Glyphosat-Diskussion: „Kritik richtet sich gegen Genmais“

Rudolf Behr (li.), hier bei einem Termin mit dem damaligen niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer | Foto: archiv bim
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bim. Seevetal. Das Thema Glyphosat spielt bei der Behr AG mit Hauptsitz in Seevetal-Ohlendorf (Landkreis Harburg), einem der führenden Gemüse-Anbaubetriebe in Deutschland, fast keine Rolle. Dennoch hat Firmenchef Rudolf Behr eine klare Meinung zur Diskussion um das Herbizid. Die ursprüngliche Kritik habe sich nicht gegen das Herbizid, sondern im Grunde gegen den Konzern Monsanto und dessen Genmais gerichtet, sagt er.
„Glyphosat kommt im Behr-Unternehmen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, wenn durch andauernde Regenfälle der Boden total durchnässt ist, ein Unkrautbewuchs auf nicht bepflanzten oder besäten Ackerflächen kurz vor der Samenstreuung ist und eine mechanische Unkrautvernichtung zu irreparablen Bodenschäden führen würde, da nasse Flächen nicht berührt werden dürfen. Das ist allerdings maximal in zwei Prozent der Fälle so und nur in Ausnahmejahren“, berichtet Rudolf Behr.
Das Unternehmen sei für jede Alternative, die sich neben der mechanischen Unkrautbekämpfung auftue, offen. „Besonders wenn wir eine Methode in unserem umfangreichen Bio-Anbau vertretbar einsetzen können. Diese Alternativen dürften dem Boden nicht schaden und nachfolgende Kulturen nicht negativ beeinflussen“, so Rudolf Behr. „Da Glyphosat bei unseren konventionellen Betrieben eine zu vernachlässigende Bedeutung einnimmt, im Bio-Anbau sowieso ausgeschlossen ist, können wir jederzeit darauf verzichten. Allerdings sieht es bei den Kollegen aus der Landwirtschaft erheblich anders aus“, weiß er.
Behr erläutert die Wirkungsweise von Glyphosat: Es sei ein Totalherbizid. „Totalherbizide vernichten alle Pflanzen, wenn sie damit besprüht werden“, so Behr. Der Nachteil anderer Totalherbizide: Sie wirkten nicht nur über die Blätter, sondern würden bei krautigen Pflanzen über die Wurzel in den Boden gelangen und so auch nachfolgende Pflanzen schädigen. Das Glyphosat mit der Bezeichnung „Roundup“ von der Firma Monsanto sei hingegen das erste Totalherbizid, bei dem der Boden nicht belastet werde und nachfolgende Kulturen ganz normal weiter wachsen könnten. „Dieses Mittel war in der Landwirtschaft eine echte Alternative zur mechanischen Bekämpfung (Bodenbearbeitung) von Unkräutern nach der Ernte oder vor der Aussaat und Pflanzung einer neuen Kultur. Jeder Landwirt, besonders der Bio-Landwirt, legt äußersten Wert darauf, dass sich die Unkräuter im Ackerboden nicht durch samenstreuende Unkräuter vermehren können. Deshalb wird der Boden immer wieder bearbeitet, so dass das Unkraut keinen Samen ausbilden kann und die Kulturpflanze nicht im Unkraut untergeht“, so Behr.
Das „Roundup“ sei in der ökologischen Gesamtbilanz insofern wertvoll, da der Boden nicht ständig durch Eggen, Grubbern, Fräsen oder Pflügen verwirbelt werde und sich eine natürliche Bodenstruktur länger erhalten könne.
In die Kritik sei Glyphosat bei nichtstaatlichen Organisationen, vorneweg Greenpeace, geraten, nachdem Monsanto eine genmanipulierte Maissorte gezüchtet habe, die vom „Roundup“ nicht angegriffen werden konnte. „Dieser genetisch veränderte Baustein erlaubte in dieser Sorte einen großflächigen Einsatz von 'Round-
up'. Der Effekt war, dass diese Sorte alle anderen Maissorten in den Ländern verdrängte, die Gentechnik anwenden dürfen, weil die Bekämpfung der unerwünschten Unkräuter mit 'Roundup' einfach war und immer einen vollen Erfolg garantiert“, sagt Rudolf Behr.
Von Tausenden an Expertisen habe die Weltgesundheitsorganisation auch eine erwähnt, die zu dem Schluss komme, dass „Roundup“ krebserregend sein könnte. „Diese Feststellung ist nicht sensationell, weil das auch bei Wasser, Obst, Gemüse, Fleisch und Kochsalz der Fall sein kann, wenn man die Dosierung nicht erwähnt, wobei vorher wohl Erbrechen, Demineralisierung und weitere Symptome greifen. So auch, nach bisher einhelliger, wissenschaftlicher Meinung beim Thema Glyphosat. Das ist der Wissensstand heute“, resümiert Behr. Doch der politische Mainstream verfolge derzeit andere Interessen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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