Dorfladen Otter bietet jetzt auch Lieferservice

Dorfladen-Inhaber Arno Westerwick mit Melanie Willanowski
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bim. Otter/Kakenstorf. Die Verkaufsflächen von Supermärkten und Discountern sind in den vergangenen Jahren gewachsen. Doch was nützt die größte Auswahl, wenn die Geschäfte mangels Mobilität nicht zu erreichen sind? Gerade auf dem Lande mit schlechter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und in Zeiten der wachsenden, älter werdenden Bevölkerung kommt den Dorfläden - wie in früheren Zeiten den "Tante Emma"-Läden - eine große Bedeutung zu. Doch diese kleinen Geschäfe heutzutage zumindest kostendeckend zu führen, ist offenbar nicht so einfach. Da braucht es Idealisten und ein Konzept, das nicht nur Handwerker beim morgendlichen Brötchenkauf ins Geschäft führt.
Der Dorfladen in Kakenstorf hat seit einigen Wochen geschlossen. Am Wochenende haben die fünften Inhaber die Schlüssel an Vermieterin Hildegard Knüppel zurückgegeben. Sie selbst hatte das Geschäft einst aufgebaut und von 1975 bis 1999 geführt.
In Otter hatte Christa Frank (†) 40 Jahre lang ihren Dorfladen geführt. Seither hat es dort auch mehrere Inhaberwechsel gegeben. Die Gemeinde hat dort bisher die 450 Euro Monatsmiete übernommen. Diese will Arno Westerwick, der den Laden aktuell mit weiteren Mitstreitern führt, aber ab August erstatten, quasi als Untermieter.
Dennoch könnte das Modell, dass die Gemeinde den Dorfladen bezuschusst, auch in Kakenstorf Pate stehen, meint Bürgermeister Heiko Knüppel, der sich aus dem Thema aber wegen Befangenheit heraushalten will. Das müsse der übrige Rat entscheiden. "Die Grundversorung sicher zu stellen, ist Auftrag der Gemeinde", so Knüppel. Ein Mietzuschuss wäre aber nicht möglich, wenn es sich um einen Imbiss handele, wie zuletzt im Dorfladen Kakenstorf etabliert, da das zu den übrigen gastronomischen Betrieben im Dorf zu einer Wettbewerbsverzerrung führe.
Kleiner Lichtblick: Für den Dorfladen in Kakenstorf gebe es inzwischen neue Interessenten, berichtet Heiko Knüppel.

Dass die ortsnahe Versorgung in den Dorfläden ein Zuschussgeschäft ist, wissen Arno Westerwick und seine Mitstreiter vom Dorfladen in Otter. „Gewinnbringend lässt sich ein solches Geschäft nur führen, wenn es von einem Inhaber, der vor Ort wohnt, allein betrieben wird und keine Personalkosten anfallen“, sagt Westerwick. Dennoch untermauert das Dorfladen-Modell, wie wichtig es ist, lokal einzukaufen, wofür auch das WOCHENBLATT mit seiner Kampagne „wir kaufen lokal“ wirbt.
Um den Service vor Ort aufrecht zu erhalten und zu verbessern, haben sich Arno Westerwick und sein Team wichtige Neuerungen einfallen lassen. So gibt es beim Dorfladen in Otter (DinO) nun für Menschen, die nicht mehr so mobil sind, jeweils bis 22 Uhr einen Lieferservice. Außerdem ist der Dorfladen wohl der einzige in Deutschland, der Einzelhandelskaufleute ausbildet.
Wie berichtet, hatten Arno Westerwick und weitere Mitstreiter den Dorfladen im Mai vergangenen Jahres übernommen und den Verein „Kulturverein Bürgerplus der Samtgemeinde Tostedt und Umgebung“ gegründet. Da das kleine Geschäft aber natürlich Gewinn erwirtschaften muss, um sich selbst tragen zu können, war ein Betrieb unter Vereins-Regie nicht möglich. Stattdessen wird DinO nun als Unternehmergesellschaft geführt.
Geblieben ist das Konzept, mit dem überwiegend auf frische Produkte aus der Region gesetzt wird. So arbeitet DinO u.a. mit dem Obsthof Busch aus Todtglüsingen, dem Hof Oelkers in Wenzendorf-Klauenburg und dem Eierhof Prigge in Heidenau-Hollinde zusammen sowie mit der Hausschlachterei Miesner in Scheeßel, Bäckerei Bahde in Seevetal und Bäcker Schrader in Apensen. Neu ist die Kooperation mit der Firma „Resch & Frisch“. So können jetzt im Dorfladen auch Pizzen und Flammkuchen frisch gebacken werden.
Der Dorfladen wird gerne angenommen - morgens von Handwerkern, nachmittags von Jugendlichen und den Gästen des Ferienclubs Otter sowie natürlich von den erwachsenen und älteren Bürgern im Dorf, die dort neben den frischen Produkten auch alles für den täglichen Bedarf finden und den Service mit Postagentur und DHL-Station nutzen oder dort auf eine Tasse Kaffee hingehen, um sich auszutauschen.
Weil der Dorfladen als „zuverlässiger Partner für ein aktives Dorfgeschehen“ vorbildlich ist, wurde Arno Westerwick von der Arbeitsgemeinschaft Osteland kürzlich mit dem Oste-Kulturpreis „Der Goldene Hecht“ in der Kategorie „Dorfleben“ ausgezeichnet (das WOCHENBLATT berichtete).
• Öffnungszeiten: montags bis freitags von 5.30 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 6 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 7 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr.
• Wer den Lieferservice nutzen möchte, meldet sich unter Tel. 0160-4320096.
• Wer sich im DinO zum Einzelhandelskaufmann oder -frau ausbilden lassen möchte, bewirbt sicht bei Arno Westerwick unter Tel. 04182-8062323.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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