Landkreis Harburg
Kakenstorfer Rat macht Weg frei für weitere Bebauung
bim. Kakenstorf. So etwas gibt es selten: Vor der Abstimmung über die Aufstellung des Bebauungsplans "östliche Weidenstraße" im Kakenstorfer Gemeinderat im Beisein von rund 60 Bürgern gab Bürgermeister Heiko Knüppel (CDU) eine Erklärung zur Unbefangenheit seiner Abstimmung ab. Er war im Vorfeld in die Kritik geraten, weil er für die Sparkasse Harburg-Buxtehude tätig ist und das neue Baugebiet von der Sparkassentochter idb entwickelt werden soll.
Wie berichtet, könnten auf einer rund vier Hektar großen Fläche zwischen Ahornallee und Weidenstraße 48 Einzel- und Doppelhäuser sowie vier Mehrfamilienhäuser mit je sechs Wohneinheiten entstehen.
Die Diskussion über das Baugebiet sei eine Initiative der CDU-/SPD-Gruppe, nicht die des Bürgermeisters, erläuterte Knüppel. Er sei zwar Mitarbeiter der Sparkasse und Personalrat, aber nicht im operativen Geschäft tätig. Wenn die idb das Baugebiet erschließe, habe die Sparkasse einen wirtschaftlichen Vorteil. "Mir sichert das den Arbeitsplatz, persönliche Vorteile habe ich nicht", betonte Knüppel. Insofern sehe er keinen Interessenskonflikt. "Ich lege Wert darauf, integer zu handeln", so Knüppel.
Auch hob der Bürgermeister erneut hervor, dass die Gemeinde im Rahmen ihres Planungsrechts die Umsetzung des Baugebiets überwache, aber nicht zuständig sei für den Grundstücksverkehr. Grundstücksverhandlungen seien Sache des Investors.
Von einigen Bürgern wurden in der Einwohnerfragestunde der Bedarf an neuem Bauland in dieser Größenordnung und das Tempo der Umsetzung infrage gestellt. "Der Landkreis Harburg ist ein Zuzugsgebiet. Ich habe wöchentlich Anfragen. Außerdem gibt es Bedarf an altengerechten Wohnungen", erklärte Heiko Knüppel.
Unterstützung bekam er von idb-Direktor Bodo Ihlenburg. Vor fünf bis zehn Jahren hätte niemand Bauland in Kakenstorf angefasst. Nun gebe es aber viele Menschen, die in den Landkreis Harburg ziehen wollten. Ein Beispiel: Für 20 Bauplätze in Buchholz habe es 400 Bewerber gegeben, so Ihlenburg. Und: "Wir werden keinen Druck ausüben - weder auf die Gemeinde noch sonst irgendwen."
Auch ein schlüssiges Verkehrskonzept fehlte manchem Anwohner. Diesbezüglich verwies der Bürgermeister auf das Bebauungsplanverfahren, im Rahmen dessen Details geklärt würden. Sofern Gutachten erforderlich sind, müssten die Kosten dafür vom Investor getragen werden. Der Gemeinde entstehe bei der Entwicklung des Baugebietes kein finanzielles Risiko.
Planer Frank Patt stellte den Ablauf des rund einjährigen Bebauungsplanverfahrens und die Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger dar. Bei seinem Plan handele es sich zunächst um eine Skizze, die zeigen solle, was städtebaulich sinnvoll wäre. Die Hälfte der laut dieser Skizze überplanten Fläche ist im Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt noch nicht für Wohnbebauung ausgewiesen.
Gegen die Stimmen der Wählergemeinschaft Kakenstorf (WGK) beschloss die CDU-/SPD-Mehrheit die Aufstellung des Bebauungsplanes. Gleichzeitig soll bei der Samtgemeinde ein Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplanes für den östlichen Bereich der Siedlungserweiterungsfläche gestellt werden. Einstimmig befürwortet wurde der WGK-Antrag, unter Beteiligung der Bürger eine innerörtliche Verdichtung zu prüfen.
Einhellige Zustimmung fand auch der Antrag von Reinhard Hinrichs (SPD). Der Inhalt: Das Baugebiet soll in zwei Abschnitten entwickelt werden. Bevor der zweite Bauabschnitt realisiert wird, bedarf es einer erneuten Beschlussfassung im Gemeinderat. Noch vor der Beteiligung der öffentlichen Träger sollen wichtige Fragen eruiert werden, die infolge der Bebauung auftreten, u.a. zu Schul- und Kindergartenplätzen sowie zu Individual- und öffentlicher Nahverkehr.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.