Winsen an der Luhe
POLIZEI: "Wir sind bald nicht mehr einsatzfähig"

thl. Winsen. "Unsere personelle Besetzung ist eine mittlere Katastrophe", sagt ein Polizeibeamter (Name der Redaktion bekannt) im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. "Wenn größere Veranstaltungen sind, wie z.b. der Besuch der Bundeskanzlerin in Winsen am Dienstag, haben wir gerade noch eine Streifenwagen für den normalen Dienst im Einsatz - für den halben Landkreis. Die restlichen Kollegen, die überhaupt noch da sind, sind dann in andere Aufgaben eingebunden."
Blutet unsere Polizei aus? "Eindeutig ja", sagt der Beamte, der aus Angst vor einem Disziplinarverfahren seinen Namen nicht nennen will. Denn Internes ausplaudern, ist bei der Polizeiführung verpönt. "Ich will aber nicht herumstäckern, sondern wachrütteln. Denn meine Kollegen sind alle motiviert und machen einen guten Job."
Das Hauptproblem an dem Personalmangel sieht der Polizist in der von der Landesregierung ausgegebenen Frauenquote von 25 Prozent in der Schutzpolizei. Im Landkreis Harburg ist dieses Ziel erreicht, hier beträgt die Quote sogar 26,9 Prozent, der Landkreis Stade liegt bei 18,7 Prozent. "An sich eine gute Sache. Aber da gibt es leider ein Problem, das die Natur eingerichtet und die Regierung offenbar nicht beachtet hat", so der Beamte. "Denn nahezu alle weiblichen Bediensteten werden früher oder später schwanger." So wie die Schwangerschaft festgestellt ist, würden die Frauen sofort in den Innendienst versetzt. Und irgendwann auch dort für meist einen längeren Zeitraum ausfallen. "Zählt man noch die Kollegen dazu, die im Urlaub, krank, in Elternzeit oder auf Fortbildungen sind, fehlen mehr als ein Drittel aller Beamten im täglichen Dienst. Das hat zur Folge, dass manche Schichten nur noch mit maximal 50 Prozent der Sollstärke besetzt sind", so der Staatsdiener. Das sei auf Dauer für den Einzelnen nicht mehr zu leisten. "Wenn der Innenminister 25 Prozent Frauen in der Polizei haben will, muss er auch 25 Prozent mehr Personal einstellen", so der Beamte abschließend.

Info: Frauen bei der uniformierten Polizei gibt es in Niedersachsen erst seit 1981. Was heute selbstverständlich ist, war damals ein mutiger, aber auch wichtiger Schritt, der zum Ausbau der sozialen Stellung und der beruflichen Anerkennung der Frau in der Gesellschaft beitragen und die Wirksamkeit der polizeilichen Arbeit erhöhen sollte. Ein Konzept, das aufgegangen ist, aber naturgemäß auch "Probleme" mit sich bringt.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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