750.000 Euro Schaden in drei Monaten
Landkreis Harburg: Eine Hochburg für Autodiebe
thl. Winsen. Die Zahl der Autodiebstähle im Landkreis Harburg nimmt immer weiter zu - und stellt die Ermittler der Polizei vor nahezu unlösbare Aufgaben. Denn die Täter hinterlassen so gut wie keine Spuren.
"Im August wurden im Landkreis Harburg drei Komplettentwendungen von Pkw angezeigt, im September waren es bis heute vier", bestätigt Polizeisprecher Jan Krüger auf Nachfrage. "In insgesamt vier weiteren Fällen blieb es beim Versuch, entsprechende Spuren waren an betroffenen Fahrzeugen zu finden." Die Schadenshöhe beläuft sich im August auf rund 86.000 Euro. Im September waren zwei Fahrzeuge dabei, deren Wert jeweils bei rund 80.000 Euro lag. So ergibt sich für den Monat September eine Gesamtschadenshöhe von etwa 216.000 Euro.
Doch das ist nur die Spitze des Eisberges. Bereits seit Monaten verschwinden im Landkreis immer wieder Fahrzeuge. Im Juli waren es drei Pkw im Gesamtwert von rund 183.000 Euro und im Mai ebenfalls drei Autos im Gesamtwert von rund 300.000 Euro.
Autos, die gestohlen werden, sind meist aufgerüstete Mercedes- oder BMW-Fahrzeuge sowie Porsche. Seltener trifft es einen VW Golf oder einen anderen Autotypen.
Der Landkreis Harburg als Hochburg für Autodiebe. Anders sieht es dagegen schon im Landkreis Stade aus. Dort sind in den vergangenen Monaten "nur" zwei Pkw weggekommen. Da dort Anfang September aber ein Porsche 911 und ein BMW X4 "den Besitzer wechselten", liegt der Schaden dort auch bei rund 150.000 Euro. In den zurückliegenden drei Jahren hat es nach Auskunft der Stader Polizei keine anderen Fälle eines gezielten Luxusauto-Klaus gegeben.
Den Grund, warum es im Landkreis Harburg mehr solcher Straftaten gibt, sehen die Fahnder in der hervorragenden Infrastruktur mit 16 Autobahnanschlussstellen. Das bietet den Tätern sehr gute Fluchtmöglichkeiten.
Die Polizei geht davon aus, dass die Taten durch verschiedene hochprofessionalisierte Tätergruppierungen begangen wurden, die zum Teil parallel tätig waren. "Ob Fahrzeuge ganz konkret 'auf Bestellung' gestohlen werden, oder die Täterschaft sich an im Zielmarkt beliebten Modellen orientiert, ist uns nicht bekannt", so Krüger weiter.
Viele Fahrzeuge verfügen heute über Ortungstechnik. Ist es da nicht einfach, die geklauten Fahrzeuge schnell wiederzufinden? "Die Täterschaft hat durchaus Techniken entwickelt, diese Ortung zu manipulieren - wie sie es ja auch schafft, die schlüssellosen Zugangssysteme zu überlisten", sagt Krüger. "Häufig sind Ortungen also zum Zeitpunkt der Tatentdeckung nicht mehr möglich."
Das schlüssellose Zugangssystem (Keyless Go) ist ein echter Schwachpunkt bei den Autos. Es ist zwar komfortabel, doch Diebe verlängern das Funksignal zwischen Schlüssel und Auto mit Hilfe von zwei Relaisstationen auf das für sie erforderliche Maß und können so die Fahrzeuge öffnen, starten und nahezu lautlos entwenden.
Nach polizeilicher Einschätzung werden die meisten im Landkreis Harburg entwendeten Fahrzeuge in Richtung Osteuropa verbracht. "Bei Kontrollen an den Grenzen zu Polen gibt es immer wieder Fahndungstreffer, sodass Fahrzeuge beim Grenzübertritt sichergestellt werden können. In der Regel kann dadurch aber nur der Kurier/Fahrer ermittelt und dem Strafverfahren zugeführt werden", so der Sprecher der Polizeiinspektion Harburg abschließend.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.