Von Meditationsstätte bis Jugendcamp
Konzepte für die Jugendherberge Handeloh vorgestellt / Anwohner haben Bedenken
bim. Handeloh. Ein buddhistisches Zurückziehungszentrum, eine genossenschaftlich getragene Begegnungs- und Wanderherberge oder eine kollektiv organisierte Jugend- und Erholungsstätte - neun Interessenten an der Jugendherberge in Handeloh-Inzmühlen stellten am Samstag Anwohnern und Interessierten ihre drei Konzepte für die künftige Herbergsnutzung vor. Der Gemeinderat legte am Montagabend eine Priorisierung fest, am wahrscheinlichsten ist demnach der Zuschlag für die Wanderherberge.
Die Konzepte:
Buddhistisches
Zurückziehungszentrum
Rund 2.000 Anhänger des "Diamantweg Buddhismus" gebe es im Norden und bisher Zurückziehungszentren u.a. in Buxtehude, Bremen und Hamburg. Ein solches könnte in Inzmühlen entstehen, finanziert über die monatlichen 15 Euro Beitrag der in einem gemeinnützigen Verein organisierten Mitglieder. Das Kaufangebot liege bei eigenfinanzierten 500.000 Euro. Im ersten Jahr müssten rund 450.000 Euro investiert werden, um das Gebäude zweckgemäß nutzen zu können. In mehreren Bauabschnitten sollten in den nächsten zehn Jahren dann insgesamt 1,5 Millionen Euro investiert werden. Geplant sei u.a. die Anlage eines Meditationsgartens. An Kosten für den laufenden Betrieb rechnen die Buddhisten mit 60.000 Euro pro Jahr.
Der Hauptfokus liege auf dem stillen Meditieren, daneben gebe es öffentliche Angebote wie einmal in der Woche kostenfrei das Meditieren kennenzulernen oder gegen einen kleinen Obulus an Vortragsabenden teilzunehmen. Zwei- bis dreimal im Jahr könne es auch größere Veranstaltungen geben wie z.B. Tage der offenen Tür oder Seminare. In die Jugendherberge würden Einzelpersonen, Familien, Schulklassen und Studenten kommen - bei einer Auslastung von 60 Personen und bei größeren Veranstaltungen rund 200. Zehn Mitglieder würden in die Jugendherberge als Betreiber und Ansprechpartner einziehen.
Begegnungs- und
Wanderherberge
Ein ähnliches Konzept hatten die Kaufinteressenten bereits vor rund einem Jahr vorgestellt. Damals war der Betrieb einer naturnahen Herberge zur Ruhe und Erholung mit Seminarbetrieb als GmbH geplant. Nun soll das Vorhaben - ein sozial-ökologisches Hostel - genossenschaftlich organisiert werden, wofür es auch bereits Mitstreiter aus dem Landkreis Harburg und der Region gibt. Ein Genossenschaftsanteil kostet 1.000 Euro.
Im Mittelpunkt stehen für die Genossen in der Jugendherberge u.a. soziales Wirtschaften und nachhaltiger Tourismus zu einem "außerordentlichen Preis-Leistungs-Verhältnis". Für Wanderer solle es abfallfreie Proviantboxen geben, Anreisen der Gäste per Bahn belohnt werden. Es werde aber weder einen Kiosk noch einen Imbiss geben, betonten die Redner. Geboten werden sollen in und rund um die Herberge z.B. Workshops für Sport und Wellness, Kultur und Aktivitäten für Kinder. Gesetzt werde auf weitgehende Selbstversorgung mit Hochbeeten und Kräutergarten und durch regionale Anbieter.
Die Beteiligten rechnen mit einer Gesamtinvestition von einer Million Euro.
Jugend- und
Erholungsstätte
Die Beteiligten der kollektiv organisierten Jugend- und Erholungsstätte KOJE - bisher stehen dahinter elf Erwachsene aus Hamburg und Bremen mit pädagogisch-künstlerischem bzw. Ingenieurs- und gastronomischem Hintergrund - wollen in der Herberge ein naturnahes Wohnprojekt für Allein- und Gruppenreisende realisieren. Die KOJE solle ein naturnaher Begegnungsort für die Region werden für Kinder- und Jugendgruppen, Kunst- und Kulturschaffende. Verwaltung und Bewirtschaftung erfolgten kollektiv, nachhaltig und am Gemeinwohl orientiert. Jugendlichen solle ein positives Selbstwertgefühl und Gemeinsinn vermittelt werden.
Veranstaltet werden sollen z.B. Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen, die auch von der Bevölkerung besucht werden könnten. Vorstellbar sei auch, die Räume für Ausstellungen oder Aufführungen zur Verfügung zu stellen. Es gebe auch schon Kooperationsideen, u.a. mit den Jugendzentren in Tostedt und Jesteburg oder dem Kulturbahnhof Holm-Seppensen.
Im Dachgeschoss könnten drei Ferienwohnungen entstehen, im Erdgeschoss Übernachtungsmöglichkeiten für 40 Personen. Es gebe Speise- und Tagungsräume sowie einen Cafébereich. Zehn Personen würden als Ansprechpartner in die Herberge einziehen.
Die Beteiligten rechnen mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro, finanziert über ein Drittel Eigenkapital und zwei Drittel über einen Bankkredit.
Die Hauptbedenken der Anwohner drehten sich um die zu erwartenden An- und Abreisen sowie um das Parken. Denn an der Jugendherberge selbst stehen nur ca. zehn Parkplätze zur Verfügung. Dem wollen die Kaufinteressenten mit entsprechenden Informationen der Gäste über die Anreise per Bahn und einem Shuttleservice entgegenwirken.
Außerdem äußerten Anwohner die Befürchtung, dass sich aus der ehemaligen Jugendherberge eine riesige Wohngemeinschaft entwickeln könne, wenn sich die vorgestellten Pläne nicht rechneten. Diese Bedenken räumte Bürgermeister Heinrich Richter aus. Es werde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt, der eine Nutzung festschreibe.
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