In Tostedt
Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine
bim. Tostedt. Als Zeichen für Frieden, Demokratie und Solidarität mit der Ukraine gingen und gehen auch im Landkreis Harburg hunderte Menschen auf die Straße, treffen sich zu Mahnwachen und Friedensgebeten. Seite an Seite standen Sonntagmittag auch rund 260 Menschen aus der Samtgemeinde Tostedt, um den Angriff auf die Ukraine durch Russlands Präsident Wladimir Putin zu verurteilen.
"Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid", mit diesen Worten aus "Star Wars" eröffnete Jan Hinnerk Zirkel (Zusammen für Tostedt) die Mahnwache auf dem Platz Am Sande. "Niemand hätte für möglich gehalten, dass wir wieder Krieg in Europa haben."
Unter den Mahnwachen-Teilnehmern war auch die Russin Tatiana Niefind-Mingaleva. "Ich bin am Boden zerstört und hin- und hergerissen. Ich habe in Russland und in der Ukraine Verwandte. Ich habe nie gedacht, dass mein Land, das ich liebe, das Friedensparolen verbalisiert, plötzlich in die Rolle des Aggressors kommt und wortbrüchig wird", sagte sie zum Einmarsch Putins in die Ukraine. "Wenn zwei Menschen eine Schlägerei anfangen, sind beide schuld, weil sie nicht mit Worten weiterkommen. Aber wenn der große Bruder auf den kleinen Bruder einschlägt, habe ich kein Verständnis. Volk und Regierung in Russland sind unterschiedlich. Ich bin sicher, viele Russen sind gegen den Einmarsch", betonte die Russin.
Bedrohte und
Opfer schützen
"Krieg ist immer ein großes Unrecht, ein Verbrechen, Wahnsinn", erklärte Pastorin Miriam Heuermann. "Wir bitten alle, die Verantwortung für die Eskalation tragen: Hört auf mit dem Krieg, sucht Frieden!" Frieden heiße, andere zu verstehen, Menschen im Blick zu haben, Täter beim Namen zu nennen und Bedrohte und Opfer zu schützen. "Kriege hatten wir viel zu viele in Europa. Krieg bedeutet Angst, Tragödie, unendliches Leid, Vertreibung, Flucht."
"Nach zwei Jahren Corona hatten wir auf ein friedliches 2022 gehofft und die Beendigung der Corona-Maßnahmen", sagte Tostedts Bürgermeisterin Nadja Weippert (Grüne). Nun habe der Angriff Russlands auf die Ukraine die Prioritäten verschoben und bewusst gemacht: "Wir leben in einem Land, in dem es friedlich ist, in dem wir keine Angst haben, dass eine Bombe in unser Wohnzimmer einschlägt." Sie erinnerte an ihre Großeltern, die 1945 aus Bessarabien geflüchtet waren und sich nach dramatischer Flucht und der zwischenzeitlichen Kriegsgefangenschaft des Großvaters wie durch ein Wunder wieder- und in der Samtgemeinde Tostedt eine Heimat fanden. "Viele Menschen auf der ganzen Welt sind auf der Flucht. Ein großer Akt der Solidarität und Barmherzigkeit wird gebraucht, um diesen Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern Wärme, Kleidung und Unterkunft zu geben", erklärte Weippert. Sie machte deutlich, "wie sehr wir hier in Luxus und Sicherheit leben. Frieden und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit. Es gibt weltweit wieder mehr Autokratien als Demokratien."
"Für mich ist Frieden immer eine Selbstverständlichkeit gewesen", sagte Lasse Hallmann, der 26-jährige Ortsvereinsvorsitzende der Tostedter SPD. "Umso entsetzter sei er über den am vergangenen Donnerstag "vorsätzlich herbeigeführten Vernichtungskrieg, wie wir ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben, begann". Die Mahnwache sei nur ein winzig kleiner Beitrag, aber sie solle zeigen: "Wir sind gegen Krieg in jedweder Form. Wir sind solidarisch mit der Ukraine und ihrer Zivilbevölkerung und mit den Menschen, die in Russland Tag für Tag auf die Straße gehen. Es ist einzig der Krieg von Putin und seiner Regierung. Sie allein sind für die Toten verantwortlich", so Hallmann.
Hilfe für polnische
Partnerkommune
Zum Abschluss wurde das Lied "Sag mir, wo die Blumen sind" angestimmt.
Tostedt sieht sich noch in anderer Hinsicht verpflichtet. "Dort, wo die Ukrainer in Polen über die Grenze flüchten, ist unsere Partnerkommune Lubaczow", sagte Klaus-Dieter Feindt, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Tostedt und Ehrenbürger von Lubaczow. "Da sind wir als Partner gefragt, wie können wir helfen?" Feindt, Bürgermeisterin Nadja Weippert und Tostedts ehemaliger Bürgermeister Gerhard Netzel verabredeten sich für Montag, um über Hilfsmöglichkeiten zu sprechen.
• Für Sonntag, 6. März, um 11.30 Uhr ist erneut eine Friedensdemo auf dem Platz „Am Sande“ geplant.
• Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Tostedt bittet um Spenden für die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine auf das Konto: IBAN: DE 90 2075 0000 0006 0931 73.
• Gespendet werden kann auch auf das Konto der UN-Flüchtlingshilfe, IBAN: DE78 3705 0198 0020 0088 50.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.