Umwelt an Silvester
Privates Böllerverbot zum Wohl von Tier und Mensch
Es muss nicht immer knallen, man kann auch ein geräuscharmes Farbenspiel bestaunen: Alle Jahre wieder wird über ein generelles Böllerverbot diskutiert, weisen Städte und Gemeinden auf sensible Böllerverbotszonen, u.a. im Umkreis von Kirchen, Seniorenheimen und Reetdachhäusern hin, fürchten Tierhalter um das Wohl ihrer Vierbeiner. Selbst die brutalen Übergriffe in der Silvesternacht 2022/23, als Polizei- und Rettungskräfte mit Böllern und Raketen beschossen wurden, haben nicht zum Umdenken geführt. So wird es auch dieses Silvester und Neujahr vielfach wieder überwiegend laut statt schön bunt - bei vermutlich erhöhter Polizeipräsenz.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) übte bereits vor einigen Wochen scharfe Kritik an der Untätigkeit des Bundesinnenministeriums gegenüber den dramatischen Folgen privater Pyrotechnik. Die DUH hatte die Innenministerinnen und -minister aufgefordert, Druck auf Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auszuüben, um ein privates Böllerverbot zu beschließen. Begründung der DUH: "Der Neujahrswechsel ist jedes Jahr geprägt von Verletzungen, Bränden, Millionen verschreckten Tieren sowie menschlichen Todesfällen, verursacht durch Pyrotechnik. Nur mit einem umfassenden Verkaufs- und Anwendungsverbot von privatem Feuerwerk lassen sich die diese Gefahren kontrollieren."
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Innenministerinnen und Innenminister tragen die Verantwortung für die Sicherheit in ihren Bundesländern – und damit auch für den Schutz der Polizeibeamten und Einsatzkräfte. Nicht ohne Grund ist die Gewerkschaft der Polizei Teil unseres Bündnisses gegen private Feuerwerke. Jedes Jahr erleben wir extreme Luftverschmutzung, Übergriffe, Verletzungen und Brände durch Pyrotechnik. Was muss noch geschehen, damit die Bundesinnenministerin endlich den Böller-Wahnsinn stoppt? Es ist höchste Zeit, dass die Ministerinnen und Minister Druck auf Nancy Faeser ausüben und endlich ein Verbot privater Feuerwerke durchsetzen.“
Wie ein modernes, sicheres und umweltfreundliches Silvester ohne private Feuerwerke aussehen kann, hat die DUH mit einer eindrucksvollen Drohnen-Show am 30. November 2024 in Berlin gezeigt. "Diese innovative Alternative begeistert Menschen jeden Alters, schont die Umwelt und reduziert die Belastung von Einsatzkräften und Krankenhäusern", so die DUH.
Aktionsbündnis für ein böllerfreies Silvester
Das Aktionsbündnis für ein böllerfreies Silvester wächst stetig und vereint mittlerweile 30 Organisationen, die sich für ein Ende privater Pyrotechnik einsetzen. Neben der DUH gehören dazu u.a. die Gewerkschaft der Polizei, die Bundesärztekammer, der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft, der Deutsche Tierschutzbund, die Deutsche Tinnitus-Liga, das Haustierregister Findefix, Peta Deutschland, Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz, die NaturFreunde Deutschlands sowie weitere Tier- und Umweltschutzvereinigungen.
Link: Zum Offenen Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser: www.duh.de/boellerciao
Auch der (NABU) plädiert für ein böllerfreies Silvester
Auch der Naturschutzbund (NABU) plädiert für ein Verbot privater Feuerwerke, Begründung: Abgesehen von der hohen Feinstaubbelastung und den enormen Abfallmengen, die durch die lauten Raketen und Böller verursacht werden, steigt der Stresspegel von Wildtieren wie Vögeln, Fledermäusen oder Rehen explosionsartig an.
Wildtiere in Panik – unnötige Belastungen vermeiden
Die lauten Knallgeräusche und grellen Lichtblitze von Feuerwerken versetzen Wildtiere in Panik, insbesondere in der winterlichen Energiesparphase. „Vögel fliehen bis zu 1.000 Meter hoch, können stundenlang keinen Schlafplatz finden und verlieren dabei lebenswichtige Energiereserven“, erklärt Renée Gerber, Pressereferentin des NABU Niedersachsen. Wasservögel reagieren sogar noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk und fliehen. Auch andere Wildtiere wie Rehe, Biber und Fledermäuse leiden unter dem Lärm.
Winterschlafhaltende Tiere, wie Igel, werden durch die Erschütterungen gestört, wachen auf und verlieren wertvolle Energie. „Säugetiere mit empfindlicher Sensorik können sogar Gehörschäden erleiden“, warnt Gerber. Regelmäßig werden nach Neujahr tote oder verletzte Tiere gefunden.
Feinstaub und Müll belasten Umwelt und Gesundheit
Neben der Bedrohung für Tiere haben Silvesterfeuerwerke erhebliche Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Laut Umweltbundesamt entstehen in Deutschland durch Feuerwerkskörper jährlich etwa 2.050 Tonnen Feinstaub – davon über drei Viertel in der Silvesternacht. Chemisch belasteter Müll bleibt oft wochenlang in der Natur und kann giftige Rückstände hinterlassen, die das Grundwasser gefährden.
Für einen umweltfreundlichen Jahreswechsel
Der NABU Niedersachsen setzt sich für ein Verbot privater Silvesterfeuerwerke ein. Stattdessen könnten zentrale Feuerwerke oder Lichtshows eine umweltfreundliche und tierfreundliche Alternative bieten.
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