Land lässt Rasern und Dränglern freie Fahrt

Mit hoher Geschwindigkeit und dichtem Auffahren will sich dieser Autofahrer den Weg freidrängeln und wird dabei gefilmt | Foto: Polizei
  • Mit hoher Geschwindigkeit und dichtem Auffahren will sich dieser Autofahrer den Weg freidrängeln und wird dabei gefilmt
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Zahl der Videowagen der Polizei in Niedersachsen um mehr als 50 Prozent reduziert

(thl). Ein Pkw-Fahrer rast mit fast 160 Sachen durch den 80 km/h-Bereich am Horster Dreieck über die A7. Kurz vor jeder Brücke bremst er auf die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit herunter, damit er nicht von einem eventuellen Brückenblitzer erfasst wird. Dumm für ihn, dass die Polizei mit einem Videowagen (P(olice)P(ilot)S(ystem)-Fahrzeug) hinter ihm ist und alles filmt. Szenenwechsel: Auf der A1 bei Hollenstedt spielt ein Autofahrer Wild-West und versucht, sich mit dichtem Auffahren und Lichthupe den Weg freizudrängeln. Auch er wird von Beamten im PPS gefilmt.
Verkehrssünder, wie diese beiden, können jetzt aufatmen. Denn die Gefahr, dass sie künftig erwischt werden, ist sehr gering. Grund: Das Land spart bei der Polizei. "Die Zahl der PPS-Fahrzeuge wurde von 14 auf insgesamt sechs - je eins pro Polizeidirektion - reduziert", bestätigt Svenja Mischel, Sprecherin des Innenministeriums in Hannover. Grund: "Es wurde in den vergangenen Jahren eine stets rückläufige Feststellungs- und Ahndungsentwicklung verzeichnet." Übersetzt: Die Fahrzeuge haben nicht mehr genug Geld eingebracht.
Klingt so, als seien die Autobahnen sicherer geworden. Das ist aber nicht der Fall. Zwar verloren dort im vergangenen Jahr weniger Menschen ihr Leben. Doch die Zahl der Unfälle (rund 16.000 in 2017) steigt seit 2011 jedes Jahr an. "Deswegen wird die Verkehrsüberwachung mit allen zur Verfügung stehenden personellen und technischen Ressourcen auch weiterhin ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit auf Autobahnen bleiben", so Mischel weiter. Diese reduziert sich allerdings auf Momentaufnahmen durch das Blitzen mit aufgestellten Radargeräten. Dauerraser, wie der eingangs erwähnte, kommen dann ungeschoren davon. Und auch Abstandsmessungen sind nicht mehr möglich.
Bei der Polizei ist man überhaupt nicht begeistert. "Das Land öffnet den Verkehrssündern durch diese Aktion Tür und Tor", so ein frustrierter Beamter.
Übrigens: Der PPS-Wagen der Polizeidirektion Lüneburg wird zurzeit im Baustellenbereich der A7 im Heidekreis eingesetzt.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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