Grundwasserförderung in der Nordheide: "Maximal zwölf Millionen Kubikmeter pro Jahr zulassen"
bim. Handeloh. Im Herbst dürfte das laufende Genehmigungsverfahren für eine neue Bewilligung der Grundwasserförderung in der Nordheide durch den Landkreis Harburg einen vorläufigen Abschluss finden, berichtete Karl-Hermann Ott, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN), jetzt in der Mitgliederversammlung auf dem Hof Kröger in Handeloh-Wörme. "Vorläufig deshalb, weil die IGN ein Klageverfahren in Erwägung zieht, wenn dem Antrag der Hamburger Wasserwerke auf Förderung von 18,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr stattgegeben werden sollte", so Ott.
Allein die Erfahrungen mit der Förderung von durchschnittlich rund 15 Millionen Kubikmeter pro Jahr seien verheerend. "Schon bei dieser Menge an Grundwasserentnahme sind Bäche trockengefallen, und unsere Heideflüsse führen weniger Wasser", erklärte Ott. In Verbindung mit den ersten Auswirkungen des Klimawandels - insbesondere mit den trockenen Frühjahren - sei eine noch höhere Fördermenge nicht zu verantworten. Die Neubewilligung der Grundwasserentnahme biete nun die Chance, die Fehler der alten Bewilligung aus dem Jahr 1974 zu korrigieren. "Insbesondere müssen die Entnahmebrunnen im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide stillgelegt werden und die Entnahmemenge deutlich reduziert werden.“
Pressesprecher Gerhard Schierhorn gab danach einen Ausblick auf den weiteren Ablauf des wasserrechtlichen Antragsverfahrens der HWW. "Rund 3.000 Einwender in diesem Wasserrechtsverfahren warten auf die Entscheidung der Unteren Wasserbehörde (UWB) im Landkreis Harburg. Von dort ist zu hören, dass der Genehmigungsentwurf zurzeit mit Hamburg Wasser abgestimmt wird und voraussichtlich im Herbst mit einem Genehmigungsbescheid gerechnet werden kann", so Schierhorn. "Noch hoffen wir, dass unsere umfangreichen Anregungen und Bedenken vom Landkreis Harburg berücksichtigt werden. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie dringend Natur und Landwirtschaft im Landkreis auf unsere Grundwasserreserven angewiesen sind. Wir dürfen diesen lebenswichtigen Schatz nicht leichtfertig den wirtschaftlichen Interessen der Hamburger Wasserwerke überlassen."
Die IGN erwartet, dass die besonders geschützten Naturschutz- und FFH-Gebiete von Grundwasserabsenkungen freigehalten und die örtliche Trinkwasserversorgung und der Beregnungsbedarf der Landwirtschaft langfristig gesichert wird.
In den Auflagen und Benutzungsbedingungen des wasserrechtlichen Bescheides müsse klar geregelt werden, dass für alle betroffenen Bereiche eine Beweissicherung nach dem aktuellen Stand der Technik erfolgt. "Es kann nicht angehen, dass für Gebäude gar nichts getan werden soll, obwohl Hamburg Wasser und dem Landkreis Harburg Gebäudeschäden, z.B. in Schätzendorf, bekannt sind und auch zahlreiche Einwendungen sich auf diesen Komplex beziehen. Die Interessen der Land-, Forst- und Teichwirtschaft müssen deutlich stärker berücksichtigt werden.“
Schierhorn deutete an, dass die IGN darauf vorbereitet ist, einen Genehmigungsbescheid, der die örtlichen Interessen nicht ausreichend berücksichtigt, notfalls auch juristisch anzufechten. Es müsse jetzt eine deutliche Reduzierung der Fördermenge auf höchstens zehn bis zwölf Millionen Kubikmeter pro Jahr erfolgen.
Bei den Vorstandswahlen gab es einen Wechsel: Neuer zweiter Vorsitzender ist jetzt Ulli Bernstorff aus Egestorf. Wolfgang Kröger wurde mit Dank für die jahrelange Vereinsarbeit verabschiedet. Klaus-Detlef Kröger bleibt Kassenführer.
Über die IGN
Die IGN war 1979 mit dem Ziel gegründet worden, die Wasserentnahme der Hamburger Wasserwerke (HWW) in der Nordheide umweltverträglich zu gestalten. Seit 39 Jahren beschäftigt sich die Heidjer-Bürgerinitiative mit dem Thema Grundwasserabsenkungen, trockene Bäche, Gebäudeschäden, usw..
Die zugrundeliegende Genehmigung für die Wasserentnahme stammt aus dem Jahre 1974 und ist 2004 ausgelaufen. Seitdem fördern die HWW auf der Grundlage einer rechtlich umstrittenen Erlaubnis bis zur nächsten Bewilligung rund 15 Millionen Kubikmeter pro Jahr Grundwasser. Das entspreche in etwa dem Trinkwasserbedarf von 300.000 Hamburgern.
Weitere Infos im Internet: www.ign-hanstedt.de
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