Oliver Wolkenhauer im WOCHENBLATT-Gespräch
In Tostedt fehlt bezahlbarer Wohnraum für Familien
bim. Tostedt. Nach 25 Jahren mit eigenem Immobilienbüro und noch längerer, einschlägiger Berufserfahrung weiß Immobilienkaufmann Oliver Wolkenhauer um die derzeitige Immobiliensituation, vor allem in seiner Heimatgemeinde Tostedt, bestens Bescheid. Auch ist er als Ratsmitglied im Planungs- und Umweltausschuss in die politischen Entscheidungsfindungen eingebunden. Das WOCHENBLATT sprach mit dem Immobilienexperten darüber, welche Wohnnutzungen aktuell besonders gefragt sind und wie es um die Nachhaltigkeit bei der zunehmenden Versiegelung von Flächen bestellt ist.
WOCHENBLATT: Wo sehen Sie Bedarf für weitere Bebauung bzw. Wohnnutzungen?
Oliver Wolkenhauer: Es fehlen weitere Baumöglichkeiten und Grundstücke für Familien. Eine hohe Nachfrage gibt es auch nach bezahlbarem Wohnraum und kleineren Wohnungen.
Ebenso müssen Gewerbeflächen vorgehalten werden, wenn wir nicht wollen, dass heimische, expansionswillige Betriebe in Nachbarkommunen und -kreise abwandern. Damit würden Tostedt auch Gewerbesteuereinnahmen entgehen.
WOCHENBLATT: Bei einigen Bauprojekten in Tostedt haben viele Bürger den Eindruck, es geht nur um eine größtmögliche Gewinnspanne für den Investor mit optisch überdimensionierten Gebäuden und großen zugepflasterten Parkflächen. Wie stehen Sie dazu?
Oliver Wolkenhauer: Mir liegt bei der Entwicklung von Bebauungsplänen daran, auch die Natur in Form von Grünflächen wiederzufinden für eine nachhaltige Entwicklung. Zumal das in der Niedersächsischen Bauordnung, Paragraf 9, Absatz 2, festgeschrieben ist. Dort heißt es: „Die nicht überbauten Flächen der Baugrundstücke müssen Grünflächen sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind.“ Doch diese Gesetzeslage ist nicht allgemein bekannt.
Rund um meinen Neubau in der Triftstraße 10 werden nach und nach alle freien Flächen begrünt mit Pflanzen, von denen Insekten profitieren.
WOCHENBLATT: Wie können Kommunen für eine nachhaltige Bebauung sorgen?
Oliver Wolkenhauer: Indem vorrangig verdichtet und nicht auf der grünen Wiese und im Außenbereich gebaut wird. Es sollten also vor allem auch Flächen entwickelt werden, die laut Flächennutzungsplan für eine Wohnbebauung vorgesehen sind. Dafür ist es auch notwendig, Bebauungspläne, die schon vor langer Zeit aufgestellt wurden, wieder aus der Schublade zu holen und abschließend zu bearbeiten.
Zahlreiche Wohneinheiten
entstehen aktuell
WOCHENBLATT: In der Gemeinde Tostedt sind binnen eines Jahres mindestens 424 Wohneinheiten geschaffen worden oder befinden sich im Bau. Welchen Handlungsbedarf bringt das Ihrer Meinung nach mit sich?
Oliver Wolkenhauer: Bei dem zu erwartenden Zuzug von Familien ist es notwendig, dass die Infrastruktur für Jung und Alt ebenfalls mitwächst. Es ist wichtig, ausreichend Krippen-, Kindertagesstätten- und Schulplätze ebenso vorzuhalten wie seniorengerechte und betreute Wohnprojekte. Mir liegt viel daran, meine Heimat attraktiv zu gestalten. Gleichzeitig sollte versucht werden, das Problem des zunehmenden innerörtlichen Verkehrs zu lösen.
WOCHENBLATT: Herr Wolkenhauer, wir bedanken uns für das Gespräch.
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