Vom "Rennfahrer" zum Fußgänger
Winsens Kontaktbeamter Horst Kraßmann geht in Pension
thl. Winsen. Er ist das Gesicht der City Wache: Kontaktbeamter Horst Kraßmann. Insgesamt 16 Jahre hat er seinen Dienst in den kleinen Räumen in der Rathausstraße versehen. Doch in Kürze ist Schluss. Am Jahresende geht der 63-Jährige in Pension. Nach insgesamt 45,5 Dienstjahren.
"Grundsätzlich freue ich mich auf die Zeit nach dem Dienst", sagt Kraßmann. Seine Familie mit Frau, drei Kindern und vier Enkeln, Haus und Garten sowie Sport und andere Hobbys lassen keine Zeit für Langeweile. "Außerdem planen wir für die Zeit nach Corona eine Fahrradtour durch Frankreich in Richtung Atlantikküste", lacht er.
Geboren und aufgewachsen im Winsener Ortsteil Borstel, ging Horst Kraßmann nach seinem Schulabschluss 1976 zum Bundesgrenzschutz in Lüneburg. Von dort erfolgte eineinhalb Jahre später eine Abordnung zum Bahnhof Emmerich an der niederländischen Grenze. "Es war die Zeit des Terrors in Deutschland. Damals haben wir viele Zugkontrollen durchgeführt", erinnert er sich. Terroristen nahm er nicht fest, dafür aber viele Drogenkuriere, die mit Betäubungsmitteln aus den Niederlanden einreisten.
Nach weiteren Abordnungen, u.a. nach Aachen, Lauenburg (Elbe) und Zorge im Harz, landete Kraßmann 1989 am Grenzübergang zur DDR. "In der Nacht, in der die Mauer fiel, hatte ich Nachtdienst. Plötzlich tauchte am Schlagbaum ein mit vier Personen besetzter Trabbi aus Boizenburg auf. Die Männer hatten noch ihren Blaumann an, weil sie gerade von der Nachtschicht kamen", so der Beamte. "Sie fuhren kurz in den Westen, drehten dort ein paar Runden und wollten am späten Vormittag noch einmal wiederkommen. Da war der Grenzübergang schon völlig verstopft."
Nach der Wiedervereinigung ließ sich Horst Kraßmann zum Hamburger Flughafen abordnen. Da dort aber keine Planstelle frei war, wechselte er schließlich zur Landespolizei Niedersachsen. Das war 1991 und Kraßmann wurde im Einsatz- und Streifendienst beim Autobahnpolizeikommissariat Winsen eingesetzt. 14 Jahre blieb er dort. "Wir hatten dort ein breites Aufgabenspektrum - von der Fahrzeugkontrolle über die Abarbeitung von Unfällen bis zur Fahndung nach Straftätern", blickt er zurück.
Bevor Kraßmann sich 2005 auf die City Wache umsetzen ließ, absolvierte er noch 2001 einen Aufstiegslehrgang für den gehobenen Dienst. "Der Wechsel zur City Wache war bewusst gewählt, da ich nach so vielen Jahren auf der Autobahn nochmal etwas anderes machen wollte. Deswegen bin ich quasi vom Rennfahrer zum Fußgänger geworden." Denn der Job auf der City Wache ist komplett anders als der im Einsatz- und Streifendienst. "Ich habe immer versucht, mindestens einmal am Tag durch die Innenstadt und den Eckermannpark zu laufen. Denn Präsenz zeigen ist wichtig", so Horst Kraßmann. Auch Fahrradkontrollen sowie Verkehrs- und Präventionsunterricht an den Schulen gehörten zu Kraßmanns Aufgaben. Genauso wie die Ausbildung von Schüler- und Elternlotsen.
Kinder lagen ihm immer besonders am Herzen, sagt der Beamte. Schon in den Kindergärten baute er den ersten Kontakt der Kleinen mit der Polizei auf. "Ziel war immer, den Kindern die Angst vor der Polizei zu nehmen." Deswegen wird er auch wütend, wenn er einen Elternteil hört, der seinem Kind sagt, es würde von der Polizei abgeholt, wenn es nicht brav sei. "Das gehört sich nicht. Erwachsene sollen Vorbilder für Kinder sein", sagt er.
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