Mit Drohnen auf Einbrecherjagd
Polizei testet neue Wege im Kampf gegen Straftäter
(thl). Donnerstagabend: Gegen 20.30 Uhr läuft bei der Polizei in Winsen ein Einbruchsalarm von einem Wohnhaus in Stöckte auf. Sofort drückt der wachhabende Beamte auf einen Knopf und startet damit eine Drohne, die umgehend Richtung Tatort fliegt und noch vor dem ersten Streifenwagen vor Ort ist. Ausgerüstet mit einer hochauflösenden, mit Nachtsicht- und Wärmebildfunktion ausgerüstete Kamera filmt die Drohne die gesamte Umgebung und liefert die Bilder sofort an die Polizeiwache. Dort sehen die Beamten, wie zwei maskierte Täter aus dem Haus laufen und eine Straße weiter in einen VW Golf springen. Doch die Flucht dauert ncht lange. Nur zwei Minuten später wird der Golf von drei Streifenwagen gestoppt - Handschellen klicken.
Dies ist ein fiktiver Fall, doch so ähnlich könnte bald die Wirklichkeit aussehen. Mit Drohnen auf Einbrecherjagd.
Mit einer Geschwindigkeit von rund 80 Stundenkilometern fliegt die Drohne, die von dem Unternehmen Globe UAV im nordrhein-wetsfälischen Delbrück entwickelt wurde. Sie hat eine Reichweite von etwa 60 Kilometern und kann eine Stunde in der Luft bleiben. Zeit genug, um Gauner auch im ländlichen Raum im Auge zu behalten, in dem die Polizei meist eine längere Anfahrtszeit hat. Gesteuert wird "fliegende Überwachung" über das Internet.
In Delbrück wird die rund 40.000 Euro teure Drohne, die von den Entwicklern ausschließlich an die öffentliche Hand verkauft wird, bereits als Pilotprojekt getestet. Und auch hier ist die Polizei einem solchen Versuch gegenüber nicht abgeneigt. "Wenn es funktioniert, warum nicht", sagt ein Fahnder, der allerdings befürchtet, dass eine solche Verbrecherjagd gleich wieder Datenschützer auf den Plan rufen würde.
Trotzdem: "Derzeit befindet sich eine sogenannte Drohne - im polizeilichen Sprachgebrauch „UAS-Pol“ (Unmanned Aircraft System-Police) genannt - bei der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen in Hannover mit dem Ziel einer polizeilichen Verwendungszulassung in der Erprobung", sagt Hans Gehrmann, Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. "Zu den zahlreichen Einsatzmöglichkeiten zählen u.a. die Suche nach vermissten Personen, die Überprüfung von Geländeteilen bei Evakuierungen (z.B. Bombenräumungen), die Dokumentation bei Katastrophenfällen (z.B. Deichsicherung bei Hochwasser) oder auch die Dokumentation größerer Verkehrsunfälle." Der Einsatz erfolge dabei immer im Rahmen der strengen datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Gehrmann weiter: "Unabhängig davon, befasst sich das Landespolizeipräsidium im Ministerium auch mit der Thematik des polizeilichen Einsatzes von Drohnen zu Zwecken der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung." Wie lange die Testphase andauert, bzw. wann und ob überhaupt es zu einem flächendeckenden Drohnen-Einsatz kommt, sei derzeit noch völlig offen.
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