns einig, dass die Entnahmen von Hamburg Wasser keinen Einfluss auf das Grundwasser haben, da diese in Tiefen geschehen, die das Grundwasser nicht berühren. Viel bedenklicher ist die Wasserentnahme der Landwirtschaft, da diese die Entnahme aus geringen Tiefen vornimmt und den Grundwasserspiegel absenkt."
• Karin v. Stemm aus Hanstedt: "Es liegen starke Fakten gegen die Wasserentnahme bei Umweltverbänden und der IGN vor. Trotzdem scheint es niemanden zu geben, der diese Situation unbeeinflusst betrachtet und der IGN helfend zur Seite steht. Bereits vor ca. acht Jahren berichteten die Gewässerwarte, dass z.B. die 'Schmale Aue' eine 40 cm niedrigere Wasserführung hatte als zuvor. 3.000 Unterschriften wurden 2010 von Heidebewohnern gegen die Wasserentnahmen gesammelt. Wo sind sie geblieben? Viele junge Familien ziehen in die Heide, auch sie benötigen alle Wasser."
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