Landkreis Harburg
Betrüger tätigen vermehrt Schockanrufe
Es ist Mittwochnachmittag, kurz nach 14.30 Uhr, als bei Lieschen M. das Telefon klingelt und die 93-Jährige aus dem Mittagsschlaf reißt. Am anderen Ende der Leitung ist ein Staatsanwalt, der erzählt, dass M.'s Tochter einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem ein Kind ums Leben gekommen sei. Deswegen müsse die Tochter jetzt ins Gefängnis. Es sei denn, Lieschen M. würde eine Kaution von 20.000 Euro in bar hinterlegen.
So und ähnlich laufen sogenannte Schockanrufe ab, mit denen dreiste Betrüger derzeit vermehrt in der Region versuchen, Kasse zu machen. Vor allem ältere Menschen sind dabei im Visier der Gauner. Dabei wird oftmals der Enkeltrick mit dem Callcenter-Betrug kombiniert.
Die Betrüger setzen bewusst auf einen Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu unüberlegten und schnellen Entscheidungen zu drängen. Oft bemerken Opfer den Betrug erst, wenn es zu spät ist. "Lassen Sie sich deshalb am Telefon auf keinen Fall unter Druck setzen oder zu kurzfristigen Entscheidungen verleiten - egal, wie plausibel eine Situation zunächst dargestellt wird", rät Carsten Bünger, Präventionsbeauftragter der Polizeiinspektion Harburg.
Es kommen auch Anrufe an, bei denen vorgegeben wird, dass Geld und Wertsachen im Bankschließfach nicht mehr sicher seien und zur Verwahrung an die Polizei übergeben werden müssten. Als Variante wird den potenziellen Opfern auch gesagt, dass es sich bei deren Geld, das auf dem Bankkonto liegt, um Falschgeld handelt, das durch die Polizei überprüft werden muss.
Um den eigentlichen Schwindel zu verschleiern, setzen Betrüger mitunter auch auf die Kombination verschiedener Betrugsmaschen: So folgt auf den Anruf eines (absichtlich) offensichtlichen Enkeltrickbetrügers ein Anruf eines vermeintlichen Polizeibeamten, der nach dem betrügerischen Enkel fahndet.
"In jedem Fall handelt es sich um Betrugsmaschen, um die vorwiegend älteren Menschen zu verunsichern und sie dazu zu bewegen, Geld zu übergeben oder zu hinterlegen", so Bünger.
So kann man sich vor Telefonbetrügern schützen:
"Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotrufnummer 110 an! Das machen nur Betrüger. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie die Nummer 110. Nutzen Sie dafür nicht die Rückruftaste", so Bünger. Auch bei unbekannten Nummern, die anrufen, sei Vorsicht geboten, so der Beamte weiter. "Legen Sie am besten auf, wenn Sie nicht sicher sind, wer anruft und Sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Rufen Sie den Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer an." Wichtig: Am Telefon nie über die persönlichen und finanziellen Verhältnisse sprechen. Und: Niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben.
Übrigens: Lieschen M. ist kein Opfer der Gauner geworden. Sie beendete das Gespräch nämlich umgehend und erstattete Strafanzeige.
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