Wistedt
Sportverein feiert sein 100-Jähriges mit zahlreichen Gästen
Mit einem großen Fest in Schwarz-Rot, dem Vereinswappen entsprechend, feierte jetzt der SV Wistedt mit zahlreichen Gästen sein 100-jähriges Bestehen. Vertreter aus Politik, Grund- und Elias-Schule sowie von befreundeten Vereinen aus Wistedt und und Umgebung untermauerten durch ihre Teilnahme am Jubiläum ihre Wertschätzung mit dem Traditionsverein.
Vorsitzender Alexander Fehling gab anhand der von Heidrun Capellmann innerhalb eines Jahres hervorragend recherchierten Vereinschronik einen umfassenden Blick auf die Geschichte des SV Wistedt. Die heute mitunter skurril anmutenden Konsequenzen für vermeintliches Fehlverhalten von Mitgliedern in der Vergangenheit sorgten für viele Lacher im Publikum, die Errungenschaften und das Engagement früherer und heutiger Mitglieder aber auch für große Anerkennung.
Rückblick: Am 31. August 1924 trafen sich 17 fußballbegeisterte Wistedter, um einen Sportverein zu gründen. Der erste Sportplatz war im Ortsteil Quellen. Zwei Jahre später zählte der stetig gewachsene Verein 32 Mitglieder. Zwischen 1940 und 1944 ruhte der Sportbetrieb kriegsbedingt. 1947 wurde der Verein durch die damalige Militärregierung anerkannt.
Einige Anekdoten: Ein Ballwart wurde einst wegen Faulheit des Amtes enthoben. Später stellte Vorstandsmitglied Karl Marquardt den Antrag, von seinem Posten enthoben zu werden, falls sich die Mitglieder nicht stärker einbringen.
Die Abteilungen des SV Wistedt errangen im Laufe der Jahrzehnte auch diverse sportliche Erfolge, u.a. errangen 1954 die 1. Herren und zwei Jugendmannschaften die Bezirksmeisterschaft und 1961 die Meisterschaft nach einem dramatischen Finale in Moisburg. Auch die Boxabteilung konnte mehrfach Erfolge verbuchen.
Einige weitere Highlights:
1963 wurde das neue Clubhaus fertiggestellt;
1964 zählte der Verein 360 Mitglieder;
1965 formulierte das Fußballtrainerteam, u.a. nach übermäßigem Alkoholgenuss der Fußballer vor den Spielen, "zehn Gebote" als Verhaltensregeln (das WOCHENBLATT berichtete);
1968 wurde die Schulturnhalle der Grundschule eingeweiht;
1971 die erste Frauenfußballmannschaft gegründet;
1983 fand der Neubau auf dem Sportplatz auf der Fahlhorst statt;
1989 wurden der Neubau der Tennisplätze eingeweiht;
1991 zählten die Turn- und Tanzabteilungen zwölf GRuppen mit 260 Mitgliedern;
1995 erreichte der Verein mit 817 Mitgliedern den bisher höchsten Mitgliederbestand;
Seit 2010 steht auch dem SV Wistedt die Zweifeld-Turnhalle neben der Grundschule zur Verfügung;
2011 wurde das Vereinshaus Auf der Fahlhorst mit 3.000 Stunden Eigenleistung der Mitglieder umgebaut;
2015 errichtete die Landjugend Wistedt auf dem Vereinsgelände im Rahmen der 72-Stunden-Aktion eine Grillhütte;
Mehrfach schloss sich der SV Wistedt ab 1973 mit Nachbarvereinen zu unterschiedlichen Spielgemeinschaften zusammen.
2019 wurde die JSG Wistedt/Dohren gegründet;
2020 wurde Ingo Martin nach 20 Jahren als Vorsitzender des SV Wistedt zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
In den vergangenen 100 Jahren waren und sind im SV Wistedt mehr als 5.000 Mitglieder aus vier Generationen gezählt worden. Derzeit gehören dem Verein rund 700 Mitglieder an.
Zukunftspläne
Auch für die Zukunft hat der SV Wistedt noch einiges vor: Der Soccerplatz soll Kunstrasen erhalten und die Flutlichtanlage erneuert und aus LED umgestellt werden. Mit den Übungsleitern wurde ein Jugendschutzkonzept entwickelt. Auch müsse der Verein eine sportliche Lücke zwischen Kinderturnen und Erwachsenensport schließen, so Alexander Fehling. Aufgrund des großen Zuspruchs beim Fußballnachwuchs werde zudem an einem dritten Sportplatz gearbeitet.
Alexander Fehlings Dank galt allen, die fürs Fest angepacht hatten: den Helferinnen und Helfern, die das Fest großartig vorbereitet hatten und die Veranstaltung mit ihrem Engagement begleiteten, sowie den Sponsoren. Auch bedankte sich der Sportvereinsvorsitzende u.a. bei den "Ata-Girls" fürs Kuchenbacken und die Bewirtung im Festzelt, den Oldtimerfreunden Wistedt, die einige ihrer "alten Schätzchen" präsentierten, den Weinstand-Mädels, der Landjugend Wistedt sowie der Jugendfeuerwehr und Feuerwehr Wistedt, deren Mitglieder während des Festaktes auch aufgrund einer Alarmierung ausrücken mussten.
Drei Sportvereine mit Jubiläen
Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam hatte recherchiert, weshalb gleich drei Sportvereine der Samtgemeinde in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern - neben dem TSV Heidenau und dem SV Wistedt auch der TV Welle. "Als nach dem Ersten Weltkrieg die 48-Stunden-Woche eingeführt wurde, hatten die Menschen plötzlich Zeit für Sport", berichtete er. Im Jahr 1825 mussten die Menschen noch 82 Stunden in der Woche arbeiten, 1875 waren es 72 Stunden und 1900 noch 60 Stunden im Rahmen einer Sechs-Tage-Woche. "Bei der heutigen Wörk-Life-Balance sollte man mal darüber nachdenken, was früher einmal war", so Dörsam. Zudem habe in den Jahren 1924 bis 1929 in Deutschland nach der großen Inflation (1923) große Aufbruchstimmung geherrscht.
Der SV Wistedt sei fester Teil der Dorfgemeinschaft, lobte der Samtgemeinde-Bürgermeister. "Es braucht die Menschen, die im Vorstand oder als Trainer aktiv werden", lobte er und bedankte sich für das Engagement.
Kreissportbundvorsitzender Uwe Bahnweg zog gemäß dem Vereinsalter einen Vergleich: Ein Mensch sei in dem Alter voller Gebrechen. Beim 100-jährigen SV Wistedt gäbe es keinerlei Anzeichen von Altersschwäche, was sich auch durch immer neue Abteilungen im Verein zeige, u.a. die Modellrennsportabteilung ode die Gruppe für Menschen mit und nach Krebs. "Ohne die vielen Ehrenamtlichen und Unterstützer wäre das nicht möglich", so Bahnweg. Er überreichte Alexander Fehling stellvertretend für alle Engagierten als Anerkennung eine Medaille.
Uwe Rosenow vom MTV Tostedt und Heidi Theilemann von den Töster Landfrauen überreichten dem SV-Vorsitzenden Umschläge.
Vier Gruppen von Charakteren im Verein
Eine schöne Aufgabe übernahm dann der zweite Vorsitzende Sebastian Schweigert, der einen Menschen ehrte, der eigentlich im Verborgenen arbeitet, und der sehr geschätzt wird.
Zuvor machte es der zweite Vorsitzende spannend. Es gäbe im Verein vier Gruppen von Charakteren:
Diejenigen, die für Partner und Verein ständig unterwegs seien, um es allen recht zu machen und der Eigenschaft, selbst die unqualifizierteste Kritik auszublenden und mit demselben Elan neu durchzustarten.
Diejenigen, die mit starkem Rückenwind in den Verein kämen, viele Ämter an sich reißen, aber mit ihrem Fahrtwind niemanden wirklich mitreißen und die ganz schnell wieder weg wären, wenn sie erkennen, dass ein Vereinsleben kein Egotrip, sondern Teamwork ist.
Dann gäbe es solche, die sich für den Verein verdient gemacht hätten, aber irgendwann innerlich aufgeben und sich zurückziehen würden, dem Verein aber dennoch treu blieben.
Für die vierte Kategorie erinnerte sich Sebastian Schweigert an seine Kindheit mit dem Zauberschrank, der stets mit gewaschener und heiler Kleidung gefüllt war. So gäbe es auch Menschen im Verein, die selbstlos Dinge tun und dafür nur wenig Dank bekommen. "Diesen Zauber haben wir auf der Fahlhorst", sagte der SV-Vize zu dem immer wunderschönen Vereinsgelände. Dafür zeichnet seit vielen Jahren Hausmeister Dieter Marquardt verantwortlich, der zu seiner großen Überraschung eine Urkunde und viel Beifall erhielt.
Mit diesem emotionalen Festakt, den Spielstationen für Kinder auf dem Platz und der Livemusik am Abend wurde das Jubiläum des SV Wistedt zu einer runden Sache.
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